76 Magnetische Messungen.
Formeln Anwendung finden, wie bei der Strommessung (vergl. Art. Strommessung).
Beispielsweise hat TANAKADATE!) dahin gehende Vorschläge entwickelt.
Vor besonderer Bedeutung aber ist die analoge Ersetzung des Bifilar-
magnetometers durch das Bifilargalvanometer geworden, d. h. des Stabes
durch eine bifilarhängende Spule, deren Ebene sich bei entsprechender Lage
der Bifilar-Ebene nordsüdlich einstellt, aus dieser Lage jedoch abgelenkt wird,
sobald ein Strom hindurch geschickt wird. Dieser Gedanke rührt von W. WEBER
her, er ist dann mehrfach (z. B. in Breslau durch KIRCHHOFF) verwirklicht?) und
von F. KOHLRAUSCH ausführlich beschrieben worden. Der Vortheil gegenüber
der bifilarmagnetischen Methode besteht im: Wesentlichen darin, dass man die
Vertheilung der elektrischen Stróme in der Spule und damit ihre magnetische
Wirkung (s. Art. Elektromagnetismus) kennt und somit nicht nóthig hat, aus zwei
verschiedenen Entfernungen zu beobachten.
Neuere Form der Methode. Merkwürdiger Weise ist von den beiden
Arten, auf welche die Methode nutzbar gemacht worden ist, nicht die ältere,
sondern die weit spáter erst von F. KonrnRAuscH?) angegebene diejenige, welche
der bifilarmagnetischen Methode desselben Physikers genau entspricht, bei welcher
also gleichzeitig die Ablenkung der Drahtspule und die durch sie erzeugte Ab-
lenkung einer Magnetometer-Nadel gemessen wird. Ihr grosser Vorzug,
gegenüber der älteren Art, die Methode zu verwenden, beruht darauf, dass eine
schwer zu messende Grösse, nämlich die Windungsfläche der Drahtspule (Summe
aller von den einzelnen Windungen eingeschlossenen Flächen) aus dem Resultate
herausfällt. Für den Ablenkungswinkel « gilt nämlich wieder die Formel (17),
nur dass hier das Correctionsglied im Nenner wegtällt und M das magnetische
Moment der stromdurchflossenen Spule, d. h. das Produkt aus Windungsflüche f
und Stromstürke 7 bedeutet; hier kommt also das Produkt von /7 und Z vor;
andererseits liefert die Ablenkung qe der Magnetnadel wiederum das Verhiáltniss
dieser beiden Gróssen; der Endwerth von Z/ enthült also / (und ebenso i) gar
nicht. Die genauere Berechnung liefert bei Rücksicht auf die Schrägstellung der
beiden drehbaren Kórper und auf die tür die Fernwirkung einer Drahtspule
geltenden Gesetze die folgenden Formeln, in denen » die Entternung der Mittel-
punkte von Drahtspule und Nadel, p den mittleren Radius der Drahtspule, A die
wirkliche Linge der Nadel und x ihren Magnetismus im Verhiltniss zum Erd-
magnetismus bedeutet:
Hifi =
Dsina
x : in
cosa + 73 (2cosa cos — sin a sine)
H ^ cosa — 2sina tango ; 1.0? 3-o4 A?
fi^ r(—p?»)nmmg--9)V ^ 873 * 64 : Ej
S72 7 4 ri
(der zweite der 3 Fäktoren ist die Spulenconstante, vergl. Art. Strommessung),
und endlich mit erlaubten Vernachlässigungen
D 1ro8 > 8-955: 0X? x \ sina
na i ines
Zur Ausführung der Versuche ist noch Folgendes zu bemerken. Die Spule
muss mehrere hundert Windungen erbalten und, um trotzdem nicht zu schwer
(1—2/angalange). (21)
1) TANAKADATÉ, Phil. Soc. Glasg. 1880.
?) Das Bifilar-Galvanometer im Allgemeinen stammt aus dem Jahre 1846 (W. WEBER,
Süchs. Ber. 186, pag. 2411); die Breslauer Apparate von KiRCHHOFF sind etwa 1850 construirt.
3) F. KOHLRAUSCH, WIED. Ann. 17, pag. 737. 1882.