Elasticitätstheorie, 579
den THOMSON als quasilabilen Aether bezeichnet hat, und der sehr eigen-
thümliche Eigenschaften hätte‘).
Dabei ist aber andererseits vorausgesetzt, sowohl bei dem quasirigiden, wie
bei dem quasililabilen Aether, dass er sich sonst wie eine incompressible Flüssig-
keit bewegen kann, wobei er durch Kórpermoleküle oder sonst auf eine Weise
einen seiner Geschwindigkeit proportionalen Widerstand erfährt.
Ebenfalls von dem THomson’schen quasirigiden Körper ausgehend hat
SOMMERFELD 2) die elektromagnetischen Erscheinungen dadurch abgeleitet, dass er
die Verschiebungen 7G 77 nicht der elektrischen Kraft, sondern der magnetischen
Kraft proportional setzt. Ausserdem aber braucht er noch die Annahme, dass
der Aether sich bewegt wie eine incompressible Flüssigkeit, welche Quasi-
Viscositüt besitzt; d. h. die gewöhnliche Strömung des Aethers findet ohne
Reibung statt, dagegen setzt sich der Rotation eines Volumenelements eine
reibende Kraft entgegen, welche der Drehungsgeschwindigkeit proportional ist.
In den Leitern bewegt sich danach der Aether wie eine quasiviskose Flüssigkeit,
in den Nichtleitern wie ein quasirigider Körper. Die »elektrische Verschiebung«
MAXxWELL's entspricht bei dieser Theorie der Drehung eines Aethertheilchens,
die Geschwindigkeit im Strom ist eine Winkelgeschwindigkeit. Insofern die
Elektricitát als eine Drehung angesehen wird, hat diese Theorie eine gewisse
entfernte Aehnlichkeit mit derjenigen von HANKEL. Auf gewisse Schwierigkeiten
dieser Annahme hat BOLTZMANN aufmerksam gemacht?). Er zeigt nämlich, dass
bei dieser Darstellung eine gleichförmig elektrisirte Kugel unmöglich ‚erscheine.
Aehnlich hat HELM?) die Gleichungen von MaxwELL, in der Form wie sie
HeRTZ gegeben hat?) auf die Bewegungsgleichungen eines den Raum stetig er-
füllenden Mittels zurückgeführt, ohne dass jedoch die Bedeutung der einzelnen
Gróssen in seiner bisherigen Darstellung deutlich hervortritt. Der Aether ver-
hält sich bei ihm wie ein elastischer fester Körper, bei dem aber in jedem
Volumenelement noch eine besondere Kraft herrscht, und der sich in den
Leitern wie eine Flüssigkeit mit reibungsartigen Kräften bewegt.
In sehr klarer Weise hat BOLTZMANNS) die verschiedenartigen, elastischen
Theorien, zu denen auch die MaxwzLr'sche gehórt, übersichtlich klassificirt.
In dem irgendwie elastischen Aether móge in jedem Volumenelemente irgend
eine, noch unbestimmte Bewegung moglich sein, deren Componenten Z,G,
seien. Sie werde die tonische Bewegung genannt, weil Z, G, Z7 nach Max-
WELL (s. 0.) die Componenten des elektrotonischen Zustandes sind. Ihre Ge-
schwindigkeiten seien:
ar de dH
Pe m Ur
Die lebendige Kraft der tonischen Bewegung sei (pro Volumeneinheit)
K
7-302 Qa
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1) LOSscHMIDT, Ueber die Natur des Aethers, Wien 1862. Fortschritte der Physik 1862,
pag. 68. — W. THoMsON, Math. and phys. papers. l. c.
2) SoMMERFELD, WIED. Ann. 46, pag. 139. 1892. — s. auch RErFF, Elektricitit und Elasti-
cität, Freiburg 1893.
3) BOLTZMANN, WIED. Ann. 48, pag. 95. 1893.
*) HELM, WIED. Ann. 47, pag. 743. 1892.
3) HERTZ, Ausbreitung der el. Kraft.
$) BOLTZMANN, Vorlesungen über die MAxwELL'sche Theorie II, erste Vorlesung.
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