Permanente und temporüre Magnetisirung; Coercitivkraft. 51
dass ein Kórper magnetisch ist, so lange er magnetisirend bearbeitet wird, sich
also in dem magnetischen Felde befindet, jedoch sofort und vollständig unmag-
netisch wird, sobald die Kraft aufhört zu wirken. Man nennt einen solchen
Magneten einen temporären Magneten. Beides sind jedoch ideale Grenzfille,
welche den in der Wirklichkeit vorkommenden Fällen nicht entsprechen; viel-
mehr verliert jeder Magnet mit der Zeit einen Theil seines Magnetismus, und es
behält jeder Magnet nach Aufhören der magnetisirenden Kraft einen Theil seiner
Wirkung. Die Bedeutung der Grenzfälle ist aber insofern keine geringe, als sie
in der Wirklichkeit häufig mehr oder weniger annähernd erreicht werden, und
gerade diese Fälle für die Praxis von besonderer Wichtigkeit sind. Das heisst:
Gewisse Körper behalten fast den gesammten ihnen beigebrachten Magnetismus
lange Zeit hindurch bei (wenn auch allmählich eine Schwächung eintritt) und
gewisse Körper verlieren fast den ganzen oder einen überwiegenden Theil ihres
Magnetismus in dem Augenblick, wo die magnetisirende Kraft zu wirken auf-
hört. Damit ist aber nicht gesagt, dass man nicht auch Magnete von mittlerem
Verhalten herstellen kann. Bezeichnet man den augenblicklichen Magnetismus
als temporären und seine beiden Bestandtheile als den verschwindenden
einerseits und den bleibenden, remanenten oder permanenten andererseits, so
kann man also sagen, dass das Verhältniss zwischen remanentem und temporärem
Magnetismus alle Werthe zwischen 0 und 1, besonders häufig aber Werthe be-
sitzt, welche sehr kiein oder sehr wenig von 1 verschieden sind, oder, anders
ausgedrückt, dass das Verhältniss zwischen remanentem und verschwindendem
Magnetismus alle Werthe zwischen 0 und co annehmen kann, besonders häufig
aber unendlich kleine oder unendlich grosse Werthe annimmt. Auf die Werthe
dieses Verhältnisses hat nicht nur das Material der Magnete, sondern auch ihre
Behandlungsweise, namentlich die Reihenfolge und Wiederholung einer solchen,
Einfluss (s. w. u.).
Coercitivkraft. Zwischen dem verschwindenden und dem bleibenden
Magnetismus besteht ein wichtiger Unterschied in Bezug auf ihre Erzeugung.
Es ist námlich viel leichter, verschwindenden als bleibenden Magnetismus zu
erzeugen, mit anderen Worten: Kórper, bei denen ein grosser Theil des er-
zeugten Magnetismus bleibenden Charakters ist, erhalten durch dieselbe Kraft
einen viel schwácheren temporáren Magnetismus als solche, in denen der grósste
Theil des erzeugten Magnetismus verschwindenden Charakters ist; eine That-
sache, die ohne weiteres verständlich ist, da im ersteren Falle eine grössere
dauernde Wirkung erzielt wird, eine dauernde Wirkung aber natürlıch als Aequi-
valent einer viel grösseren vorübergehenden Wirkung zu betrachten ist. Die
beiden Unterschiede zwischen dem Verhalten der Körper der einen und der
anderen Art lassen sich hiernach in vollständige Parallele bringen, indem man
sagt: Gewisse Körper nehmen den Magnetismus schwer an, verlieren ihn aber auch
schwer wieder; bei anderen Körpern erfolgt beides ziemlich leicht, oder allgemein:
Bei verschiedenen Körpern ist der Widerstand, sei es gegen Magnetisirung oder
gegen Entmagnetisirung sehr verschieden gross. Diesen Widerstand nennt. man
Coercitivkraft. Sie ist eine Art innerer Reibung, welche zur Folge hat, dass
der betreftende Körper nicht einen einzigen Gleichgewichtszustand seiner Molekeln
hat, sondern verschiedene, je nach dem, was vorhergegangen ist. Im Zusammen-
hange hiermit steht auch die Erscheinung der magnetischen Nachwirkung oder
Hysteresis (s. w. u.). Legt man die Vorstellung der drehbaren Molekularmagnete
zu Grunde, so wird die Coercitivkraft besonders anschaulich, sie ist dann der
Widerstand gegen Richtung resp. Drehung der Molekeln. Dass die Coercitivkraft
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