416 Astrospectroskopie.
Gruppe V: Spectren mit vorwiegender Linienabsorption bei abnehmender
Temperatur; die Wasserstofflinien nehmen an Intensitát ab und andere Absorption
tritt ein; die verschiedenen Arten werden durch abnehmende Complikation der
Spectren charakterisirt. Die Gruppe V ist schwer von Gruppe III zu trennen.
Gruppe VI: Spectren mit vorherrschenden Absorptionsbanden des Kohlen-
stoffs; die verschiedenen Unterarten sind in ihrer Folge unterschieden durch
ein stufenweises Hinzutreten von anderen Absorptionsbanden als denen des
Kohlenstoffs, wáhrend gleichzeitig die letzteren an Deutlichkeit abnehmen.
Gruppe VII: Dunkle Kórper.
, Bis zur vierten Gruppe nebmen also die Temperaturen der betreffenden
Körper ständig zu, in den drei letzten ständig ab, während die Dichte der
meteoritischen Substanz von Gruppe I bis VII ständig zunimmt. Das mag über
die LOCKYER’sche Theorie, welche eine sehr kühne, zugleich auch sehr anfechtbare
ist, hier genügen.
Eine ganz strenge Vergleichung lässt sich zwischen den Spectralklassen der
einzelnen Autoren nicht durchführen, weil es kaum einmal vorkommt, dass sich
zwei Bezeichnungen verschiedener Nomenklaturen genau decken. Immerhin
lassen sich doch gewisse Parallelen ziehen, und deshalb mag hier eine kleine
Tabelle Platz finden, welche die von VOGEL, SECCHI, LOCKYER und PICKERING auf-
gestellten Eintheilungen der Sternspectren in Beziehung zu einander setzt, indem
die verschiedenen Benennungen für eine ungefähr gleiche Spectrenart auf einer
Horizontalreihe stehen. Die VocErr'sche Nomenklatar ist deshalb der Ver-
gleichung zu Grunde gelegt, weil sie die eingehendste, erschópfendste und theo-
retisch durchgebildetste ist.
H. C. VoGEL | SECCHI | N. LOCKYER [E- C. PICKERING
Klasse Ia Typus I [Gruppe IV A bis D
Ib
» Tc 5 V 37 I O und P
5 la 2 II » fu V Z bis Z
» Mb » I
» - Hla > I 2) II | M
>» lb » IN}, M | N
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass die in der Tabelle erfolgte Gleich-
setzung verschiedener Bezeichnungen keineswegs eine absolute Uebereinstimmung
der darunter verstandenen Spectren bedeuten soll, im Gegentheil können diese
zuweilen noch erhebliche Verschiedenheiten aufweisen, wie schon daraus hervor-
geht, dass gelegentlich die Bezeichnung eines Autors mit zwei verschiedenen
eines anderen gleich gesetzt werden musste, wie z. B. die Gruppe I von LOCKYER
mit VoGEL’s Klassen Ic und IIb identificirt ist. Ferner sind die PICKERING’schen
Bezeichnungen direkt nach der in dem oben citirten Stück von ihm gegebenen
Gleichstellung mit den SEccurschen Typen eingetragen. Dass diese Identificirung
bei manchen praktischen Resultaten nicht zutrifft, zeigt sich am besten aus einer
Vergleichung, die PICKERING zwischen dem im Harvard College Observatory ent-
worfenen »Draper Katalog« und den in Potsdam von H. C. VOGEL und
G. MürLER beobachteten »Spectren von 4051 Sternen bis einschliesslich
1:5. Grósse in der Zone von — 1? bis 4- 20? Deklination« vorgenommen hat.
Es fanden sich dabei 247 Sterne, deren Spectren in Potsdam und Amerika ver-
schieden notirt wurden, und PICKERING liess bei 161 derselben Neubestimmungen
vornehmen an spectralphotographischen Platten, die 60 æ exponirt und zur Auf-