Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

    
  
  
  
    
   
  
     
    
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
    
    
   
    
  
   
   
  
Erklärungsversuche für die elektrischen Erscheinungen. 
  
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Später hat MAxWELL diese Formel noch für die Dispersion erweitert ?). 
Da in dieser Formel alle Grössen messbar sind, ausser 7 und s, so kann 
man, wie GRAETZ?) gezeigt hat, daraus zunüchst ein relatives Maass für die 
Grósse der Wirbel in verschiedenen Substanzen finden. Es ergiebt sich diese 
Grósse für feste und flüssige Kórper im Allgemeinen nicht sehr verschieden, für 
gasfórmige dagegen viel kleiner. Es wird z. B. der Radius der Molekularwirbel, 
wenn er für Wasser = 1 gesetzt wird, für 
Schwefelkohlenstoff 2:23, Salpetersäure 0:60, 
FanADAY's Glas 9-90. Kreosot 0:77. 
Dagegen für 
Wasserstoff 0:00057, Sauerstoff 0:00047, Kohlenoxyd 0:00100. 
Für Eisen dagegen wird » = 3000, fiir Nickel etwa 1500, fiir Kobalt 3400. 
Diese Grosse von z für die stark magnetischen Substanzen legt die Annahme 
nahe, die schon MAXWELL ausgesprochen hat, dass im Eisen die Moleküle als 
Ganzes wirbeln. Dadurch erhält man absolute Werthe von ». Es ist danach 
der Radius eines Molekularwirbels im Wasser 
#< 31-10-12 (mm, 
und so entsprechend für die anderen Substanzen. 
Ferner ergiebt sich dann eine untere Grenze für die Dichtigkeit des freien 
Lichtäthers, nämlich 
$«:9.]0716, 
Eine obere Grenze für s ist nach einer Betrachtung von W. THOMSON 
s > 10-15. 
Wenn auch die Theorie von MAxwELL in bemerkenswerther Vollständigkeit 
die elektrischen Erscheinungen erklärt, so leidet sie doch an tiefen, inneren 
Schwierigkeiten, von denen die hauptsächlichsten sind, dass erstens die Wirbel- 
substanz selbst als flüssig und doch als elastisch fest angenommen wird und dass 
zweitens im Grunde ausser dem Aether ein noch feinerer Stoff, der der Zwischen- 
partikeln, eingeführt wird?). 
c) Molekulartheorie. 
J.J. THowsoN?) hat versucht, die Eigenschaften der Elektricitit und des 
Magnetismus durch eine eigenthümliche Molekulartheorie verstándlich zu machen. 
Er nimmt an, dass in einem elektrostatischen Feld die Róhren elektrostatischer 
Induction reale Existenz haben, dass sie entweder in sich zurücklaufende Ring- 
róhren sind, oder dass sie zwei Atome von Kórpern oder eines einzigen Kórpers 
mit einander verbinden. Ihre Form und Lage soll beliebig veründerlich sein. 
Die Atome eines Moleküls sind durch kurze Róhren mit einander verbunden. 
Freie Elektricitát zeigt immer freie Atome an. Es mogen fg/ die Anzahl von 
Einheitsróhren parallel drei Axen sein, welche sich in einem Dielektricum be- 
finden, und es möge der Zustand des Dielektricums sich irgendwie verändern. 
Dann werden die Róhren sich bewegen: z, v, w seien ihre Geschwindigkeiten, 
7 MAXWELL, Treatise II, 8 829. 
?) GRAETZ, WiEP. Ann. 25, pag. 165. 1885. 
?) In Betreff dieser Theorie s. noch GLAZEBROOK, Phil. Mag. (5) II, pag. 397. 1881. — 
ROWLAND, Amer. Journ. of Math. 3, pag. 89. 1880. — J. J. THOMSON, Nat. 24, pag. 204. 
1883. Siehe auch neuere Betrachtungen von EBERT, WIED. Ann. 51, pag. 260. 1894; 52, 
pag. 417, 1894. 
4) J. J. Toxmson, Phil. Mag. (5) 31, pag. 149. 1891; Phys. Revue I, pag. 316. 1892. 
  
   
 
	        
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