436 Azimuthbestimmung.
Süd, West nach Nord von 0 bis 360°) zu beachten ist. Da nun aber die Höhen-
änderung in der Nähe des Meridians sehr gering ist, so bleibt diese Methode
ausserordentlich unsicher und kann nur als erste Näherung bei der Aufstellung
der Instrumente betrachtet werden, ebenso wie die Beobachtung der Richtung
der kürzesten Schattenlänge nicht für genauere Zwecke in Betracht kommen
kann.
Geeigneter ist die Beobachtung correspondirender Höhen. Beobachtet
man nämlich dasselbe Gestirn bei gleicher Höhe vor und nach dem Meridian-
durchgang, so werden, da zu gleichen Stundenwinkeln auch gleiche Höhen ge-
hören, hierdurch zwei gleich weit vom Meridian abstehende Verticalkreise be-
stimmt. Hat man nun für diese beiden Momente den Horizontalkreis genau
abgelesen, so liegt die Meridianrichtung gerade in der Mitte zwischen beiden.
Ist hierbei ein Gestirn mit merkbarer Eigenbewegung gebraucht worden, so muss
auf letztere wáhrend der Zwischenzeit zwischen den beiden Beobachtungen
natürlich Rücksicht genommen werden, was nach folgendem geschieht.
Wenn die allgemeine Gleichung im Dreieck Pol, Zenith, Stern, wo à die
Deklination, 4 die Hóhe und @ das Azimuth des Sternes, 9 die Polhóhe des
Beobachtungsortes bezeichnen,
sin à = sin ¢ sin h — cos P cos À cos a (1)
nach à und a differenzirt wird, kommt
cos à
a= ———————— (2)
; cos © cos À sin a
oder weil
; cos h sina = cos d sint
ist,
cos 9
ad = ——————. . (3)
cos © sim £
Es wird also die für den Meridianpunkt sich ergebende Ablesung um die
Hälfte jener Grósse zu verbessern sein, wenn für 45 die in der Zeit zwischen
der óstlichen und westlichen Beobachtung stattgefundene Deklinationsänderung
gesetzt wird, und zwar mit Berücksichtigung des Zeichens der Deklinations-
änderung.
In der Regel nun ersetzt man die Azimuthbestimmung durch die direkte
Winkelmessung zwischen einem Stern und dem betreffenden Object, indem man
dann das für die Zeit der Beobachtung geltende Azimuth des Sternes berechnet
und daraus die gesuchte Grôsse herleitet.
Beobachtet man z. B. an einem Universalinstrument den Zeitmoment, wo
ein Gestirn den verticalen Mittelfaden oder die Mitte zwischen zwei engen, den
Mittelfaden ersetzenden Doppelfäden passirt und liest dabei den Horizontalkreis
ab, so ergiebt das für die Beobachtungszeit berechnete Azimuth, verglichen mit
der Ablesung des Kreises, die Nord-Südrichtung auf letzterem. Diese Beob-
achtungen sind aber um die Fehler der Aufstellung des Instrumentes und seines
Collimationsfehlers zu verbessern. Seien dazu i und / die Neigungen der Axe
bei der Beobachtung des Sternes sowie des Objectes, positiv genommen, wenn
das linke Axenende das hóhere ist, seien z und 2, die Zenithdistanzen des
Sternes und des Objectes, und 90° + ¢ der Winkel, den die optische Axe mit
dem Kreisende der horizontalen Umdrehungsaxe bildet, laufe endlich die Theilung
auf dem Kreis im Sinne der Azimuthe von Süd, durch West, Nord, Ost zu Süd,
so sind die Ablesungen (vergl. Universalinstrument) zu verbessern um
2 cotang 3 À c cosecz und 7 cotang Z == c cosec Z, (4)
wo das obere Zeichen für Kreis links, das untere für Kreis rechts gilt.