Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

   
   
222 Astrophotographie. 
des Sonnenbildes auf die blanke Scheibe ,S vorgeschoben wird, damit das em- 
pfndliche Papier nicht vom Licht getroffen werde. Vor dem Belichten wird 
der Schieber weggezogen, und wenn der Momentverschluss in 'Thátigkeit gesetzt 
wird, so hált die Scheibe ,S das Sonnenlicht vom empfindlichen Papier ab, und 
die Umgebung der Sonne muss auf dasselbe einwirken. v. GOTHARD hat bei 
seinen zahlreichen Versuchen nach dieser Methode auch coronaähnliche Bilder 
bekommen, ob sie aber wirklich die Corona darstellen, weiss er selbst nicht be- 
stimmt zu behaupten. 
In neuester Zeit hat Mr. HALE in Chicago und insbesondere auf dem Aetna- 
Observatorium mit einem sinnreichen Apparate sehr schöne Resultate erhalten. 
Der amerikanische Gelehrte schlug aber einen ganz anderen Weg als seine 
Vorgänger auf diesem Gebiet ein. Er bediente sich eines sehr grossen Gitter- 
spectrographen [von BRASHEAR mit einem ausgezeichneten RowLAND-Gitter, und 
stellte die £-Linie des Sonnenspectrums auf seiner Platte ein, durch welche aber 
der Länge nach das ganze Sonnenbild aufgenommen wird. Hare bewegt dann 
mit hydraulischem Druck die ganze Spalte derart hin und her, dass sie ófters 
vor der Sonnenscheibe in voller Ausdehnung hin- und hergeht. Auf diese Weise 
erhält er die Fackeln, die Flecke, die Chromospháre nebst der Umgebung auf 
seiner Platte photographirt. Diese Einrichtung des genialen Amerikaners ist als 
ein ungemein werthvoller Fortschritt zu bezeichnen; sie ist jedenfalls noch 
verbesserungsfáhig, und wir dürfen sicherlich die weiteren Vervollkommnungen 
der Methode bald von Harz selbst erwarten. 
Pater BRAuN, der frühere Direktor der Sternwarte in Kalocsa, schlug bereits 
einen in mancher Beziehung vielleicht áhnlichen Apparat vor (vergl. KonNkoLy, 
Anleitung zur Himmelsphotographie, pag. 346—352, Fig. 211), der im Princip 
allerdings von dem HarEschen ganz verschieden war. Er ist leider niemals zur 
Ausführung gekommen, darf aber, als hóchst interessant, hier doch nicht mit 
Stillschweigen übergangen werden. 
Was aber die Copien betrifft, so muss davor gewarnt werde», die Bilder auf 
Papier zu copiren, weil diese den Glasbildern oder Diapositiven meist nach- 
stehen werden. Oft genug sieht man auf Ausstellungen Sonnenbilder-Diapositive, 
welche sicherlich nach geringwerthigeren Negativen angefertigt worden sind als 
die Papierbilder, welche aber bisher den letzteren gegenüber trotzdem immer 
den Sieg davongetragen haben. 
2) Aufnahmen des Mondes. 
Ueber die Aufnahme des Mondes lässt sich eigentlich wenig sagen, der 
beste Rath für jeden, der sich mit diesem Thema beschäftigen will, ist »Uebung 
macht den Meister«. Verfasser bekam eines Tages vom Mechaniker JAN FRIC 
aus Prag einige prachtvolle Mondaufnahmen, die er mit einem kleinen parallak- 
tisch aufgestellten Spiegelteleskop erhalten hatte. Selbstverständlich waren es 
Vergrôsserungen. 
Mondphotographien pflegt man gewöhnlich nur im Brennpunkt eines Fern- 
rohres anzufertigen, da das Licht, wenn es noch ein Vergrösserungssystem 
passirt hat, zu sehr geschwächt worden ist, als dass sich ein gut ausexponirtes 
Bild in weniger als mehreren Minuten erzielen liesse. Bei den Mondaufnahmen 
bieten natürlich Fernrohre mit grosser Brennweite und grossen Oeffnungen 
wesentliche Vorzüge. Ein direktes Brennbild am Lick-Refraktor z. B. hat einen 
Durchmesser von etwa 10 cm, und es übertreffen daher die Aufnahmen auf dem 
Mount Hamilton bis jetzt alle übrigen. In neuester Zeit hat übrigens auch 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
 
	        
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