Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

     
228 Astrophotographie. 
] bis 9 Minuten schliesst, wodurch die Sterneindrücke auf der Platte ausbleiben; 
damit können aber gerade auch in dieser Zeit die interessantesten Phänomene 
verloren gehen. 
In Fig. 71 ist eine photographische Aufnahme E. v. GoTHARD's mit seinem 
104 zolligen Reflector reproducirt. Zwischen einer Sterngruppe ist leicht eine 
Sternschnuppe zu erkennen, die GOTHARD unbewusst photographirte. Anfangs, 
als er am nächsten Tage die Platte entwickelte und das eigenartige Object sah, 
hielt er es für einen Kometen. Vergeblich suchte man in Folge der Benach- 
richtigung in Wien und O’Gyalla die Gegend des Himmels ab, kein Komet war 
zu sehen. Als GOTHARD dann einmal 
die verdächtige Platte dem Verfasser 
zeigte, dachte er sofort daran, in der 
Spur eine Sternschnuppe zu erkennen. 
Verfasser möchte den Vorschlag 
machen, eine Camera auf ein parallactisch 
montirtes Fernrohr aufzusetzen, diese 
gegen den bekannten Radiationspunkt 
richten, wo man am ehesten hoffen 
kann, einige stationäre Meteore, oder 
solche mit recht kurzen Bahnen abzu- 
bilden, deren Positionen man dann 
nach den Gestirnen leicht ausmessen 
könnte. Noch besser wäre es, auf eine 
parallactisch montirte lange Axe, welche mit einem guten Uhrwerk getrieben 
wird, viele Cameras mit verschiedenen, aber bekannten Deklinationen aufzusetzen 
und mit einer geeigneten Vorrichtung jede halbe oder Viertelstunde das Uhr- 
werk genau eine Minute anzu- 
halten und dabei die Zeit 
genau zu notiren. Man müsste 
dann zwei identische Auf- 
nahmen von jeder Gegend 
machen, wodurch sich sofort 
herausstellen würde, wo sich 
eine Sternschnuppe befindet. 
Wenn dieselbe hell gewesen 
ist, so könnte man sie schon 
durch Uebereinanderlegen der 
Platten erkennen. 
Während des Schreibens 
dieser Zeilen kam mir die Ab- 
bildung und Beschreibung eines solchen Apparats, wie er für die Sternwarte 
in New Haven in Nord-Amerika angefertigt wurde, zur Hand; Fig. 72 giebt den 
Apparat wieder. Auf einer langen Polaraxe, die durch ein Uhrwerk am unteren 
Ende getrieben wird, sitzt eine beliebige Anzahl (an diesem Apparat 6) Cameras, 
welche nach jeder Himmelsgegend verstellt werden können, um mit den vor 
ihnen befindlichen Porträtobjectiven von kurzer Brennweite den Himmel zu photo- 
graphiren. Uebrigens sind Erfolge bisher noch nicht mit dem Apparat erzielt 
worden. 
4) Das Photographiren des Fixsternhimmels. 
a) Mit grossen Refractoren oder Spiegelteleskopen. Es würde uns 
viel zu weit führen, wenn wir von Anfang an bis jetzt alles Geschichtliche be- 
  
(A. 71.) 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
 
	        
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