Bifilarmethoden. 73
da der Kórper bei jeder Drehung gehoben oder gesenkt wird, und ausserdem
die Torsions- und Biegungselasticitit der Drähte; da letztere meist klein gegen
die erste sind, wird sich ein unmagnetischer Körper mit seiner Längsrichtung
nahe in die Ebene der Aufhängefäden einstellen. Ist der Körper dagegen ein
Magnetstab, und weicht die Ebene der Fäden vom magnetischen Meridian ab,
so wird die Gleichgewichtslage von der natürlichen abweichen, und dasselbe
wird eintreten, wenn ausser dem Erdmagnetismus noch ein fester Magnet auf
den aufgehängten einwirkt. Am einfachsten ist es natürlich, die Aufhängungsebene
magnetisch ost-westlich zu richten, es ist dann, wenn die Ablenkung « erfolgt
und D die mechanische Directionskraft ist, MH cosa = D sina, also
MH = D tanga. (15)
Auch hier muss man die Beobachtung von « wiederholen, nachdem man
den Stab in umgekehrter Lage in das Schifíchen der Bifilar-Aufhángung gelegt
hat, und aus beiden Werthen das Mittel nehmen. Diese Methode entspricht der
Torsionsmethode bei der unifilaren Aufhängung (pag. 70); wie dort könnte man
auch hier statt dessen die Schwingungs-Methode zur Ermittelung von 47/77 an-
wenden, wobei man dann natürlich die Aufhángungsebene in den magnetischen
Meridian bringen müsste; während aber bei der unifilaren Aufhängung die
Schwingungsmethode weitaus die gebräuchlichste ist, findet sie bei der bifilaren
kaum Anwendung, vermuthlich weil D einen grósseren Einfluss auf die Schwingungs-
dauer hat, als 77, die Bestimmung des letzteren aiso nicht sonderlich genau
ausfallen wird. — Die Grosse JD setzt sich nach der exakten Berechnung von
F. KourrauscH!) aus den drei der Schwere, Biegungs- und Torsionselasticität
entsprechenden Gliedern zusammen, von denen jedoch das zweite mit dem ersten
vereinigt werden kann, da es dieselbe Wirkung hat, als ob die mittlere Länge
der Aufhängefäden / um den Betrag 02? V2rE/m verringert wüide, wo p der
Radius, Z der Elasticitätsmodul der Fäden und x die von den Fäden getragene
Masse, einschliesslich der halben Masse der Fäden selbst, bedeutet. Ist noch
€ der oben und unten gleich angenommene Abstand der beiden Fäden und g
die Schwere, so ist
€? PE pt Kg
4 — o? V2x E/m) 5 1— o? y 2x E/m
Von den hierin vorkommenden Grössen sind einige leicht genau messbar,
bei anderen genügt es, da sie nur die Rolle von Correctionsgrössen spielen, un-
gefähre Werthe zu benutzen. Von entscheidender Wichtigkeit ist nur die Mes-
sung von e, welche, zumal da der Abstand der Fäden meist klein genommen
wird, mit unvermeidlichen Fehlern behaftet zu sein scheint. Dieser Umstand hat
viele Physiker abgehalten, die bifilare Methode zu benutzen oder zu empfehlen;
indessen hat F. KOHLRAUSCH gezeigt, dass, besonders wenn man e so gross
wählt, wie die Umstände es zulassen, jenes Bedenken unbegründet ist, und seit-
dem sowie durch die Bemühungen von WıLD (s. w. u.) u. A. ist die bifilare Auf-
hängung wieder in verdiente Aufnahme gekommen.
Die Bestimmung von 77/Z, welche noch übrig bleibt, kann ganz auf die
frühere Weise geschehen; benutzt man dabei eine kurze Magnetnadel, stellt den
vorhin bifilar aufgehángten Magneten in grosser Entfernung in einer Hauptlage,
z. B. der zweiten, auf und nennt Z den Polabstand im Magneten, wofür es wieder
genügt, $ seiner Lànge zu setzen, / die entsprechende Grósse für die Nadel?)
1) F. KoHLRAUSCH, WiED. Ann. 17, pag. 737. 1882.
?) Besteht die Nadel in einem kreisfórmigen Spiegel, so ist / etwa 2 des Durchmessers.