Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
A 
54 Magnetismus. 
Material, Form und Herstellung der Magnete. 
Material. In früherer Zeit bediente man sich zu magnetischen Unter- 
suchungen vorwiegend natürlicher Magnete, also der bereits in magnetischem 
Zustande vorgefundenen eisenhaltigen Minerale, namentlich des Magnet-Eisensteins 
(FeO + Fe,O,) und wohl auch des Magnetkieses (6FeS + Fe,S,);, letzterer 
ist aber wesentlich schwächer magnetisch als ersterer. Seit man aber künstliche 
Magnete herzustellen vermag, zieht man diese selbstverstindlich vor, da das 
Material weitaus zugünglicher, der Bearbeitung leichter fáhig und deshalb auch 
für Herstellung der verschiedenartigsten Magnete geeigneter ist. Dieses Material 
ist, wenn es sich um permanente Magnete handelt, fast ausschliesslich Stahl; 
je hürter er ist, desto grósser ist auch seine Coercitivkraft, desto schwerer lásst 
er sich also zwar magnetisiren, desto hartnückiger behàált er aber auch den ein- 
mal empfangenen Magnetismus bei. Umgekehrt ist für Körper, welche nur 
vorübergehend den Charakter von Magneten annehmen sollen, weiches Eisen 
am geeignetsten, weil es, je weicher, von desto geringerer Coercitivkraft ist. 
Auch die Reinheit, die Art der Herstellung des Stahles und Eisens haben einen 
grossen Einfluss, worüber weiter unten das Nähere folgt. Andere Minerale, wie 
Nickel, Kobalt u. s. w. kommen für die Herstellung von Magneten nicht in 
Betracht. 
Form. Die Form, welche man einem Magneten zu geben hat, wird durch 
verschiedene Erwägungen bestimmt sein. Eine praktische Erwügung ist zunächst 
die, dass die Form sich für die betreffende Verwendung eignen muss, dass also 
die Pole recht weit auseinander oder umgekehrt recht nahe bei einander zu 
liegen kommen, dass der Magnet von recht geringem Gewichte sei, dass er einen 
möglichst kleinen Raum einnehme, dass er im Wesentlichen nur eine Dimension 
desselben beanspruche u. s. w. Man kann demgemiüss namentlich folgende 
Formen unterscheiden: 
1) Magnetstábe, geradlinig, Lünge meist 5 bis 50 ci, Querschnitt entweder 
rechteckig (Breite meist 1 bis 3 c, Dicke meist 1 bis 10 zzz) oder kreisfórmig 
(1 bis 5 c» Durchmesser). 
2) Magnetnadeln, von Stüben entweder nur durch die geringere Grósse 
und namentlich die geringere Dicke unterschieden, oder insofern auch durch die 
Form, als sie nach beiden Seiten hin zugespitzt sind, und zwar entweder gleich 
von der Mitte an oder erst in der Nähe der Enden; eine Form, die besonders 
dann von Vortheil ist, wenn die Nadel als Zeiger dienen soll. Solche Nadeln 
werden drehbar gemacht, in dem sie auf eine Spitze gesetzt oder an einen 
Faden gehängt oder für (Drehung in vertikaler Ebene) mit einer Axe versehen 
und mit dieser auf ein Lager gelegt werden. 
3) Hufeisenmagnete. U- oder Lll fórmig mit den Polen je nach dem 
Zwecke nach oben oder unten, lyrafórmig, ferner mit nochmaliger Umbiegung 
beiderseits, so dass die Pole einander zugekehrt sind und beliebig nahe an ein- 
ander gebracht werden kónnen (LJ, namentlich für Versuche, bei denen ein 
Starkes magnetisches Feld erforderlich ist, sowie in der Technik. 
4) Vereinigung mehrerer Stäbe der Quere nach, sogen. Magazine. Die 
Kraft wird dadurch natürlich erhöht, jedoch wegen der Schirmwirkung (pag. 53) 
nicht in entsprechendem Verhältniss, so dass das Material nicht gut ausgenützt 
wird. Um dem wenigstens theilweise zu steuern, trennt man die einzelnen Stäbe 
durch nicht magnetische Schichten; die Leistung ist dann zwar immer noch 
kleiner als die aller einzelnen Lamellen (jede für sich) zusammen genommen 
  
 
	        
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