88 Magnetische Messungen.
passes longitudinale und transversale Magnete, sowie Barren von weichem
Eisen auf. Bei der THomson’schen Anordnung werden diese Körper in die
Compassbüchse selbst verlegt und, um die dadurch drohenden schädlichen Ein-
flüsse zu vermeiden, die Compassnadel (oder ein System solcher) möglichst
leicht gewählt; der semicirkulare Fehler wird durch einen transversalen und
zwei longitudinale Magnete compensirt, die unter dem Compass symmetrisch
gegen die Vertikale angeordnet sind, wozu dann für die Schwankungen dieses
Fehlers mit der geographischen Breite ein vertikaler Weicheisenstab kommt;
der quadrantale Fehler wird durch zwei Kugeln von weichem Eisen aufgehoben,
welche symmetrisch zu beiden Seiten der Nadelspitzen angebracht sind; endlich
compensirt ein vertikaler Magnet den durch die Schwankungen des Schiffes ent-
stehenden Fehler; durch Vorversuche kann man es dann dahin bringen, dass
die Compensation eine allgemein gültige ist. Im Uebrigen muss auf die bezüg-
liche Literatur verwiesen werden !).
Inklination. Um den Winkel zu bestimmen, den die Richtung der erd-
magnetischen Kraft mit der Horizontalen bildet, benutzt man das sogen. In-
klinatorium. Es ist das ein dem Deklinatorium zur Seite zu stellender Apparat,
der jedoch aus den mehrfach erwähnten Gründen nicht die entsprechende
Genauigkeit der Messungen zulásst. Die Magnetnadel ist mit einer durch ihren
Trügheitsmittelpunkt gehenden und auf ihrer magnetischen Axe senkrechten
Drehungsaxe versehen, deren cylindrisch abgedrehte Zapfen auf zwei glatten,
horizontalen Flächen ruhen, so dass sie bei Drehungen der Nadel mit möglichst
geringer Reibung auf ihnen rollen; dabei spielen die Spitzen der Nadel auf
einem getheilten Vertikalkreise. Der ganze Apparat lässt sich um eine vertikale
Axe drehen und mit Hilfe eines Horizontalkreises in einem beliebigen Winkel 6
zum magnetischen Meridian einstellen?). Bei rechtwinkliger Stellung gegen den
"Meridian stellt sich die Nadel vertikal ein, bei kleinerem 60 bildet sie mit der
Horizontalen einen Winkel ¢', aus welchem man die Inklination e aus der Formel
tango = cosotango
findet, wobei man die beiden Stellungen 8 óstlich und westlich vom Meridian
combiniren kann. Gewöhnlich stellt an in den Meridian selbst ein und findet
dann © ohne weiteres. Nur muss man bei allen derartigen Inklinations-
bestimmungen den Winkel ¢, statt einmal, 8mal beobachten, nämlich 1) in den
beiden, um 180° verschiedenen Stellungen des ganzen Apparats, 2) vor und
nach Umlegen der Nadel, so dass oben und unten vertauscht werden, 3) vor
und nach Umlegen der Nadel, so dass rechts und links vertauscht werden,
4) vor und nach dem Ummagnetisiren der Nadel durch Streichen mit einem
1) Die Theorie ist von POISSON zuerst entwickelt worden: Mém. de l’Inst. 5, pag. 521.
1824. — Die Arirv'sche Compensationsmethode ist dargelegt in Trans. R. Soc. 1856. — Die
THoMsoN'sche in verschiedenen Bidnden des Phil. Mag. und der Proc. Edinb. Soc. (eine kurze
Darlegung findet sich in Nat. 10, pag. 388. 1874, eine Abbildung des THoMsoN'schen Com-
passes in Encycl Brit. 6, pag. 228). — Eine ausführliche Uebersicht des ganzen Problems giebt
AIRY: Ueber den Magnetismus, deutsch von TIETJEN, Berl. 1874, 10. Abschnitt, eine kürzere
MASCART und JOUBERT, Lehrb. d. El. u. d. Magn. 2, pag. 626 ff. Ferner vergleiche man das
»Nautische Handbuch« und das »Manual of the deviation of the compasse, sowie GELCICH, Z.
f. Instr.-K. 1883, pag. 273, 337 u. 373; endlich die neuesten Bünde der letztgenannten Zeitschrift.
?) Ein Nadel-Inklinatorium neuester Construction beschreibt WILD in den Mém. Ac. St.
Pét. 32, No. 6 und in Zeitschr. f. Instr.-K. 1891, pag. 138. — Ueber eine Fadenaufhängung
für Inklinatorien s. JOULE, Proc. Manch. Soc. 8, pag. 171; über eine übersichtliche Kritik der
Inklinatorien LrvsT, Rep. f. Met. (Petersb.) 1887, Bd. 10, No. 5.
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