Astróphotographié.
schreiben, alles besprechen und discutiren wollten, was auf dem Gebiete der
Himmelsphotographie, bei der Daguerreotypie beginnend, bis zum Bromsilber-
gelatineemulsionsverfahren geschehen ist. Nur dürfen wir nicht vergessen, ehe wir
in das Studium dieses Gebietes der Himmelsphotographie tiefer eindringen, der
wahren Begründer der Photographie der Fixsternwelt, der Herren PROSPER und
PauL HENRY in Paris bewundernd zu gedenken.
Die Aufnahme des Fixsternhimmels war mit so geradezu unüberwindlich
scheinenden Schwierigkeiten verbunden, dass es nur durch die Einführung des
Bromsilberemulsionsprocesses ermóglicht wurde, dieselben doch zu besiegen.
Man bedenke, wie lange die Platte im Brennpunkt einer Linse von 3 7 Brenn-
weite exponirt werden muss, wenn man einen Theil des Himmels, z. B. die
Milchstrasse, photographiren und dabei noch Sterne etwa der 15. Gróssenklasse
erhalten will. Es handelt sich da nicht um Secunden, wie bei Portraitaufnahmen
im Atelier, auch nicht um Minuten, sondern um viele Stunden. So hat z. B.
M. Worr in Heidelberg Sterne linger exponirt, als sie überhaupt über dem
Horizont sichtbar sind. Das klingt freilich paradox, ist aber doch thatsáchlich
so, indem er einen und denselben Stern allerdings nie länger als drei Stunden
vor und nach dem Meridian pointirte, diese Arbeit aber 2—3, ja 4 Náchte nach
einander wiederholte; in der Weise erhielt er Expositionszeiten, die erheblich
linger waren als die Zeit, wáührend der sich das Gestirn in einer Nacht über
dem Horizont befand. Es bedarf keiner besonderen Bemerkung, welche Geduld,
Ausdauer und Hingabe an den grossen Zweck der astronomische Photograph be-
sitzen muss.
Dass zum Photographiren des Fixsternhimmels ein für chemische Strahlen
corrigirtes Objectiv nôthig ist, ist selbstverständlich. Ich möchte hier aber eine
Bemerkung einschalten, die vielleicht für die Zukunft nutzbringend werden
könnte. Es ist bekannt, dass, wenn heutigen Tages grössere Objective bestellt
werden, in den meisten Fällen entweder ein zweites Objectiv (d. h. eine zweite
CnRows-Linse) dazu bestellt wird, um das Objectiv in ein photographisches um-
zuwandeln, oder es wird ein Correctionssystem beigegeben, welches das Objectiv
für photographische Strahlen corrigirt. Ich würde die Sache nun anders auf-
fassen, nämlich ein möglichst grosses photographisches Objectiv und dazu
ein Correctionssystem für visuelle Strahlen anfertigen lassen. Durch Rechnung
lässt sich die Richtigkeit nachweisen und zugleich zeigen, dass das Corrections-
system sich dann viel einfacher gestaltet, als wenn es visuelle Strahlen für die
Photographie corrigiren soll. Das Correctionssystem des Wiener 27 Zóllers soll
angeblich vóllig unbrauchbar sein).
Viel geeigneter für photographische Zwecke wáren die Spiegelteleskope,
wenn sie yon manchen anderen Fehlerquellen frei wären. Dass sie in photo-
graphischer Beziehung Refractoren gleicher Oeffnung überlegen sind, kann einfach
bewiesen werden, wenn man die Arbeiten des Herrn v. GorHaRD betrachtet,
die er mit einem Spiegelteleskop von recht bescheidener Dimension ausgeführt
hat. Aber, wie schon erwáhnt, haben sie den Refractoren gegenüber manche
Fehler und Nachtheile. Sie haben zunáchst ein viel geringeres Gesichtsfeld als
letztere; sodann macht sich der auch bei Refractoren schwer wiegende Fehler,
der von einer zu festen Fassung des Objectivs herrührt, doch hier bei weitem nicht
in so hohem Grade geltend als bei den Spiegelteleskopen; ferner übt der Tem-
T) Das soll allerdings in besonderen, hier nicht näher zu erórternden Verháültnissen seinen
Grund haben.