Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
   
Astrophotometrie. 353 
làngeren Perioden an, die in Bezug auf diese und die Grenzen ihrer Lichtstárke 
einige Gleichmássigkeit nur zu häufig vermissen lassen. Die nächste Klasse, der 
Mira-Typus, führt seinen Namen nach dem am längsten bekannten veränderlichen 
Stern o Ceti, den Hevelius wegen seines eigenthümlichen Lichtwechsels den 
»Wunderbaren« »Mira« genannt hat. Derselbe wurde zuerst von FABRICIUS im 
August 1596 als Stern zweiter Grósse bemerkt und verschwand für das freie 
Auge im October desselben Jahres. Erst im Februar r609 fand derselbe Beob- 
achter ihn wieder, konnte ihn aber nur bis zum März verfolgen, wo er in den 
Sonnenstrahlen verschwand; dann wurde er erst als Stern 3. Grösse im December 
1638 von HoLwArDA wiedergesehen, der auch im folgenden Jahre seine Veränder- 
lichkeit constatirte. Von da ab sind die Schwankungen der Lichtstärke von 
Mira Ceti regelmässiger beobachtet worden, sodass jetzt feststeht, dass er in 
seinem geringsten Glanze etwa 9. Grösse ist, während seine Maximalhelligkeit 
sehr verschieden sein kann. Am hellsten war er — soweit bis jetzt bekannt — 
im November 1779, wo er die 2. Grössenklasse noch etwas überschritt; anderer- 
seits ist er 1868 im Maximum nur als Stern 5. Grösse erschienen. Seine Periode 
ist nach den Angaben von ARGELANDER mit Hilfe der Formel: 
45° 
45° 
33123363 x Æ + 18%16 sin (2 E+ 31° 15") + 33790 sin UE Æ + 10° 5) 
+ 65731 sin (E E + 179° 48') 
zu berechnen, worin wieder Z die Anzahl der Perioden ist, welche entweder 
seit dem am 8. August 1866 eingetretenen Minimum oder seit dem am 25. No- 
vember 1866 11^ 17» mittlere Zeit Greenwich beobachteten Maximum verflossen 
sind. Dass diese letzteren sehr unregelmássig sein kónnen, geht aus der Formel 
direkt hervor. Lange ungleichmássige Perioden sowie starke Unterschiede 
zwischen den Maximal- und Minimalhelligkeiten sind als Hauptkennzeichen des 
Mira-Typus anzusehen. Hierher ist auch der nur in südlichen Breiten sichtbare 
Stern n Argus (1900:0 A. R.: 10% 41°2%, Dekl.: — 59 10") zu rechnen, der wegen 
seines auffalenden Lichtwechsels auch den Beinamen des Wunderbaren ver- 
diente. HALLEY sah ihn im Jahre 1677 als Stern 4. Grósse, 1687 fand ihn Noér 
und 1751 LacaiLLE als 2. Grösse, während er von 1811 —1815 nach BURCHELL 
nur 4. Grosse war; derselbe constatirte ihn 1827 als veründerlich, als er die 
1. Gróssenklasse erreichte. Ein Jahr spüter war er wieder 2. Grósse, während 
ihn HkRsCHEL 1837 heller als 1. Grosse, also etwa von der Helligkeit des Sirius 
fand. Dann nahm er bis März 1843 an Lichtstärke langsam ab, ohne jedoch 
schwücher als 1. Grósse zu werden; in den darauf folgenden Monaten leuchtete 
er noch einmal in fast gleicher Helligkeit wie Sirius und hat seitdem langsam 
abgenommen, bis er seit einiger Zeit ziemlich gleichmässig 7:4ter Grosse ist. Irgend 
eine Gesetzmássigkeit in Bezug auf Stärke und Dauer der Schwankungen làásst 
sich in diesen Angaben nicht entdecken. In der folgenden Uebersicht einer 
Anzahl Veránderlicher, die man zu dieser Klasse rechnen kann, sind die gleichen 
Bezeichnungen beibehalten wie beim Lyra-Typus. Das Zeichen <, welches 
gelegentlich in der Columne der Minimalhelligkeiten auftritt, bedeutet, dass der 
Stern noch unter die hinter dem Zeichen stehende Gróssenangabe heruntersinkt; 
ein Fragezeichen deutet die Unsicherheit der betreffenden Eintragungen an. 
Von den Jahreszahlen in den beiden letzten Columnen sind immer nur die 
Zehner und Einer angegeben, wenn, wie in der Tabelle auf pag. 352, das Jahr 
im 19. Jahrhundert liegt, sonst ist die ganze Jahreszahl ausgeschrieben. 
VALENTINER, Astronomie, I. 23 
     
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
      
	        
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