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Astrospectroskopie. 411
letzten. im Violett. Sie gehören dem Wasserstoff an. Fast die Hälfte aller
Sterne gehört hierher.
IL. Typus. Die Farbe dieser Sterne ist gelb (Capella, Pollux, Arcturus etc.).
Ihr Spectrum ist vollständig dem der Sonne zu vergleichen, also von vielen sehr
feinen, dicht zusammenstehenden schwarzen Linien durchsetzt, die dieselben
Stellen wie im Sonnenspectrum einnehmen. In manchen Sternen sind diese
Linien ausserordentlich schwach (Pollux, Capella), in anderen breit und sehr
deutlich (Arcturus, Aldebaran). Procyon kann als die Zwischenstufe von I zu II,
Aldebaran als der Uebergang von II zu III angesehen werden.
II. Typus. Die Farbe dieser Sterne ist orange und roth (a Herculis,
& Orionis). Das Spectrum ist als aus zwei übereinander gelagerten Spectren zu-
sammengesetzt zu betrachten, von denen das eine aus breiten dunklen Streifen
besteht, welche das ganze Spectrum so theilen, dass es den Anblick von der
Seite des Roth her beleuchteter Säulen darbietet, während das andere die
schwarzen feinen Linien enthält, die das Spectrum des II. Typus charakterisiren.
Die Lage der Hauptlinien ist in allen Sternen dieselbe.
IV. Typus. Die Farbe dieser Sterne ist blutroth. Das Spectrum enthält
drei fundamentale Zonen: Gelb, Grün und Blau. Bei einigen Sternen ist auch
noch eine Andeutung der rothen Zone zu erkennen. Wihrend beim III. Typus
die Banden nach Violett scharf begrenzt erscheinen und nach Roth zu verwaschen
sind, sind sie hier nach Roth zu scbarf begrenzt und nach Violett verwaschen.
Die Helligkeit der Sterne dieses Typus ist nur gering.
V. Typus. Einige wenige Sterne geben direkt das Spectrum des Wasser-
stoffs (8 Lyrae, Cassiopeae).
Diese Klassifikation von SEccHI ist zunächst eine rein äusserliche, auf die
augenfälligen Unterschiede der Spectren begründete, doch hat ihr Urheber nach-
träglich eingesehen, dass dieselbe auch eine auf die physische Beschaffenheit
der Sterne besonders auf die Temperaturverhältnisse bezügliche Bedeutung hat.
Den Szccnurschen Typen schliesst sich im Wesentlichen die von PICKERING
bei Aufstellung des »Draper Katalogs«, der die Spectren von 10351 Sternen
umfasst, befolgte Klassificirung an, nur dass dieselbe sich lediglich auf das Aus-
sehen der auf der photographischen Platte sichtbaren "Theile der Sternspectren
bezieht und eine viel detaillirtere ist; auf Beziehungen zu der Constitution der
betreffenden Sterne ist dabei nicht geachtet. PickERING áussert sich über seine
Spectraltypen im 26. und 27. Bande der »Annals of Harvard College Observatory«
etwa folgendermaassen:
»Wenn man die Spectren einer grossen Zahl von Sternen photographirt, so
findet sich eine Form vorherrschend. Sie besteht aus einem nahezu continuir-
lichen Spectrum, durchkreuzt von einer Reihe mit grosser Regelmissigkeit an-
geordneter dunkler Bänder oder Linien. Die Zwischenräume zwischen den
Linien verringern sich mit der Wellenlänge. Diese Linien scheinen. der Anwesen-
heit von Wasserstoff ihr Dasein zu verdanken. Sie haben die folgenden
Bezeichnungen und in Millionstel Millimeter ausgedrückten Wellenlängen:
pp Up pp.
C 6563 « 8889 | s 5750
F 4861 8 383° t. 9734
G 4341 y 819:8 n 81223
h | 4102 à. 3771 $ 3712
H 3970