84 Allgememe Einleitung in die Astronomie,
Sonne aus gesehen in derselben Richtung), so kennt man gleichzeitig seine
heliocentrische Länge /; ist die Länge des aufsteigenden Knotens Q, und die
Neigung der Bahn 7, bekannt, so hat man in dem Dreiecke M PQ (Fig. 28), in
welchem MQ ein Stick der Ekliptik ist, MP ein Stück der Bahnebene, P der
Ort des Planeten und @ der Fusspunkt des von P auf die Ekliptik gefällten
Perpendikels a
tang b — tang i sin (| — Q),
womit auch die heliocentrische Breite ? bekannt wird, und dann folgt aus dem
Dreiecke: Sonne — Erde — Planet, welches auf der Ebene der Ekliptik senkrecht
JL Z7 steh t,
sin B
Diese Methode ist aber nur von sehr beschränkter
Genauigkeit, da die Breiten nur kleine Winkel sind,
und die Linien Sonne—Planet und Erde—Planet sich
C unter dem sehr schiefen Winkel 8 — ? schneiden.
2) Ist die heliocentrische Länge / =V CP (Fig. 31,
pag. 87) und die geocentrische Linge A, = VZ,P
bekannt, und ebenso die geocentrischen Coordinaten
der Sonne VE, C= und £,C = R&R, so ist CPE,
=/— MN, CE,P= M — ©), daher
sin (hy — ©)
sin (I — ài)
3) Sei S (Fig. 29) die Sonne, EZ, die Erdbahu, MM, die Marsbahn und
wird der Planet mehrmals vor und nach der Opposition beobachtet, so dass
die geocentrischen Làngen des Planeten bekannt werden, so kennt man die
Winkel MZS und M, £, S, ausserdem sind aus der Theorie der Erdbewegung
der Winkel ÆSÆ, und die Entfernungen ,S.Z und SZ, bekannt, und man
kann nun die Entfernungen SM und SM, so bestimmen, dass der zwischen
den beiden Strahlen befindliche Bogen 77/7, gleich dem thatsüchlich vom Mars
in der Zwischenzeit durchlaufenen heliocentrischen Bogen ist. Sollte das Resultat
hierfür einen anderen Werth ergeben, so müssen die Entfernungen SM und
SM, so lange verändert werden, bis die genannte Bedingung erfüllt wird.
4) Der Planet wird in denselben Punkten seiner Bahn zu drei verschiedenen
Zeiten (aus drei verschiedenen Erdorten) beobachtet, woraus sich sowohl die Ver-
hältnisse der Entfernungen der Erde von der Sonne, als auch die Entfernung
des Planeten von der Sonne ergiebt (s. pag. 87).
Der von KEPLER für die Bestimmung der wahren Marsbahn eingeschlagene
Weg war nun der folgende:
I. Zunächst bestimmte KEPLER die Lage der Bahnebene. Steht der Planet
in der Ekliptik, so wird sowohl seine geocentrische als auch seine heliocentrische
Breite gleich null; und umgekehrt: hat der Planet die geocentrische Breite null,
so befindet er sich in der Ekliptik, d. h. in einem Knoten seiner Bahn. Die
heliocentrische Lánge des Planeten ist dann gleich der Linge seiner Knoten,
und wenn eine solche Beobachtung genau zur Zeit der Opposition fällt, so ist
die heliocentrische Länge desselben gleich seiner geocentrischen, daher giebt
die beobachtete geocentrische Länge des zur Zeit einer Opposition
genau in der Ekliptik stehenden Planeten die Länge seiner Knoten.
Eine solche Beobachtung fand KEPLER unter den TycHoNI'schen Beobachtungen
des Mars; eine kleine Abweichung von der Ekliptik (Breite gleich 5" konnte
/
ty
2 Cll
(A. 29.) 7 ==