554 Erklärungsversuche für die elektrischen Erscheinungen.
Erklärung zunächst, sobald es sich um die elektrodynamischen und Inductions-
erscheinungen handelt. Wenn es sich um zwei Stromelemente handeit, so hat
man in jedem eine doppelte Bewegung der Elektricitit anzunehmen und man
hat dann vier Wechselwirkungen zwischen den Elektricititsmengen, zwei ab-
stossende zwischen den beiden positiven und den beiden negativen und zwei
anziehende zwischen der positiven Masse im ersten und der negativen im zweiten
und zwischen der negativen im ersten und der positiven im zweiten Stromelement.
Diese anziehenden und abstossenden Kräfte sind aber einander gleich und
entgegengesetzt nach dem CouLowP'schen Gesetz, und daher würden zwei Strom-
elemente keine Kraft aufeinander ausüben, entgegen der Erfahrung, welche in dem
AMPERE'schen Gesetz niedergelegt ist. Will man also den elektrischen Strom
durch die Bewegung der elektrischen Fluida erklären, so muss man annehmen,
dass die Kraft zwischen den Theilchen derselben nicht bloss von ihrer Menge
und ibrer Entfernung, sondern auch von ihrer Bewegung abhängt und man
kommt so folgerichtig zu dem WEBER’schen Grundgesetz !), welcher das COULOMB-
sche als speciellen Fall enthält.
Es ist dabei noch auf folgendes aufmerksam zu machen. Die AMPERE’schen
Gesetze beziehen sich auf die an den Stromträgern angreifenden Kräfte, die
elektrostatischen Kräfte auf die Elektricitäten. Die Resultante der elektrostati-
schen Kräfte wird an dem Stromträger angreifen, wenn die Elektricität mit
diesem fest verbunden ist. Das ist aber im galvanischen Strom nicht der Fall.
Aber, wenn auch die Elektricitäten in der Richtung des Leitungsdrahtes ver-
schiebbar sind, so sind sie doch in dieser Richtung nicht frei beweglich.
Denn sonst müsste der Strom auch bei Ausschaltung der elektromotorischen
Kraft dauernd fortbestehen. Der Träger der Elektricitäten übt also thatsüchlich
einen Widerstand gegen die Bewegung der Elektricitáten aus und in Folge dieses
Widerstandes werden die Kráfte, die auf die Elektricitáten wirken, mittelbar auf
den Träger übertragen.
Aus den AmPERE’schen Beobachtungen zieht nun W. WEBER den Schluss,
dass zwei elektrische Massen desto schwächer (abstossend oder anziehend, je
nachdem sie gleichartig oder ungleichartig sind) auf einander wirken, je grösser
das Quadrat ihrer relativen Geschwindigkeit ist und durch weitere Analyse des
AMPERE schen Gesetzes findet er, dass die Kraft, mit der zwei elektrische Massen
ce' in der Entfernung » auf einander wirken, ist
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Resp ll "at (5) zh 20577
Diese Formel, die das WEBER'sche Gesetz ausdrückt, giebt also die Kraft
zwischen zwei Elektricitätsmengen ganz allgemein. Dass durch diese Annahme
über die Kraft das AMPERE’sche Gesetz sich ableiten lässt, hat WEBER in folgen-
der Weise am einfachsten gezeigt.
Die AMPEREsche Formel für die abstossende Kraft zweier Stromelemente ist
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worin ds, ds' die Längen der Stromelemente 7, 7' die Stromstürke, » die Ent-
fernung, e den Winkel (ds, ds'), Ÿ den Winkel (7, ds), und 8' den Winkel (7, ds")
bedeuten.
a
"m (cos £ — > cos Ÿ cos v) dsds',
D W. WzsEn, Elektrodyn. Maassbestimmungen I. 1846; zweiter Abdruck Leipzig 1890.
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