Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
Astrophotographie. 235 
verdient hier besondere Erwähnung. À ist das Reflectorrohr, B ein Sucher (an 
dessen Stelle spáter ein 4izólliger Pointer mit prachtvollem MErz’schen Objectiv 
trat) B, ein kleiner Sucher von 2 Zoll Oeffnung, C das Ocular des Reflectors, 
welches in einen Positionskreis und zwei Schlitten eingeschraubt ist, G ein 
Hóhenkreis, D die Camera mit dem euryskopischen Objectiv, # der Dekli- 
nationsschlüssel, Z die Rectascensionsschnur, /7 ein Rheostat für die elektrischen 
Lampen. 
GoTHARD hat mit verschiedenen Objectiven in gleicher Anordnung wie 
oben Versuche gemacht, jedoch die besten Resultate mit einem 4zôlligen Vorcr- 
LANDER'schen Portraitobjectiv erzielt. Gegenwürtig besitzt er ein 6zólliges Portrait- 
objectiv von DALLMEYER, das aber an Lichtstárke nicht den gehegten Erwartungen 
entspricht, weil seine Brennweite von der im Catalog angegebenen insofern ab- 
weicht, als DALLMEYER wunderbarer Weise für die Brennweite die Entfernung 
von der Hinterlinse bis zum Bild annimmt. 
Der Vortheil der kleinen Objective, oder besser gesagt, der Objective von 
kurzer Brennweite, liegt beim Photographiren darin, dass ihr Gesichtsfeld ein 
viel grósseres ist, und die Lichtstárke den grossen Objectiven mit langer Brenn- 
weite selbstverstándlich weit überlegen ist. Wenn es sich darum handelte, einen 
Kometen mit sehr langem Schweif zu photographiren, so würde dies mit einem 
Objectiv von langer Brennweite kaum móglich sein, man miisste sicher zu einem 
Portraitobjectiv seine Zuflucht nehmen, welches im Stande wire, den ganzen 
Kometen sammt dem Schweif auf der Platte aufzunehmen. 
Man sollte denken, dass man mit einem so lichtstarken Objectiv wie dem 
GoTHARD'schen Vierzôller bei ungeheuer langer Expositionszeit ganz Ausser- 
ordentliches würde leisten können. Indessen erreicht, was schon an anderer 
Stelle angedeutet wurde, die Expositionszeit bei einem sehr lichtstarken Objectiv 
bald ihre Grenze, da z. B. jeder VorcrLANDER'sche Vierzóller bei dem schönsten 
Himmel, wo der Himmelsgrund tief schwarzblau erscheint, schon nach 3 Stunden 
Belichtungszeit die Platte zu verschleiern beginnt. Die Linse sammelt während 
dieser langen Belichtungszeit vom Himmelsgrund doch so viele actinische Strahlen, 
dass diese auf die Platte ungünstig zu wirken beginnen. Wann dieser Zeitmoment 
bei dem einen oder andern Objectiv eintritt, kann ebensowenig angegeben 
werden, wie ein geübter Diapositiv-Anfertiger bei trübem Wetter ohne Kenntniss 
der Tagesstunde oder der Empfindlichkeit der Platte anzugeben vermóchte, wie 
lange er belichten müsste. Dies ist lediglich Sache des Versuches, aber nach 
wenigen Versuchen wird schon jeder Beobachter wissen, wo die Grenze der 
Belichtung für sein Objectiv liegt. 
Ein Beobachter kann nun auch in die Lage kommen, mit einem gewóhn- 
lichen Spiegelteleskop oder Refractor photographische Aufnahmen zu machen. 
Es ist dann durchaus nicht nothwendig, deswegen das ganze Fernrohr in ein 
photographisches umbauen zu lassen, er kann vielmehr eine Camera auf seinen 
Ocularauszug aufschrauben. Da sich nun gegenwärtig fast táglich neue Beobachter 
diesem Zweige zuwenden und sich dann oft von ganz unerfahrenen Mechanikern 
wahre Ungetüme ais »astronomische Camera« herstellen lassen, so dürfte es 
wohl am Platze sein, hier noch einiges über solche Cameras zu sagen, die sich 
auf jedes kleinere oder gróssere Fernrohr aufschrauben lassen, und damit 
Anfángern nützliche Winke für deren Behandlungsweise, Einstellung u. s. w. zu 
geben. 
In Fig. 76 ist die erste Camera E. v. GoTHaRp's dargestellt, wie sie auf 
einem Positionskreis und senkrecht auf einander stehenden Schlitten aufgesetzt 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
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