Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

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Variation der Constanten; osculirende Elemente. 155 
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lich ist noch zu erwähnen, dass auch hier EULER ein Glied 72 einführt, welches die 
Correction des NEwTON'schen Attractionsgesetzes. darstellt, und für welches sich 
auch hier ein verschwindender Werth ergiebtl). 
Man hat, wie schon wiederholt angeführt wurde, sechs Elemente zur Ver- 
fügung, hingegen ist der Ort des Himmelskörpers durch drei rechtwinkelige oder 
polare Coordinaten, z. B. seine Länge, seine Breite und seinen Radiusvector 
völlig bestimmt. Man kann daher die Veränderlichkeit dieser sechs Elemente 
verschieden bestimmen. Es wird dies sofort klar, wenn man z. B. die Bahnlage 
für sich allein betrachtet. Man kann durch einen gegebenen Punkt des Raumes 
unendlich viele Ebenen so legen, dass sie durch den Sonnenmittelpunkt gehen. 
Nimmt man für dieselben die Knotenlinie an, so ist dadurch die Neigung mit 
bestimmt, und wenn man durch die aufeinander folgenden Punkte, welche ein 
Himmelskórper nach und nach einnimmt, verschiedene Ebenen legt, und z. B. 
die Bewegung der Knotenlinie einem gewissen beliebigen Gesetz unterwirít, so 
wird dadurch das Gesetz der Neigungsánderung mit bestimmt sein. Dasselbe 
gilt von der Lage und Grósse der Ellipse selbst; in der instantanen Bahnebene 
kann man unendlich viele Ellipsen legen, welche durch den instantanen Ort des 
Planeten gehen, sodass der Sonnenmittelpunkt Brennpunkt der Ellipse sei. Man 
kann z. B. den Mittelpunkt der Ellipse beliebig irgendwo annehmen, und damit 
die Grósse der Excentricitit und die Richtung der Apsidenlinie festlegen; da 
aber damit auch der zweite Brennpunkt bekannt wird (in derselben Entfernung 
vom Mittelpunkte auf der anderen Seite) so ist die grosse Axe mit bestimmt 
(gleich der Summe der Leitstrahlen des instantanen Planetenortes) damit auch 
die Umlaufszeit, die mittlere tügliche, siderische Bewegung, welche im Vereine 
mit der aus der Richtung der Apsiden bekannten wahren Anomalie die Zeit des 
Durchganges durch das Perihel oder aber die mittlere Anomalie zu einer ge- 
gebenen Zeit bestimmt. 
Unter allen möglichen, wie man sieht, völlig willkürlichen Vertheilungen 
der Bahn verdient eine ein besonderes Interesse, nämlich diejenige, welche 
nicht nur durch den gegebenen Ort, sondern auch durch die gegebene Richtung 
und Geschwindigkeit bestimmt ist, sodass sie, im Sinne der Infinitesimalrechnung 
gesprochen, durch 2 consecutive Punkte des Körpers gelegt erscheint. Diese 
Ellipse ist eindeutig bestimmt, sie ist unter allen anderen diejenige, welche sich 
der wahren Laufbahn des Himmelskörpers am meisten anschliesst und wird 
deshalb die »osculirende Bahn« genannt. Man sieht sofort aus Fig. 40, dass die 
von NEwTON, CLAIRAUT und EULER angenommene Bestimmung von Knoten und 
Neigung einer osculirenden Ebene angehört”). 
Um auch für die übrigen Elemente den Einfluss der stórenden Kráfte auf 
elementarem Wege zu bestimmen, schlágt LAGRANGE den folgenden Weg?) ein. 
1 1 €, pag. 310, 
2) Ihre. Vollendung erhielt die bereits von NEWTON, CLAIRAUT, EULER, begründete Methode 
erst von LAGRANGE. Dass auch die von EULER eingeführten ? und e osculirende Elemente 
sind, ersieht man leicht durch Vergleichung der Formeln. 
3) Nouveaux mémoires de Berlin 1786.  Joseru Louis LAGRANGE, geb. 25. Januar 1736 
zu Turin, urspriinglich mehr mit philosophischen Studien beschäftigt, wurde dennoch schon in 
seinem 19. Jahre Professor der Mathematik an der Artillerieschule in Turin, wo er mit einigen 
nüheren Freunden bald eine Privatgesellschaft gründete, aus welcher spüter die Turiner Academie 
hervorging. 1759 wurde er Mitglied der Berliner Academie und 1766 nach dem Abgange 
EULER’s von FRIEDRICH II. als Präsident der Academie nach Berlin berufen, wo er bis 1786
	        
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