Astrospectroskopie, 415
a) Spectra mit sehr zahlreichen Metalllinien, die besonders im Gelb und
Grün durch ihre Intensität leicht kenntlich werden. Die Wasserstoftlinien sind
meist kräftig, aber nie so auffallend verbreitert wie bei Klasse Ia; in einigen
Sternen sind dieselben jedoch schwach, und bei solchen sind dann gewöhnlich
in den weniger brechbaren Theilen durch zahlreiche dichtstehende Linien ent-
standene schwache Banden zu erkennen (Capella, Arcturus, Aldebaran).
b) Spectra, in denen ausser schwachen
Banden helle Linien auftreten (Z'Coronae und hóchst wahrscheinlich die von
WoLr und RavEgT beobachteten Sterne im Schwan, sowie vielleicht auch Æ Ge-
minorum).
dunkeln Linien und einzelnen
Klasse III.
Spectra, in denen ausser dunkeln Linien auch zahlreiche dunkle Banden in
allen Theilen des Spectrums auftreten und die brechbareren Theile desselben auf-
fallend schwach sind.
a) Ausser den dunkeln Linien sind in den Spectren Banden zu erkennen,
von denen die auffallendsten nach dem Violett dunkel und scharf begrenzt,
nach dem Roth matt und verwaschen erscheinen (a Herculis, a Orionis, B Pegasi).
b) Spectra, in denen dunkle, sehr breite Banden zu erkennen sind, von
denen die am stáürksten hervortretenden nach Roth scharf begrenzt und am
dunkelsten sind, nach Violett allmählich erblassen. Sie erscheinen also nach
der entgegengesetzten Seite verwaschen, wie die Banden in den Spectren der
vorigen Unterabtheilung, auch ist ihre Anzahl geringer als dort. Das Blau und
Violett ist gewöhnlich überaus schwach. (Bisher nur schwächere Sterne als hierher
gehórig bekannt: ScHJELLERUP, »Catal. rother Sterne« Nr. 78, 152, 173 etc.).
Ebenso wie die VocEr'sche Klassifikation der Sternspectren nimmt die von
NoRMAN-LOCKYER aufgestellte Rücksicht auf die Beschaffenheit der Himmels-
körper, aber freilich unter Zugrundelegung einer neuen von I.OCKYER selbst
aufgestellten "Theorie über die Entstehung und Weiterentwickelung der Gestirne.
Danach bestehen alle Kórper im Weltenraum aus meteoritischen Dämpfen und
Meteoren, und sie unterscheiden sich hauptsáchlich durch die Dichte, mit welcher
die letzteren in den einzelnen leuchtenden Gebilden vorhanden sind, und durch
verschiedene Temperaturgrade. Eine stándig zunehmende Dichte und eine bis
zur Mitte aufsteigende und dann wieder herabsinkende Temperatur der Gestirne
kommt auch in den sieben Hauptgruppen der LockvEn'schen Spectreneintheilung
zum Ausdruck, welche übrigens alle Gestirne, also auch die Nebel und Kometen
sowie die dunkeln Sterne (Siriusbegleiter) einschliesst. LockvER will ausserdem
diese vielen Gruppen noch in verschiedene Arten zerlegt wissen, die er jedoch
selbst noch nicht vollstándig aufführt, weshalb dieselben hier nicht náher berück-
sichtigt werden. Es umfasst danach
Gruppe I: Spectren mit hellen Linien oder Banden, in den letzten Arten
dieser Gruppe beginnt sich Absorption zu zeigen (Cometen, Nebel, 7 Cassiopeae).
Gruppe II: Spectren, in denen neben hellen Koblenstoffbanden und
gelegentlich hellen Wasserstofflinien gut entwickelte Absorptionsbanden auftreten.
Gruppe III: Spectren mit vorwiegender Linienabsorption bei wachsender
Temperatur; die verschiedenen Arten werden durch wachsende Einfachheit des
Spectrums charakterisirt.
Gruppe IV: Spectren mit einfachster Linienabsorption, doch bestehen
keine scharfen Grenzen gegen die vorhergehende und die nachfolgende Gruppe.
Jedenfalls gehóren hierher die Himmelskórper mit hóchster Temperatur (z. B.
a Lyrae).