Experimentelle Untersuchungen von HERTZ über sehr schnelle elektrische Schwingungen. 419
40 ez Seitenlánge, verbunden durch einen 70 cz langen Kupferdraht mit Funken-
strecke. Der secundáre Kreis steht demselben vertical gegenüber und kann in
seiner Ebene um die Axe MN gedreht werden. Fällt die Funkenstrecke in
die Horizontalebene von 4 4', so bleibt dieselbe funkenfrei. Bei einer Drehung
um die Axe, durch welche Z in etne höhere oder tiefere Lage gelangt, treten
Funken auf und erreichen ein Maximum an den Enden des verticalen Durch-
messers CC'. Funken entstehen aber auch in der neutralen Lage (Funkenstrecke
in D), wenn dem Erreger von oben ein leitendes System genáhert wird. Um
sie wieder zum Verschwinden zu bringen, muss der Kreis derart um MV ge-
dreht werden, dass die Funkenstrecke in den Quadranten 2C tällt. Wird durch
die elektrischen Schwingungen in einem Isolator eine periodisch wechselnde
Polarisation erregt, welche ihrerseits elektrodynamische Wirkungen ausübt, so
müssen durch Annáherung isolirender Massen bei der neutralen Lage des Kreises
wieder Funken entstehen. Sie müssen ferner bei entsprechender Drehung des
Kreises wieder zum Verschwinden gebracht werden kónnen.
Als grössere Blöcke (zunächst von Papier, dann von Asphalt) in / un-
mittelbar unter dem secundären Kreis aufgestellt wurden, erschienen die Funken
bei D und verschwanden oder erreichten wenigstens ein ausgesprochenes Mini-
mum, wenn / um 23° in der Richtung DC’ verlegt wurde. Aehnliche Wirkungen
übten verschiedene andere Isolatoren: Pech, Holz, Sandstein, Schwetel, Paraffin,
Petroleum aus, so dass hierdurch die elektrodynamische Wirkung schnell
wechselnder Polarisationen in dielektrischen Medien nachgewiesen ist.
Durch die Entdeckung dieser Thatsache hat eine der Grundannahmen der
FaRADAY-MaxwELL'schen Tbeorie eine Bestátigung erfahren.
4) Diese Theorie führt weiter zu dem Resultat, dass sich die elektrodyna-
mischen Wirkungen im luftleeren Raum (oder sehr wenig davon verschieden in
der Luft) mit der Ge-
schwindigkeit des Lich- SC
tes ausbreiten.
Eine Beantwortung
dieser Frage unternahm . 3 alb. eI
H. HERTZ!) mit Hilfe
der folgendenVersuchs-
anordnung (Fig. 240).
Der einen Platte 4 des
primären Leiters 44 4' (P. 240.)
steht eine Platte - P
gegenüber, von welcher aus ein Draht zunächst über M und /V, dann aber hori-
zontal und geradlinig weitergeht. Derselbe führte bei einigen Versuchen zu einer
Erdleitung, bei anderen war das entfernte Ende isolirt. Da bei Ladung von 4
Platte P entgegengesetzt geladen wird, so entstehen in dem langen Draht während
der Thätigkeit des Inductoriums ebenfalls elektrische Schwingungen. An dem
fernen Drahtende reflektirt, bilden sich dieselben zu stehenden Wellen aus. Sie
üben auf benachbarte Leiter erregende Wirkungen aus. Als secundäre Leitung
diente entweder der mehrfach erwähnte Drahtkreis oder ein Quadrat von 60 cm
Seitenlänge, beide mit kleinen Funkenstrecken versehen. Ihre Mittelpunkte liegen
in der Mittellinie AS. Gleichzeitig erfahren dieselben eine direkte, durch die
Luft sich fortpflanzende Wirkung von Seiten des primáren Erregers.
1) H. HERTZ, Sitzungsber. d. Berl, Akad. v. 2. Febr. 1888; WIED. Ann. 34, pag. 551— 569. 1888.