344 Astrophotometrie.
Damit ist die Zahl der Kataloge, die selbständige Schätzungen von Stern-
helligkeiten enthalten, aber nicht ausschliesslich dafür aufgestellt sind, erschöpft,
und es folgen nun diejenigen, welche auf genaue photometrische Messungen be-
ruhende Angaben über Lichtstärken von Fixsternen aufführen. Hier sind zuerst
die SEIDEL’schen Messungen an 208 Fixsternen zu erwähnen, die derselbe mit
dem STEINHEIL’schen Prismenphotometer anstellte und in den Denkschriften der
Königlich bayrischen Akademie der Wissenschaft 1861 veróffentlichte. Dann
folgen zwei Arbeiten von Worrr (»Photometrische Beobachtungen an Fixsternen«),
welcher die Lichtstárken von 1130 Sternen mit einem ZÓrLNER'schen Photometer
bestimmte. Mit einem Instrumente gleicher Art maass PEIRCE in den Jahren 1872
bis 1875 die Helligkeiten von 494 Sternen, während PickERING mit seinem früher
beschriebenen Meridianphotometer 49260 Sterne untersuchte und deren Licht-
stárken unter dem Titel »Harvard Photometry« 1884 veröffentlichte, welchem
Katalog er 1890 einen zweiten folgen liess, der eine grosse, aber beliebige An-
zahl von Sternen aller Helligkeiten enthält, die möglichst gleichmässig über den
ganzen nördlichen Himmel vertheilt sind zum Zwecke einer »Photometric revision
of the Durchmusterung«. Im Jahre 1885 publicirte PRITCHARD in seiner »Urano-
metria nova Oxoniensis¢ die Lichtstärken von 2784 Sternen, die er mit dem
oben besprochenen Keilphotometer untersucht hatte. Kleinere Arbeiten von
CERASKI, RosiN, LINDEMANN und G. MULLER, welche alle sich ZóLLNER'scher Photo-
meter bedienten, seien hier nur kurz aufgeführt. Das neueste und umfassendste
Unternehmen auf diesem Gebiete ist leider zur Zeit noch nicht vollendet. Es
ist die bereits oben flüchtig erwähnte »Photometrische Durchmusterung des nörd-
lichen Himmels, enthaltend alle Sterne der B. D. bis zur Grösse 75«, die in
Potsdam von G. MULLER und P. KEmrr begonnen und bisher für die Zone von
0° bis + 20° Deklination durchgeführt ist.
Um sich ein Urtheil über die Zuverlässigkeit der zuletzt erwähnten Kataloge
bilden zu können, mögen hier folgende Angaben Platz finden. Die beiden
PickERING'schen Arbeiten sind mit dem früher beschriebenen Meridianphotometer
ausgeführt, während PRITCHARD sein Keilphotometer benutzte, und in Potsdam
zwei ZOLLNER'sche Photometer WawscHarF'scher Construction zur Verwendung
kamen. In der »Harvard Photometry« ist jeder Stern mindestens an drei Abenden
beobachtet worden, mancher jedoch viel häufiger. Bei Sternen, die nur
dreimal gemessen waren, wurden Unterschiede bis zu 0:9 Gróssenklassen zwischen
den einzelnen Beobachtungen für zulässig erachtet und nur bei grösseren Ab-
weichungen Revisionsmessungen gemacht; danach stellt sich im Durchschnitt
der wahrscheinliche Fehler einer Beobachtung auf == 0:15 Grössenklassen, der-
jenige einer im Katalog angegebenen Sternhelligkeit auf -- 0:075 Gróssenklassen.
Bei der »Photometric Revision« ist jeder Stern durchschnittlich nur zweimal
beobachtet, dabei sind aber nur Unterschiede bis 0'6 Gróssenklassen als erlaubt
angesehen, sodass der wahrscheinliche Fehler einer Kataloghelligkeit bis zu
— 0:20 Grossenklassen anwachsen kann. In der »Uranometria nova Oxoniensis«
scheinen die einzelnen Beobachtungen erheblich genauer zu sein als bei Picke-
RING, aber dafür sind weitaus die meisten Sterne nur einmal beobachtet, sodass
sich kein strenges Urtheil gewinnen lásst. Dazu kommt, dass die Extinction
des Lichtes in der Atmospháre nicht genau genug beobachtet ist, ja dass die
desbalb nothwendige Correction vielfach gar nicht angebracht wurde, angeblich
weil ihr Einfluss zu gering war, selbst wenn er wie in einzelnen Füllen 0:05 bis
0:06 Grossenklassen betrug. Die durchschnittliche Zuverlässigkeit dieses Kata-
loges dürfte daher geringer sein, als die der PICKERING’schen Beobachtungen. In