CLAIRAUT; D'ALEMBERT, EULER. 121
dessen Wiederkehr er hiernach für das Jahr 1758/59 voraussagte. Eine genaue
Betrachtung aber zeigte, dass der Komet dem Jupiter sehr nahe gekommen war,
und es blieb zu untersuchen, ob dieser Komet nicht durch diese Annäherung
grössere Störungen ın seiner Bahn erfahren habe.
Fast gleichzeitig waren es CLAIRAUT, D'ALEMBERT und EULER!) welche mit
allen. damals zu Gebote stehenden Mitteln der Analysis an die Lósung dieser
Fragen schritten. Wonl die erste Abhandlung in dieser Richtung war die in den
Memoiren der Pariser Academie für 1743 publicirte Arbeit CLAiRAUT's »De l'orbite
de la Lune dans le système du Mr. NEwTON«, welcher bald darauf eine zweite
(in den Memoiren für 1745) »Du systéme du Monde dans les Principes de la
gravitation universelle« folgte. In demselben Bande (1745) erschien auch die
Abhandlung D'ALEMBERT’'s »Méthode générale pour déterminer les orbites et les
mouvements de toutes les Planètes, en ayant égard à leur action mutuelles, als
Auszug seiner später publicirten »Recherches«. Inzwischen (der Druck der Ab-
handlungen erfolgte erst 3 bis 4 Jahre nachdem sie vorgelegt waren) hatte auch
EurER in den Memoiren der Beiliner Academie für 1747 seine »Recherches sur
le mouvement des corps célestes en général« publicirt und gleichzeitig seine von
der Pariser Academie preisgekrónten Untersuchungen über die anomalen Be
wegungserscheinungen des Jupiter und Saturn vollendet. . Aus diesen Abhandlungen,
in welchen bereits die in den späteren Arbeiten eingeschlagenen Wege zum
grössten Theil angedeutet sind, ist in erster Linie das übereinstimmende
Resultat aller drei genannten Gelehrten hervorzuheben, dass das NEwrToNn’sche
Gesetz zur Erklärung der Bewegung der Apsiden des Mondes nicht
ausreicht”). Hingegen hatte sich BurFoN noch im selben Bande der Pariser
Academie direct gegen diese Schlussfolgerang gewendet. Seine Beweise er-
mangeln jedoch der wissenschaftlichen Strenge und wurden sofort von CLAIRAUT
I) ALEXIS CLAUDE CLAIRAUT, geb. 7. Mai 1713 zu Paris, wurde bereits mit 18 Jahren
Mitglied der Pariser Academie, betheiligte sich 1735 mit MAUPERTUIS, LEMONNIER an der Lapp-
lindischen Gradmessung und starb 17. Mai 1765. Die Berechnungen iiber die Wiederkehr des
HALLEY’schen Kometen führte er gemeinschaftlich. mit MAD. LEPAUTE (geb. 5. Janvar 1723,
gest. 6. Dec. 1788), welche sich auch als astronomische Rechnerin an der Cozzaissamce des
Temps betheiligte, durch.
JEAN LE ROND D'ALEMBERT wurde am 16. Novemb. 1717 als natürlicher Sohn des Artillerie-
commissirs DESTOUCHES und der Frau voN TiNCIN geboren. Vor der Kirche Jean le Rond
ausgesetzt, wurde er von einer Tagelóhnerin aufgezogen. Anfänglich theologischen Studien
zugewandt, studirte er später die Rechte und die Medizin; seine Hauptthätigkeit wandte er
aber der Mathematik zu. Sein universelles Wissen befähigte ihn mit DIDEROT gemeinschaftlich
jene grosse Encyclopädie herauszugeben, die von so hervorragendem Einfluss auf die Geistes-
richtung jener Zeiten wurde. 1741 wurde D'ALEMBERT Mitglied der Pariser Academie, 1772
deren Secretär, nachdem er 1763 die Präsidentschaft der Berliner Academie, die ihm FRIEDRICH II.
antrug, ausgeschlagen hatte, um in seinem Vaterlande bleiben zu können. Er starb
29. Octob. 1783.
LEONHARD EULER, geb. 15. April 1707 in Basel, wurde von seinem Vater anfänglich für
den geistlichen Stand bestimmt, studirte aber eifrig Mathematik an der Universität Basel unter
JoH. BERNOULLI. 1733 folgte er einem Rufe nach Petersburg, 1741 einem Rufe FRIEDRICH II,
als Prisident der Academie nach Berlin. Schon 1735 hatte er ein Auge verloren, und 1766
erblindete er vollständig, wodurch er gezwungen war, seine Arbeiten einem Hilfsarbeiter zu
dictiren. 1766 neuerdings von KATHARINA II. nach Petersburg berufen, blieb er hier bis zu
seinem am 7. Sept. 1783 erfolgten Tode.
?) Mémoires de l'Academie royale de Paris pour l'année 1745, pag. 353, 389, Mémoires
de Academie royale de Berlin 1747, pag. 98.