578 Erklärungsversuche für die elektrischen Erscheinungen.
schwingungen erklärt, erwies sich, so vielfach es auch versucht wurde, als un-
möglich. Man muss vielmehr, wie es scheint, dem Aether eine von den
gewöhnlichen elastischen Körpern abweichende Elasticitát zuschreiben, und
insbesondere berücksichtigen, dass der Aether, wenn er als Träger der elektro-
magnetischen Erscheinungen dienen soll, in manchen Fällen die Eigenschaften
eines festen, elastischen. in anderen die eines flüssigen Körpers hat.
Diese letztere Einsicht führte schon, wie oben erwähnt, im Jahre 1881 Heim!)
dazu, anzunehmen, dass der Aether in den leitenden Körpern flüssig sel.
Einen andern Weg hat zuerst W. THOMSON?) eingeschlagen. Er denkt sich
nämlich den Aether als einen Stoff, welcher absolut incompressibel ist und sich
wie eine Flüssigkeit bewegt, der also einer Formänderung gar keinen Widerstand
entgegensetzt, so dass er gar keine Elasticitit besitzt. Dagegen soll er einer
Rotation seiner Volumenelemente einen Widerstand entgegensetzen, der der
Grösse der Verdrehung proportional ist. Diese Eigenschaft bezeichnet THOMSON
als Quasirigidität, und den Aether selbst als quasirigid. Hat ein Aether-
theilchen die Verschiebungen /, G, Z7, so sind die Drehungen, doppelt genommen:
0H 0G
om UU Um ES
0 y 02
QF od
Ee — =
0% ox
0.G oF
(== —
ox 0y
Durch die Quasirigiditát wirken dann im Volumenelement dr die Drehungs-
momente
a da b d« cdr
2x4 2nu Qu
wo p eine Constante ist.
Aus dieser Annahme ergeben sich die Grundgleichungen der MAXWELL schen
Theorie.
LEGERUNT macht darauf aufmerksam, dass man die MaxwELU'schen
Gleichungen erhált, wenn man, unter /G 7 elastische Verschiebungscomponenten
verstanden, für die ken des elastischen Aethers einen Ausdruck bekommt
. [fom 26V (25 _ omy, (ae _ amp
L= E Wer Ua C 2x] * 0x Ty ; (1)
während der Ausdruck für die elastische Energie des gewöhnlichen Aethers ist
Z ol or OG? 93:5. 1f9?6 0771? AfcH OF
fs DAD EAUT + e -- — 1 —= + = = -
| 0 x 02 2 or 0 als "5%
(2)
Ho ;
; (+5
(OF o 73? oF 0C 6H
( UN Ox oy 02
|
+
|
=
+
r2|
1
Die Form 1 für die Energie erhált man nun thatsüchlich, wenn man den
setzt. Nun kann aber für einen gewóhnlichen, elastischen Kórper 9 keinen
negativen Werth haben. Der Werh 9 — — 1 würde einem Aether entsprechen,
quasirigiden Aether annimmt. Man erhält sie aber auch, wenn man 8 — — 1
1) HELM, WIED. Ann. 14, pag. 149. 1881.
?) W. THOMSON, Math. and phys. papers III, pag. 436 ff. Art. 99, 100, 102.
3) BoLTZMAMM, WiED. Ann. 48, pag. 84. 1893.