326 Astrophotometrie.
selben Sternes untereinander vergleichen zu können, berechnet man aus der bei
beliebiger Höhe gemessenen Helligkeit diejenige, welche der Stern haben würde,
wenn er im Zenith des Beobachtungsortes stände. Diese Reduction auf das
Zenith kann man entweder auf theoretischem oder praktischem Wege ermitteln,
welcher letztere im allgemeinen deshalb vorzuziehen sein wird, weil man die
Zusammensetzung der Atmosphäre und die Art ihrer Absorption nicht mit der
Genauigkeit kennt, wie es für eine strenge theoretische Untersuchung nöthig wäre.
Es sollen hier erst kurz die wichtigsten theoretischen Formeln auf diesem
Gebiete angegeben und dieselben dann auf ihre Uebereinstimmung mit den
praktischen Resultaten hin untersucht werden.
Der erste, der einen Ausdruck für das Verháltniss der Helligkeiten eines
Lichtstrahls, gemessen bei verschiedenen Zenithdistanzen, aufstellte, war LAMBERT.
Ist Z/ die Helligkeit eines Lichtstrahls beim Eintritt in die Erdatmospháre und Z
die an der Erdoberfläche in der Zenithdistanz z gemessene Helligkeit desselben,
ist ferner 6 die Dichte einer mit der Erdoberfläche concentrischen kugelförmigen
dünnen Luftschicht, deren Abstand vom Erdmittelpunkt z ist, so ergiebt sich
nach LAMBERT
H : 1 4 f? -—1, 1-5 (r2—1)?
top 7 =s008 [ö.dr - pcena 7 3a dr e asees tomis var.
Beobachtet man denselben Lichtstrahl bei der Zenithdistanz z' und findet
seine Helligkeit an der Erdoberfläche %', so erhält man für diese beiden Grössen
eine ganz entsprechende Formel. Zieht man dieselbe von der obigen ab und
beschränkt sich wegen der raschen. Convergenz der Reihe auf die ersten beiden
Glieder, so erhält man
1 r 1
logh'— log h= (secs -sees f . dr— (secs ‚Lang? z— secz. tang?" 72 ö.dr..(3)
Um die Werthe der Integrale zu ermitteln, müsste man die Beziehungen
der Dichten der verschiedenen Luftschichten zu ihren Abständen vom Erdmittel-
punkt kennen, doch wird man auf empirische Weise aus längeren Beobachtungs-
reihen numerische Grössen für dieselben bestimmen können. G. MÜLLER in Pots-
dam hat das auf Grund seiner eigenen umfangreichen Beobachtungen gethan
und gefunden
241
f: - dr — 008044; A 0-dr — 0:00009110.
Während der LAMBRRT’sche Ausdruck für die Extinction in der Atmosphäre
nur eine Interpolationsformel darstellt, hat LAPLACE in seiner »Mécanique céleste«
(Tome IV, livre X, chap. III.) unter der Annahme, dass die für die Refraction
aufgestellten Hypothesen auch für die Extinction Gültigkeit haben, die Formel
log h,= log ho+ (2 secs — 1) log A (4)
abgeleitet, in welcher % und /%, die an der Erdoberfläche bei den Zenith-
distanzen Null und z beobachteten Helligkeiten des ausserhalb der Atmosphäre
die Lichtstärke Æ besitzenden Sternes sind; a, und a, sind die fiir die Zenith-
distanzen Null und z geltenden BesseL'schen Refractionswerthe, die man aus den
gebräuchlichen Refractionstafeln erhält, während
2
4= zz
der sogenannte Transmissionsco&fficient ist. Den Ausdruck für %; kann man
auch anders schreiben, wenn man, nach dem Vorgange von BOUGUER und