Fernwirkungstheorien. 553
Würden sich Abweichungen der so berechneten elektromotorischen Kráfte von den
beobachteten ergeben, so würde das auf eine Trágheit der Elektricitit schliessen
lassen!). Diese Frage wurde von HERTZ?) untersucht. Er zeigte, dass, wenn die
Elektricitát tráge Masse habe, dass dann die elektromotorische Kraft der Extra-
ströme ebenso wenig wie die Integralstrome der fremden Induction durch solche
Triagheit beeinflusst werden kónnen, dass dagegen die Integralintensitit des
Extrastromes dadurch grosser sein müsse, als sie ohne diese Annahme berechnet
wäre. Wenn in der Volumeneinheit eines Leiters \ Einheiten positiver
Elektricität vorhanden sind und jede Einheit p z;gr wiegt, so ist die ganze in
einem Leiter vom Querschnitt ¢ und der Linge / bewegte tráge Masse — pgAXZmgr.
Fliesst ein Strom von der Intensität 7 durch den Draht, so ist die Zahl der
elektrostatischen Einheiten, welche durch jeden Querschnitt fliesst, einerseits
— 155370:1097 (bei der WzBER'schen Messmethode für den elektrischen Strom),
andererseits — Ag mal der Geschwindigkeit der Strómung. Also ist
m 1553701062
gÀ
und die kinetische Energie der Strómung ist:
1 155370 - 108) 2 7?
een fi 77] 5
2 g
t 14s 1558702. 101? 1. [2
mug A ar,
/. :155370?.1012 =~... .
Die Grösse m ist messbar, y = EE ist diejenige Grôsse, welche
zu bestimmen ist. Hat die Elektricitát keine Trügheit, so ist p — 0, anderenfalls
ist ww von. Null verschieden. p (in mgr mm) ist die kinetische Energie der
Strömung in 1 mm? eines Leiters, in welchem die magnetische Stromdichtigkeit !)
herrscht. Aus seinen ersten Versuchen mit Kupferdrähten erhielt Hertz für
p den Werth — 0:008 mg» mm, d. h.:
Die kinetische Energie der elektrischen Strömung in einem mm? eines
kupfernen Leiters, welcher von einem Strome von der Dichtigkeit 1 (im
magnetischen Maass) durchflossen wird, ist kleiner als 0-008 Milligrammmilli-
meter. Da man über die Geschwindigkeit v der Strömung nichts weiss, so kann
man daraus auch nicht etwa auf die Masse eines Elektricitätstheilchens schliessen.
Wihrend dieser Werth von p aus der Intensität von Extrastrómen abgeleitet war
und nur unter gewissen Annahmen richtig war, ergab sich bei einer zweiten ganz
anderen Versuchsanordnung (über die die Originalarbeit nachzusehen ist) das
bestimmte Resultat, dass p. « 0°000185 mgr mm ist. HERTZ macht übrigens darauf
aufmerksam, dass in Elektrolyten die elektrischen Stróme zweifellos erhebliche
Trügheit besitzen, da die Elektricität sich bei diesen nur mit tráger Masse zu-
gleich bewegt?).
Während so die Erscheinungen der Elektrostatik und der Elektrokinetik des
constanten Stromes sich auf Grund der Annahme der zwei Fluida (von welcher
die Hypothese eines Fluidums nach dem Obigen nur ein specieller Fall ist) und
auf Grund der Annahme des Courowe'schen Gesetzes als des Grundgesetzes der
Wirkung zwischen zwei Theilchen dieser Fluida erkliren lassen, versagt diese
T) W. WEBER, Elektrodyn. Maassbestimmungen, insbes. über elektr. Schwingungen. Ber. d.
sáchs. Ges. 6, pag. 710. 1864.
1) HERTz, WIED. Ann. 10, pag. 414. 1880; 14, pag: 581. 1881.
3) Versuche über dieselbe Frage s. L. LORENZ, WiED. Ann. 7, pag. 161. 1879.