Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

   
2 Allgemeine Einleitung in die Astronomie. 
leiten liess, ist schwer zu sagen, da man bei der Betrachtung der in einem 
Sternbild befindlichen Gruppen kaum eine entfernte Aehnlichkeit mit den die- 
selben repräsentirenden Figuren finden kann, und diese Namen oder Bilder 
schwerlich zur Orientirung am Himmel beitragen konnten. 
Die nächste sich bei der Betrachtung des Himmels darbietende Wahrnehmung 
ist diejenige der Drehung des ganzen Himmelsgewölbes um eine gegen den 
Horizont geneigte Axe, welche die Himmelskugel in zwei Punkten, den Welt- 
polen trifft, die, weil in der Drehungsaxe gelegen, unbeweglich erscheinen, und 
von denen der auf der nördlichen Erdhemisphäre gesehene der Nordpol heisst. 
In Folge dieser Drehung beschreibt jeder Stern täglich einen Kreis, und zwar 
einen um so grösseren, je weiter er von den Polen entfernt ist; den gróssten 
Kreis beschreiben jene Sterne, welche 90° von beiden Polen abstehen, es ist 
dieser ein sogen. grösster Kreis an der Himmelskugel (dessen Ebene durch den 
Kugelmittelpunkt geht), er wird der Himmelsäquator genannt. Die anderen 
zu diesem parallelen kleinen Kugelkreise, in welchen 'sich die ausserhalb des 
Aequators befindlichen Sterne bewegen, heissen Parallelkreise; der Abstand 
derselben vom Aequator, ausgedrückt in Graden (Minuten und Secunden) heisst 
die Declination oder die Abweichung derselben und der in ihnen 
stehenden Gestirne. 
Im Laufe ihrer táglichen Bewegung werden die Gestirne einmal ihren hóchsten 
Stand erreichen, sie culminiren oder sind in ihrer Culmination. Dieses findet 
für alle Gestirne statt, wenn sie durch jenen gróssten Kreis an der Himmelskugel 
gehen, welcher durch die Weltpole und das Zenith (Scheitelpunkt) geht, und 
welcher der Meridian des Ortes heisst, und auf dem Horizonte den Nord. und 
Südpunkt bestimmt. In den alten Werken findet man statt Culmination oder 
Meridiandurchgang des Gestirns die Ausdrucksweise, das Gestirn stehe in der 
Mitte des Himmels (in medio coe. Bei denjenigen Sternen, welche von dem 
sichtbaren Weltpole nur so weit entfernt sind, dass ihr ganzer Parallelkreis über dem 
Horizont liegt, die demnach nicht untergehen, den sogen. Circumpolarsternen, 
beobachtet man ausser diesem hóchsten Stande, der oberen Culmination, noch 
einen tiefsten Stand, welchen sie ebenfalls im Meridian auf der nórdlichen Seite 
desselben erreichen, und welchen man die untere Culmination des Gestirnes 
nennt. Für die auf. und untergehenden Gestirne bezeichnet man denjenigen 
Theil ihres Parallelkreises, der über dem Horinzonte liegt, als den Tagebogen, 
den unter dem Horizonte gelegenen als den Nachtbogen (über die Berechnung 
derselben s. Tagebogen). Je weiter der Stern vom Aequator steht, desto grósser 
ist sein Tagebogen, für die Circumpolarsterne ist derselbe 360°. 
Dieselben Erscheinungen bietet auch die Sonne; die Zwischenzeit zwischen 
zwei aufeinander folgenden gleichartigen (2. B. oberen) Culminationen nennt man 
einen wahren Sonnentag [von ihm zu unterscheiden ist der mittlere Sonnen- 
tag und der Sterntag (s. hierüber Zeit); man theilt denselben in 24 Stunden, 
welche in der Astronomie von dem Meridiandurchgange der Sonne an, dem 
wahren Mittag, bis zum nächstfolgenden von 0 bis 24 Uhr gezählt werden. Da 
aber hiernach ein Nachmittag mit dem darauf folgenden Vormittage zusammen- 
gezogen erscheint, so wird an dem letzteren das astronomische Datum um 1 
kleiner sein als das bürgerliche; es ist z. B. der 10. August 4 Z Nachm. (bürger- 
lich) gleich dem 10. August 4% astronomisch, der 11. August 9 % Vorm. (bürger- 
lich) gleich dem 10. August 21 % (astronomisch). 
Die ältesten Völker begannen den Tag entweder vom Abend oder vom 
Morgen an zu rechnen, oder sie unterschieden den Zeitraum, während dessen 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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