Astrophotographie.
7) Geschichtliche Bemerkungen.
Die ersten Versuche, photographische Abbildungen der Himmelskörper zu
erhalten, beziehen sich natürlich auf Mond und Sonne, die durch ihre grosse
Helligkeit am meisten erwarten liessen, dass ein schartes Bild auf der photo-
graphischen Platte entstände, ohne dass eine übermässig lange Exposition nöthig
würde. In der täglichen Fortbewegung der Gestirne lag eine nicht leicht zu be-
seitigende Schwierigkeit, und in der ersten Zeit der Versuche namentlich, wo
die mit den Fernrohren verbundenen Uhrwerke nicht die heute erreichte Exact-
heit besassen, machten sich die Uebelstände und Mängel in dieser Beziehung
in hohem Grade geltend. Man hat damals in sehr verschiedener Weise probirt,
das Licht des betreffenden Objects immer auf dieselben Theile der Piatte wirken
zu lassen, indem man entweder durch Bewegung des Fernrohres mit der Hand
unter gleichzeitiger Beobachtung durch den mit dem Hauptfernrohr verbundenen
Sucher das Object an derselben Stelle des Gesichtsfeldes erhielt, oder indem
man mit einer Schraube die Platte, soweit es die Verhältnisse gestatteten, be-
wegte. Die geringe Empfindlichkeit der Platten in jener Zeit mag dazu bei-
getragen haben, dass die erhaltenen Abbildungen nicht zum Theil noch mangel-
hafter ausfielen, jedentalls konnte dieses an sich rohe Verfahren zu keinem scharfen
Bilde führen.
Bald nach Erfindung der Daguerreotypie wandte H. DRAPER im Jahre 1840
unter Benutzung eines Fernrohres von 130 zm Oeffnung dieses Verfahren auf
den Mond an und erhielt eine Anzahl Monddaguerreotypen, welche bei einem
Durchmesser von 25 mum die hervortretendsten Gebirge des Mondes zeigten.
Trotz dieses sichtlichen Erfolges wurden keine weiteren Versuche in den nächsten
10 Jahren gemacht, bis G. BOND in Cambridge (Mass.) unter Beihilfe der Photo-
graphen WHIPPLE und JONES mit dem dortigen 14zölligen Refractor Mond-
daguerreotypen erhielt, die auf der Ausstellung in London 1851 Aufsehen er-
regten. Seit dieser Zeit hat die Sternwarte in Cambridge mit keinen wesent-
lichen Unterbrechungen den stellarphotographischen Aufnahmen ihre Arbeitskraft,
abgesehen von anderen Arbeiten, gewidmet. Ausser ihr sind es lange fast nur
Freunde der Astronomie gewesen, welche auf ihren eigenen, mehr oder minder
reich ausgerüsteten Sternwarten dieses Gebiet zu kultiviren strebten.
Auch zur Zeit der Phasengestalten wurden Photographien von BOND ver-
fertigt, welche vielfachen Beifall fanden, die aber BowD selbst noch nicht be-
friedigten, da das Uhrwerk des Refractors diesen nicht mit genügender Regel-
müssigkeit fortbewegte. Erst als im Jahre 1856 ein neues Uhrwerk angebracht
war, setzte man die begonnenen Arbeiten auf diesem Gebiet mit erneutem Eifer
fort. Schon damals zeigten die Anwendungen der Photographie auf andere
Himmelskórper das ganz verschiedene Verhalten derselben gegenüber der photo-
graphischen Platte. Jupiter z. B. wirkte bei reducirter gleicher Helligkeit 14 mal
stirker auf die Platte als der Mond. Auch die Erkennung der Thatsache, dass
der Brennpunkt der chemisch wirksamen Strahlen nicht mit dem optischen
Brennpunkt zusammenfel, machte neue Schwierigkeiten, indem man entweder
empirisch den ersten Punkt suchen musste, wenn gewóhnliche Refractoren zur
Anwendung kamen, oder indem man dahin trachtete, eigens construirte, photo-
graphische Fernrohre zu benutzen.
Einer der eifrigsten Fórderer der Astrophotographie war WARREN DE LA RUE
in Cranford bei London, der im Jahre 1852 schon gute Abbildungen des Mondes
erhielt, indem er ein 12zólliges Spiegelteleskop gebrauchte. Indessen sind die
Resultate, welche ihn in dieser Beziehung so bekannt gemacht haben, aus