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und um die bei verschiedenen Zenithdistanzen angestellten Beobachtungen des-
Astrophotometrie. 325
Mit dieser Methode lassen sich besonders die Helligkeitsschwankungen
sogen. »veränderlicher Sterne« bequem und ziemlich sicher bestimmen und zwar
auf zweierlei Weise. Entweder sucht man sich in der Nähe des zu bestimmen-
den Veránderlichen zwei unveründerliche Sterne auf, die eine solche Helligkeits-
differenz haben, dass der eine etwa eine bis zwei Stufen heller als der Veründer-
liche im gróssten Glanze, der andere ebenso viel schwächer als der Veränder-
liche bei geringster Helligkeit ist; die jedesmalige Lichtstärke des letzteren
schátzt man zwischen die beiden unveründerlichen Helligkeiten ein. Oder wenn
die Schwankungen des veründerlichen Steines eine Gróssenklasse oder mehr be-
tragen, so sucht man vier unveránderliche Sterne in seiner Nihe auf, von denen
zwei bei einer Differenz von 4—5 Stufen unter einander mit ihren Helligkeiten
den Veránderlichen im gróssten Glanze gerade einschliessen, wührend die beiden
anderen bei etwa gleicher Differenz sich ebenso gegenüber der geringsten Licht-
stärke des Veründerlichen verhalten; auch hier schátzt man letzteren entweder
zwischen das eine oder andere Paar ein.
In neuester Zeit hat man versucht, die Helligkeiten ohne Zuhilfenahme des
Auges zu bestimmen, indem man dasselbe durch die photographische Platte er-
setzte. Auf der letzteren bilden sich die Sterne als Scheibchen von geringerem
oder grósserem Durchmesser ab, welche umgekehrt proportional den Gróssen-
klassen sind, d. h. der Durchmesser eines Sternes 9. Grósse ist auf der photo-
graphischen Platte nur j von dem eines Sternes 1. Grosse. Ein Uebelstand
dieser Methode liegt aber darin, dass nämlich die photographische Platte
die Helligkeitsverháltnisse anders darstellt, als sie das Auge sieht. Das
kommt daher, dass auf erstere besonders die blauen und violetten Strahlen
wirken, während das Auge die Helligkeit hauptsächlich nach der Menge der
gelben Strahlen schätzt; während also z. B. diesem ein gelber und ein blauer
Stern gleich hell erscheinen, wird auf die Platte der Durchmesser des von
letzterem erzeugten Scheibchens viel grösser sein, als derjenige des von ersterem
herrührenden.
Alle die hier besprochenen Apparate und Methoden liefern nicht direkt das
wirkliche Helligkeitsverhültniss zweier Sterne, sondern nur dasjenige, welches
sich an der Erdoberfliche dem Auge darbietet. Alle Lichtstrahlen, welche von
ausserhalb der Erde zu derselben gelangen, müssen die Atmosphäre durchdringen,
und von dieser werden sie bald mehr bald weniger stark absorbirt, d. h. ein
Teil des Lichtes wird in der die Erde umgebenden Lufthülle ausgelöscht. Diese
Extinction des Lichtes in der Atmosphäre
ist nun verschieden stark je nach der Länge des Weges, den ein Strahl in der
letzteren zurücklegen muss; ausserdem werden auch Druck, Feuchtigkeitsgehalt
und Temperatur der Luft Aenderungen in der Absorption derselben hervorrufen
können. Das Licht, welches ein Stern nach einem bestimmten Erdort schickt,
wird den kürzesten Weg in der Atmosphäre zu durchlaufen haben, wenn der
Stern im Zenith des betreffenden Ortes steht; je mehr er sich dem Horizont
nähert, eine desto längere Strecke hat sein Licht in der Lufthülle der Erde zu
durcheilen, eine desto grössere Absorption wird dasselbe erfahren. In andern
Worten: für einen bestimmten Erdort nimmt die scheinbare Helligkeit eines
Sternes mit wachsender Zenithdistanz desselben ab. Jede Messung der Licht-
stärke eines Gestirnes hat also erst Werth, wenn man zugleich die Zenithdistanz
angiebt, bei welcher dieselbe gemacht ist. Um das nicht immer thun zu müssen,