522 Technische Anwendungen der Induction.
Dasselbe hat besonders die tolgenden Vorzüge:
a) Derselbe Apparat kann als Sender und Empfíánger dienen.
b) Galvanische Ketten sind bei der Uebertragung der Sprache nicht er-
forderlich. -
c) Die durch das BErL'sche Telephon erregten, elektrischen Ströme sind
nicht discontinuirlich, sondern es sind Wechselströme.
d) Das Telephon ist leicht zu handhaben, stets zum Gebrauch bereit.
Hiernach kann also das Telephon an beiden Stationen (zum Sprechen und
zum Hören) benutzt werden. Dies geschah anfänglich fast überall.
Dagegen hat man später, bei Beibehaltung des Telephons als Empfänger,
für den Sender einen anderen, kurze Zeit nachher erfundenen Apparat, das Mikro-
phon benutzt, der dann besonders vorzuziehen ist, wenn es sich um die Ueber-
tragung von schwachem Schall durch Leitungen von grossem Widerstand handelt.
Wir gehen nun zu einer kurzen Beschreibung der eben genannten Apparate,
sowie der für den Fernsprechverkehr getroffenen Einrichtungen über, indem wir
für alle Einzelheiten auf die folgenden Specialwerke verweisen.
TH. SCHWARTZE, Telephon, Mikrophon, Badiophon. A. HARTLEBEN's Elektro-
technische Bibliothek. 3. Aufl. 1892.
C. GRAWINKEL, Lehrbuch der Telephonie und Mikrophonie. Berlin, J. SPRINGER.
1884. —
V. WigTLIsBACH, Die Technik des Fernsprechens. A. HARTLEBEN's Elektro-
technische Bibliothek. 1886.
B. Telephon und Mikrophon.
Das BzLL'sche Telephon besteht (Fig. 307) aus einem Stahlmagnet (meist
vier prismatische Lamellen) ANS Derselbe ist mit Polschuhen aus weichem
Eisen versehen, von denen der eine eine Spirale von dünnem,
AX AX gut isolirtem Draht und ziemlich grossem Widerstand trägt.
zi: [0 Unmittelbar darüber ist in dem Holzgehäuse des Magnets
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S 7 eine diinne Eisenmembran befestigt.
[95 Wird durch die Schallóffnung gegen dieselbe gesprochen,
A so wird der Magnetismus des aus Stahlmagnet und Eisen-
membran bestehenden Systems vergrössert oder verkleinert,
je nachdem die Membran sich dem Pol nähert oder von
ihm entfernt. Dementsprechend entstehen in der Drahtrolle
periodisch verlaufende Ströme, welche den Schwingungen
der Eisenmembran genau entsprechen. Von den Klemm-
schrauben K.K' des ersten Telephons geht der Wechselstrom
zu den Polklemmen des zweiten Telephons und verstürkt
oder schwächt dort die magnetische Wirkung des Stahl-
magnets auf die Eisenplat o. In Folge dessen führt dieselbe
eine Schwingungsbewegung aus, welche sie der Luft mit-
theilt. Die Verdichtungen und Verdünnungen repräsentiren
daher eine der ersten sehr ähnliche Schallbewegung, aller-
dings von viel geringerer Intensität.
Das BeLL’sche Telephon muss gerade in Folge seiner
Einfachheit in construktiver Beziehung als ein Meisterwerk
bezeichnet werden.
Die einzige, wesentliche Verbesserung, welche dasselbe später erfahren hat,
besteht in der Ersetzung des einfachen Magnetstabes durch einen Hufeisenmagnet.