Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
   
  
  
Aberration. 
Aberration. Die Erscheinungen, welche man unter dem Namen der 
Aberration des Lichts oder der astronomischen Aberration zusammen- 
fasst, haben ihren Grund in der endlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeit des 
Lichts und der Bewegung aller irdischen Beobachtungspunkte, und lassen sich 
demzufolge durch die veraltete Emissionstheorie ebenso gut, wie durch die Un- 
dulationstheorie erklären. Wir haben es dabei mit zwei von einander ver- 
schiedenen Gattungen von Erscheinungen zu thur, welche wir zunächst durch 
einfache geometrische Betrachtungen veranschaulichen wollen. 
Es stelle die Ebene der Figur (Fig. 48) die durch einen Stern S und die 
Bewegungsrichtung des Beobachters PP' gelegte Ebene dar. PQ bezeichne die 
optische Axe eines Fernrohrs, dessen Objectiv in Q, dessen Ocular in P sich 
befindet, und es sei « die Zeit, welche das Licht gebraucht, um mit der Ge- 
schwindigkeit V die Strecke Q P zurückzulegen. Befindet der Beobachter sich 
in Ruhe, so erscheint ihm der Stern in der Richtung PS; bewegt er sich 
mit der Geschwindigkeit v vorwürts, so wird er nach Verlauf der Zeit « in p 
angekommen sein, und das Fernrohr wird die der Richtung OQ parallele Lage 
#Q' eingenommen haben. Wenn man sich nun die Objectiv- und Ocularóffnung 
des Fernrohrs als unendlich klein vorstellt, so ist klar, dass die Lichtstrahlen, 
welche in Q eben das Objectiv er- 
Wo ua reichten, nicht in p in das Auge des 
Beobachters gelangen können. Damit 
dies der Fall sei, muss das Fernrohr 
eine der Linie PQ' parallele Richtung 
erhalten, d. h. der Stern, dessen wahre 
Richtung PS ist, wird in der schein- 
baren Richtung PS’ gesehen werden. 
Er erscheint nach der Richtung, in 
der sich der Beobachter bewegt, inner- 
halb derselben Ebene um den Aberra- 
tionswinkel SS PS' verschoben. Da aber 
sin SPS = sin’ SPP, 
so ist die Aberration nur von dem 
Verhiltniss der Geschwindigkeiten v 
und F und von der Richtung der 
Lichtstrahlen gegen die Bewegungs- 
richtung abhängig. Man nennt den 
P Ort, welchen ein Gestirn in Folge 
der Aberration an der Himmelskugel 
(A. 48). einnimmt, seinen scheinbaren Ort, 
im Gegensatz zu dem wahren Ort, 
an dem es ohne den Einfluss derselben erscheinen würde. Weil nun ein Beob- 
achter auf der Erde in Folge der Erdrotation, der jáhrlichen Bewegung der 
Erde um die Sonne, und der secularen Bewegung des Sonnensystems eine drei- 
fache Bewegung im Raume ausführt, so ergiebt sich ein Complex von 
Aberrationserscheinungen , welche man mit dem Namen der Fixstern- 
aberration bezeichnet, und die wir gesondert als tägliche, jährliche und 
seculare Aberration behandeln werden. 
  
  
    
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
 
	        
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