238 Astrophotographie.
für dasselbe Objectiv schon an der Grenze der direkten Sichtbarkeit sind, oder
diese sogar unter Umständen weit überschreiten.
Die ganz grossen Fernrohre können nur für die Aufnahmen lichtschwacher
Objecte mit geringer angulärer Ausdehnung verwendet werden. Hier möchte ich
nochmals auf eine schon früher gemachte Bemerkung zurückkommen, wonach
man bei Bestellung grosser Fernrohrobjective einem photographischen Objectiv
den Vorzug geben sollte, unter Hinzufügung eines Correctionssystems für visuelle
Strahlen, da es wiinschenswerth ist, dass diese Fernrohre bei Special-
untersuchungen für chemische Strahlen achromatisirt sind. Man kann freilich
die Brennebene experimentell bestimmen, wo die schärfsten photographischen
Bilder entstehen, die Leistung derselben wird aber doch stets hinter solchen
Objectiven zurückbleiben, die schon a priori für photographische Strahlen
gerechnet sind. Ebenso möchte ich die schon ôfter geäusserte Ansicht wieder
erwähnen, dass nämlich die Spiegelteleskope erst jetzt einer grossen Zukunft
entgegengehen, indem sie mit möglichst kurzer Brennweite bei grossem Spiegel-
durchmesser leicht hergestellt werden können, keine Focaldifferenz besitzen,
ausserordentlich lichtstark sind, sodass die Belichtungszeit aus diesem Grunde
auf ein Minimum reducirt werden kann, was ebenso wichtig für den Beobachter
als für das Resultat ist, endlich nach Wegnahme der Camera ebensogut für
spectralphotographische als optische Arbeiten benutzt werden können. Ich
möchte aber auch eine Bemerkung nicht unterlassen, dass ich nämlich meiner-
seits den Spiegeldurchmesser doch nicht ins Unendliche treiben würde, da man
wohl Spiegel erster Qualität zwischen 30 und 60 c» Durchmesser kennt, sie
iedoch über diese Dimensionen hinaus, wenn sie auch ungemein lichtstark sind,
an Definition manches zu wünschen übrig lassen, und sie ausserdem, wenn sie
nach NEwroN'scher Construction ausgeführt werden, dusserst unhandlich sind, wenn
sie nach CasseGrAN'scher Form gemacht sind, aber durch einen grossen Fang-
spiegel viel Licht einbüssen. Jedenfalls sollte der Erbauer eines grösseren Spiegel-
teleskopes (was nur ein Astronom, der gleichzeitig Mechaniker ist, sein kann) dahin
streben, ein grösseres CASSEGRAIN’sches Teleskop zu construiren, und zwar so, dass
man den Fangspiegel, ohne ihn zu decentriren, von seiner Stelle herausschieben,
und die photographische Cassette, welche weit ausserhalb dieses zu liegen
kommt, also etwa am Ende des Rohres, wo der Brennpunkt des Spiegels ist, leicht,
sicher und ohne Erschütterung hineinschieben kann. Bei dieser Operation müsste
dann ein Assistent einmal auf die Leiter steigen, und zwar beim Einlegen der
Cassette, und dann ein zweites Mal beim Herausnehmen derselben nach erfolgter
Belichtung der Platte. Hier treten geringe mechanische Schwierigkeiten auf, die
sich leicht überwinden lassen; und die Lösung der Constructionsaufgabe wäre
sicherlich nicht so complicirt, als die Rectascensionsklemme und Feinbewegung
vom Ocularende bei den REepsoLD’schen Refractoren.
Die Belichtungszeit bei Sternaufnahmen ist sehr verschieden, sodass man
hierüber eigentlich keine Regel aufstellen kann. Die meisten Sterne, welche ein
Spectrum des I. VocEL’schen Typus haben, wirken sehr stark chemisch auf die
Bromsilberplatten. Wenn wir uns zum Photographiren grösserer Himmelsflächen
z. B. eines Euryskopischen Objectivs von Voigtlánder bedienen, welches 38 mm
Oeffnung und 200 vzz Brennweite besitzt, so kann auf einmal das ganze Sternbild
des Orion photographirt werden, und in 30 Secunden sind schon die Sterne
3. und 4. Grüsse auf der Platte sichtbar, wogegen in 10 Minuten viel mehr
Sterne hervortreten, als in der ARGELANDER' schen Uranometrie eingezeichnet sind.
Andererseits sind wieder von den Sternen, deren Spectrum zum III. Typus gehórt,
VALL