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54 Magnetismus.
Material, Form und Herstellung der Magnete.
Material. In früherer Zeit bediente man sich zu magnetischen Unter-
suchungen vorwiegend natürlicher Magnete, also der bereits in magnetischem
Zustande vorgefundenen eisenhaltigen Minerale, namentlich des Magnet-Eisensteins
(FeO + Fe,O,) und wohl auch des Magnetkieses (6FeS + Fe,S,);, letzterer
ist aber wesentlich schwächer magnetisch als ersterer. Seit man aber künstliche
Magnete herzustellen vermag, zieht man diese selbstverstindlich vor, da das
Material weitaus zugünglicher, der Bearbeitung leichter fáhig und deshalb auch
für Herstellung der verschiedenartigsten Magnete geeigneter ist. Dieses Material
ist, wenn es sich um permanente Magnete handelt, fast ausschliesslich Stahl;
je hürter er ist, desto grósser ist auch seine Coercitivkraft, desto schwerer lásst
er sich also zwar magnetisiren, desto hartnückiger behàált er aber auch den ein-
mal empfangenen Magnetismus bei. Umgekehrt ist für Körper, welche nur
vorübergehend den Charakter von Magneten annehmen sollen, weiches Eisen
am geeignetsten, weil es, je weicher, von desto geringerer Coercitivkraft ist.
Auch die Reinheit, die Art der Herstellung des Stahles und Eisens haben einen
grossen Einfluss, worüber weiter unten das Nähere folgt. Andere Minerale, wie
Nickel, Kobalt u. s. w. kommen für die Herstellung von Magneten nicht in
Betracht.
Form. Die Form, welche man einem Magneten zu geben hat, wird durch
verschiedene Erwägungen bestimmt sein. Eine praktische Erwügung ist zunächst
die, dass die Form sich für die betreffende Verwendung eignen muss, dass also
die Pole recht weit auseinander oder umgekehrt recht nahe bei einander zu
liegen kommen, dass der Magnet von recht geringem Gewichte sei, dass er einen
möglichst kleinen Raum einnehme, dass er im Wesentlichen nur eine Dimension
desselben beanspruche u. s. w. Man kann demgemiüss namentlich folgende
Formen unterscheiden:
1) Magnetstábe, geradlinig, Lünge meist 5 bis 50 ci, Querschnitt entweder
rechteckig (Breite meist 1 bis 3 c, Dicke meist 1 bis 10 zzz) oder kreisfórmig
(1 bis 5 c» Durchmesser).
2) Magnetnadeln, von Stüben entweder nur durch die geringere Grósse
und namentlich die geringere Dicke unterschieden, oder insofern auch durch die
Form, als sie nach beiden Seiten hin zugespitzt sind, und zwar entweder gleich
von der Mitte an oder erst in der Nähe der Enden; eine Form, die besonders
dann von Vortheil ist, wenn die Nadel als Zeiger dienen soll. Solche Nadeln
werden drehbar gemacht, in dem sie auf eine Spitze gesetzt oder an einen
Faden gehängt oder für (Drehung in vertikaler Ebene) mit einer Axe versehen
und mit dieser auf ein Lager gelegt werden.
3) Hufeisenmagnete. U- oder Lll fórmig mit den Polen je nach dem
Zwecke nach oben oder unten, lyrafórmig, ferner mit nochmaliger Umbiegung
beiderseits, so dass die Pole einander zugekehrt sind und beliebig nahe an ein-
ander gebracht werden kónnen (LJ, namentlich für Versuche, bei denen ein
Starkes magnetisches Feld erforderlich ist, sowie in der Technik.
4) Vereinigung mehrerer Stäbe der Quere nach, sogen. Magazine. Die
Kraft wird dadurch natürlich erhöht, jedoch wegen der Schirmwirkung (pag. 53)
nicht in entsprechendem Verhältniss, so dass das Material nicht gut ausgenützt
wird. Um dem wenigstens theilweise zu steuern, trennt man die einzelnen Stäbe
durch nicht magnetische Schichten; die Leistung ist dann zwar immer noch
kleiner als die aller einzelnen Lamellen (jede für sich) zusammen genommen