Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
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MEHREREN OH uet 
  
  
  
   
Modificirte Fernwirkungs-Theorie. 559 
ein fein suspendirter, polarelektrischer Kórper anzubringen. Nach WEBER wird 
derselbe abgelenkt, nach RIEMANN und Crausivs nicht. 
Als hoffnungslos sind zu verwerfen: 1) Alle Versuche über geokinetische 
Wirkungen nach dem Cravsius'schen Gesetz; 2) alle Versuche, in denen blos 
freie Elektricitát vorkommt !). 
Zusammenfassend ergiebt sich also, dass die Fernkraft-Hypothesen der elek- 
trischen Fluida, um alle Erscheinungen der Elektricität zu erklären, zwischen 
zwei Theilchen des elektrischen Fluidums Kräfte annehmen müssen, die von der 
Geschwindigkeit und der Beschleunigung der Theilchen abhängen. Dabei macht 
die dualistische Theorie diese Kraft abhängig von den relativen Bewegungen, 
während die unitarische Theorie sie von den absoluten Bewegungen abhängen 
lässt. Die Frage nach der Richtigkeit der Fernkraft-Theorie kommt also hinaus 
auf die Frage nach der Richtigkeit dieser elektrodynamischen Kraftgesetze. 
Abgesehen von den Einwünden, welche v. HELMHOLTZ gegen das WzBER'sche 
Gesetz erhoben hat, ist durch die Herrz'schen Versuche eine definitive Ent- 
scheidung gegen diese Gesetze gegeben, in sofern als diese Versuche sich aus 
diesen Gesetzen nicht theoretisch ableiten lassen. 
B. Modificirte Fernwirkungs-Theorien. 
Einige Theorien nehmen an, dass die elektrischen Krifte Zeit brauchen, 
um von einem Punkt zum andern zu gelangen. Sie machen aber keine An- 
nahme über die Natur des Mediums, in dem die Fortpflanzung vor sich geht. 
Sie können deshalb nur als etwas modificirte Fernkrafttheorien angesehen werden. 
Die am meisten ausgearbeitete ist die Theorie von EDLUND. 
Theorie von EDLUND. 
Die Theorie der Elektricitit die EpLuND?) aufgestellt hat, nimmt den Licht- 
dther als denjenigen Stoff an, dessen grössere oder geringere Menge in einem 
Körper die Elektrisirung, dessen Strömung den elektrischen Strom bedingt. 
Ein Körper besteht aus materiellen Molekülen mit Aetherhüllen und freiem 
Aether. Ein Ueberschuss an letzterem über den normalen Betrag macht den 
Körper positiv elektrisch, ein geringerer Betrag negativ elektrisch. Die An- 
ziehungen und die dadurch hervorgebrachten Bewegungen zwischen zwei Körpern 
finden nicht im leeren Raume, sondern im Aether statt, müssen also nach dem 
AncHIMEDI'schen Princip berechnet werden. 
Der galvanische Strom entsteht durch Fortbewegung des Aethers. Die 
Stromstärke ist der Aethermenge proportional, die durch einen Querschnitt pro 
Secunde hindurchgeht. Die elektromotorische Kraft wirkt wie eine Pumpe, die 
den Aether durch den Leitungskreis treibt. Der Widerstand wird durch den 
hydrostatischen Druck erklärt, nicht etwa durch eine Reibung zwischen den 
Molekülen. Der so definirte Widerstand ist der Stromstärke proportional. Es 
ergiebt sich dann, dass der Widerstand eines Leiters von seiner absoluten Ge- 
1) Aehnliche Untersuchungen: FRÖHLICH, WIED. Ann. 9, pag. 261. 1880; I2. pag. 121. 
1881. — DELSAULX, Beibl. 5, pag. 891. 1881 — LORBERG, PoGG. Ann. Erg. 8, pag. 599. 1877. — 
ScHATZ, Ueber das Grundgesetz der Elektrodynamik. Bonn, Dissert. 1880. 
2) EDLUND, Arch. sc. phys. nat. Nouv. Sér 43, pag. 209. 1871. — PucGG. Ann., Ergbd. 6, 
pag. 95. 1873. — Kongl Svenska Vetenskaps Akademiens Handlingar, 12, No. 8. 16, No. 1. — 
PoGG. Ann. 148, pag. 421; 149, pag. 87. 1873; 156, pag. 590. 1875. — WIED. Ann. 2, 
pag. 347. 1877; 15, pag. 165. 1882. 
   
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
  
   
    
	        
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