Astrophotographie.
peraturwechsel auf einen Spiegel eine geradezu fabelhafte Wirkung aus. End-
lich ist aber noch ein sehr misslicher Umstand anzuführen, die Montirung der
Spiegelteleskope. Lange Zeit liess man sich von der sicher ganz falschen An-
sicht leiten, dass, wenn ein Spiegel nur den vierten Theil eines Objectivs kostete,
es ein Luxus wäre, demselben eine ebenso feine Montirung zu geben, als dem
so viel werthvolleren Objectiv. So sind die Spiegel in hohem Grade discreditirt
worden. Sieht man z. B. die alten FoucauLT'schen Spiegelteleskope, unter
denen es gewiss prachtvolle Exemplare giebt, so wird man sich kaum eines
Lächelns mit Bezug auf die Montirung erwehren. Das wurde auch nicht viel
besser bei den englischen Instrumenten, die man als rohe Schlosserarbeit be-
zeichnen könnte. JouN BrowNING war der erste, der seinen Spiegeln eine, wenn
auch nicht vollkommene, so doch gut gearbeitete Montirung gab, und Sir Ho-
WARD GRUBB wusste die Güte der Spiegel richtig zu würdigen und montirte sie
eben so gut als seine Refractoren. Danach haben dann aber auch dieselben
in den Händen eines Hucerns, ROBERTS und EspIN freilich ganz andere Resul-
tate gegeben, als sie von einer FoucauLT'schen Montirung zu erwarten waren.
Bei der Himmelsphotographie ist die kurze Brennweite der Spiegelteleskope
wegen ihrer grossen Lichtstirke von hohem Vortheil; es ist durchaus nicht
schwer, einen Spiegel mit dem Verhültniss 1:5, ja auch 1:44 zu schleifen, was
bei einem astronomischen Doppelobjectiv von bescheidenen Dimensionen, von -
z. B. 160 mm Oeftnung, ganz unmöglich wire. PICKERING besitzt heute ein
photographisches Objectiv von 24 engl. Zoll Oeffnung und 120 Zoll Brennweite,
also im Verháltniss 1:5; dasselbe ist aber allerdings kein astronomisches Doppel-
objectiv, sondern ein Aplanat im strengen Sinn, also ein vierfaches, symmetri-
sches, photographisches Objectiv. Dabei mag erwáhnt werden, dass dieser ameri-
kanische Gelehrte zu diesem Objectiv noch ein Objectivprisma von derselben
Oeftnung besitzt; das ist heute das grósste Objectivprisma der Welt, wogegen
vor Jahresfrist noch das O'Gyallaer mit 10 Zoll Durchmesser das grósste war.
Es wäre von allergrósster Bedeutung, wenn mechanische Künstler dahin
strebten, die Spiegelfassung und das Problem vollkommener Ventilation im
Rohr zu lösen, damit wäre den Astronomen ein Instrument geliefert, welches
in jeder Beziehung als das Ideal eines Astrophotographen bezeichnet werden
müsste. Ich erinnere hier an die compensirte Objectivfassung des Dr. Rup.
v. STEINHELL, dessen Anwendung nirgends besser am Platze wire als in der Zelle
eines T'eleskopspiegels. (S. Zeitschr. für Instrumentenkunde 1894, No. 5, pag. 170).
Wenn ein Fernrohr ausschliesslich fiir die Himmelsphotographie ange-
fertigt wird, so nimmt es in mancher Hinsicht eine andere Gestalt an, als ein
gewóhnliches astronomisches Fernrohr. Es giebt kein Uhrwerk, welches im
Stande wäre, das Fernrohr 4—5 Stunden lang auf demselben Punkt des
Himmels gerichtet zu erhalten, und sollte es wirklich existiren, so wäre damit
auch wenig geholfen, weil man doch in die Lage kommt, mit dem Instrument
ein Object mit grosser Eigenbewegung (Kometen) zu photographiren, und dem
Beobachter dann nichts übrig bleibt, als mit dem Sucher auf einen bestimmten
Theil also beim Kometen, auf den Kopf zu pointiren. Man wird bei einer
solchen Aufnahme auf den ersten Blick sehen, dass der Komet schon darge-
stellt ist, dass jedoch die nebenstehenden Sterne auf der Platte eine Zickzack-
linie beschreiben, besonders, wenn der Komet das Aequatorealcoordinatensystem
diagonal durchlüuft. Wenn aber bei dem besten Uhrwerk ohne Pointiren photo-
graphirt wird, so müssen die Sterne, wenn auch noch so wenig, doch lánglich
werden, und dies rührt vom oscillatorischen Gange des Triebwerks her. Wenn