Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
   
Astrospectroskopie. 407 
Das Spectrum des Jupiter zeigt zunächst wiederum das Auftreten tellurischer 
Linien, dann aber eine Absorptionsbande von 6178 pu Wellenlänge, von der 
VOGEL constatirt hat, dass sie im Spectrum der Erdatmospháre nicht vorkommt. 
Man braucht indessen daraus noch nicht auf das Vorhandensein eines besonderen 
Stoffes in der Jupiteratmospháre zu schliessen, sondern der erwähnte Streifen 
kann sehr wohl nur durch besondere Vertheilung des Druckes und der Tempe- 
ratur hervorgerufen sein. Im Uebrigen zeigt das Jupiterspectrum vóllige Ueber- 
einstimmung mit dem der Sonne, und es konnten auf einem Photogramm 
zwischen 446 und 405 pp. 100 Linien des Sonnenspectrums aufgefunden werden. 
LE SUEUR wies zuerst nach, dass das Spectrum der in der Aequatorgegend des 
Jupiters auftretenden dunkeln Streifen von dem der hellen Partien des Planeten 
sich dadurch unterscheide, dass zwar keine neueren Absorptionslinien und -bänder 
hinzukommen, die vorhandenen aber dunkler und breiter erscheinen, und dass im 
Allgemeinen Blau und Violett in hôherem Grade geschwächt sind als die anderen 
Theile des Spectrums. Ganz das Gleiche konnte VoGEL im Spectrum des in 
den Jahren 1880—83 besonders gut sichtbaren rothen Flecks constatiren. Alle 
diese Beobachtungen würden darauf hindeuten, dass das Licht dieser dunkeln 
Stellen einen weiteren Weg in dem absorbirenden Mittel zurückzulegen hat als 
das der helleren Partien, d. h., dass die dunkeln Streifen tiefere Einschnitte in 
der Atmosphäre andeuten. Da nun die Zahl und Vertheilung dieser  dunkeln 
Stellen keineswegs eine constante, sondern vielmehr mit der Zeit wechselnde 
ist, so wird damit auch das ganze Spectrum des Jupiter gewissen Schwankungen 
in Bezug auf die Stárke der Absorption unterworfen sein. Dass ein etwaiges 
Selbstleuchten des Jupiter nicht aus dem Spectrum erkannt werden kann, ist 
oben schon angedeutet, denn da bei seiner geringen Helligkeit Jupiter hóchstens 
in Rothglut sich befinden kann, so würde dadurch ein helleres Leuchten der 
rothen und gelben Partien des Spectrums hervorgerufen werden, was von einer 
vermehrten Absorption im Blau und Violett nicht zu unterscheiden wäre. VOGEL 
hat auch die Spectren der Jupitertrabanten untersucht, aber nur con- 
statiren können, dass ausser dem oben erwähnten charakteristischen dunkeln 
Band noch ein weiterer atmosphärischer Streifen im Spectrum auftritt, wonach 
also die Atmosphäre dieser Trabanten der des Jupiter selbst sehr dhnlich wire. 
Ausserdem konnten auf photographischem Wege bei den vier hellsten Satelliten 
FRAUNHOFER'sche Linien nachgewiesen werden, bei dem dritten derselben bis zu 
40 zwischen 487 und 370 pp. 
Das Spectrum des Saturn ist dem des Jupiter ausserordentlich ähnlich, nur 
erheblich viel lichtschwácher. Auch das Absorptionsband bei 618 pp ist im 
Spectrum der Saturnkugel deutlich vorhanden, fehlt jedoch in dem des Ringes, 
sodass man bei diesem entweder gar keine oder nur eine schr dünne Atmo- 
spháre annehmen muss. Im Uebrigen haben photographische Aufnahmen des 
Saturnspectrums von VoGeL und HucciNs dargethan, dass sowohl in diesem 
wie in dem Spectrum der Ringe FRauNHorER'sche Linien auftreten, und dass 
beide Spectren (bis auf den oben erwáhnten Punkt) vóllig übereinstimmen. 
Das Spectrum des Uranus lässt wegen seiner geringen Helligkeit bei 
direkter Beobachtung nur eine Anzahl dunkler Absorptionsstreifen, aber kaum 
irgend welche FRAUNHOFER’sche Linien erkennen, doch hat HucciNs wenigstens das 
Vorhandensein der dunkleren derselben auf photographischem Wege nachgewiesen, 
ja letzterer hat sogar einige derselben messen können, wobei sich ferner gezeigt 
hat, dass in dem brechbareren Theil des Uranusspectrums weder Absorptions- 
bänder noch helle Linien auftreten, welche letzteren LocKYER gesehen haben 
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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