Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
30 Allgemeine Einleitung in die Astronomie. 
werden. Die letztere Tafel wird dann so angeordnet, dass für eine Reihe von 
Werthen von ZOX, z. B. für jeden Grad (0°, 1°. 2°, 8?) der Werth von OX E 
berechnet und eingetragen wird. Man nennt dann ZOX das Argument der 
Tafel, O XE den Tafelwert. Für die nicht in der Tafel enthaltenen Werthe des 
Argumentes kann man den Tafelwerth durch Interpolation (s. d.) finden. Die 
Gesammtheit aller für die Erleichterung der Berechnung des Mondortes nóthigen 
Tafeln nennt man Mondtafeln, und in áhnlicher Weise führt die Gesammtheit 
der zur Berechnung der Planetenórter nóthigen Tafeln den Namen der Planeten- 
tafeln. 
HiPPARCH schlug jedoch nicht den hier mitgetheilten Weg ein, da ihm die 
analytische Methode (Rechnen mit unbekannten Gróssen wie mit bekannten) 
nicht zu Gebote stand; wahrscheinlich nahm er seine Zuflucht zum indirekten 
Verfahren, indem er den Ort der Erde so lange variirte, bis die Beobachtungen 
möglichst gut dargestellt wurden. Er scheint aber die Annäherung nicht ge- 
nügend weit getrieben zu haben, da seine Resultate der Berechnungen zweier 
verschiedener Finsternissgruppen ihm die Werthe 0:1047 und 0:0794 für e geben, 
wührend die strenge Rechnung 0:0873 und 0:0870 liefert. 
HiPPARCH scheint auch die Bestimmung der Entfernung des Mondes von 
der Erde (in Erdhalbmessern) vielleicht nach der gleich (bei PTOLEMAUS) zu 
erwühnenden Methode der Parallaxen vorgenommen zu haben. PLUTARCH 
(s0— 125 n. Chr.) giebt für dieselbe 56 Erdhalbmesser, also einen recht guten 
Werth, obne indessen die Quelle mitzutheilen. Dagegen findet man bei ihm das 
Verbültniss der Entfernungen von Sonne und Mond nach ARISTARCH zu 18 
bis 20 angesetzt, woraus man schliessen kônnte, dass F\PPARCH für dieses Ver- 
hältniss einen besseren Werth noch nicht gefunden hatte. 
Mit der Bestimmung der Grösse der Erde befasste sich nahe um dieselbe 
Zeit PosmpoNiUs (um 8o v. Chr). Er fand, dass der Stern Canopus auf Rhodus 
eben noch sichtbar war (den Horizont streifte), während er in Alexandrien eine 
Hôhe von 74, des ganzen Umkreises (also 74°) erreichte. Die Entfernung wird 
zu 3750 Stadien, nach anderen zu 5000 Stadien angegeben, woraus sich für den 
Erdumfang 180000 bezw. 240000 Stadien ergiebt. Abgesehen von den Fehlern, 
welche diesen Bestimmungen anbaften (indem Refraction, Abweichung der Orte 
in Lünge etc. nicht berücksichtigt werden) bleiben diese Resultate für uns schon 
aus demselben Grunde werthlos, wie das von ERATOSTHENES erhaltene Resultat. 
Planetentheorien sollen nach den Mittheilungen des PTOLEMAUS aus jener 
Zeit, also speciell von HiPPARCH keine vorhanden sein, nur die Umlaufszeiten, 
wie sie PTOLEMAUS in seinem Almagest angiebt, rühren nach ihm von HiPPARCH 
her. Er giebt die folgenden Zahlen: Saturn vollführt in 59^ 14 18:0^ nach 
57 Restitutionen der Anomalie!) 2 Umläufe + 1° 48'; Jupiter in 70^ 3607 945 
nach 65 Restitutionen der Anomalie 6 Umlüufe — 4? 50'; Mars in 79^ 84 5:27 
nach 37 Restitutionen der Anomalie 42 Umläufe + 3° 20'; Venus in 7% 362% 16:87 
nach 5 Restitutionen der Anomalie 8 Umläufe 9? 15'; Mercur in 464 14 0:87 
nach 145 Restitutionen der Anomalie 46 Umläufe 4- 1? 0'. 
Nach einigen Bemerkungen, welche Prmius der Aeltere (23—79 n. Chr.) 
über die Theorie der Planeten in seiner Naturgeschichte macht, ist es jedoch 
fraglich, ob dies in der That alles ist, was HIPPARCH für die Planetentheorie 
leistete. Einige Mittheilungen deuten darauf hin, dass PLINIUS bereits mehr von 
einer solchen Theorie wusste, als PToLEMAUS seinem Vorginger zuschreibt. 
  
1) 57 Retrogradationen; die Jahre sind Sonnenjalwe zu 3652467 Tagen. 
  
  
       
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
    
    
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