Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

      
  
  
    
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
   
  
   
  
  
  
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Chronologie. 
Chronologie. Die Chronologie ist die Lehre von den Geschehnissen, 
welche eine Eintheilung der Zeit ermöglichen, und von den Formen, welche die 
Zeitmaasse nach und nach angenommen haben. Sie zerfällt in zwei Haupttheile, 
nämlich erstens die mathematische oder richtiger astronomische Chronologie, 
welche diejenigen Lehren der Astronomie umfasst, die uns die regelmässig oder 
unregelmässig wiederkehrenden Erscheinungen am Himmel erkennen und begreifen 
lassen, welche die Grundlagen für Zeiteintheilungen geben, und zweitens in die 
technische, oder manchmal wohl auch historische Chronologie genannt, 
welche die Formen, denen die Zeitrechnung bei den verschiedenen Völkern sich 
allmählich angepasst hat, darlegt. Bei der hier gebotenen Raumbeschränkung 
muss sich der Verfasser damit begnügen, einen allgemeinen Ueberblick über 
die beiden getrennten Disciplinen zu geben und nur die wichtigsten Punkte 
etwas eingehender darzulegen, jedoch ist überall für den Leser, der tiefer 
in diese Materie eindringen will, ein ausführlicher Hinweis beigefügt, auf 
welche Weise er die dabei nothwendig werdenden einfachen Rechnungen 
erledigen kann, 
Mathematische oder astronomische Chronologie. 
Das natürlichste Maass zur Eintheilung der Zeit bietet dem Menschen die 
Umdrehung der Erde um ihre Axe, welche sich mit gleichförmiger Geschwindigkeit 
von Westen nach Osten vollzieht und einerseits den regelmässigen Wechsel von 
Tag und Nacht bedingt, andrerseits eine scheinbare Bewegung der Gestirne — 
die sogen. erste, tägliche oder gemeinschaftliche — hervorruft, die mit 
derselben Geschwindigkeit, aber in entgegengesetzter Richtung wie die Rotation 
der Erde vor sich zu gehen scheint. Dadurch macht es für einen Beobachter 
auf der Erde den Eindruck, als ob sich alle Gestirne im Osten über den Horizont, 
d. h. jenen Kreis, in welchem sich Himmel und Erde zu berühren scheinen, 
erhóben und am Himmel emporstiegen, bis sie im Meridian ihre grósste Hóhe 
bei ihrer sogen. Culmination erreichten, um dann allmáhlich nach Westen und 
unter den Westhorizont herunter zu sinken. Die Zeit, welche verstreicht zwischen 
zwei aufeinander folgenden Culminationen desselben Sternes, ist dieselbe, die die 
Erde zu einer vollen Umdrehung braucht, und man nennt diese einen Stern- 
tag, wobei also die Bezeichnung »Tag« in einem weiteren Sinne und nicht nur 
für den hellen, lichtvollen Zeitabschnitt, also auch nicht im Gegensatz zur Nacht 
gebraucht ist. Man theilt den Sterntag in 24 Stunden Sternzeit, und beginnt 
die Zählung derselben, wenn derjenige Punkt am Himmel durch den Meridian 
des Beobachtungsortes geht, in welchem die von der Sonne am Himmel schein- 
bar durchlaufene Bahn — die Ekliptik — den Himmelsáquator (d. h. den Kreis, 
in dem das scheinbare Himmelsgewólbe von der erweitert gedachten Ebene des 
Erdáquators getroffen wird) schneidet. Man nennt diesen Punkt den Frühlings- 
punkt, weil man auf der nórdlichen Erdhálfte vom Eintritt der Sonne in den- 
selben ab den Frühling rechnet. Der Sterntag ist das gleichmässigste Zeitmaass, 
aber da derselbe mit dem Lauf der Sonne nicht übereinstimmt, so rechnen nur 
die Astronomen danach, im bürgerlichen Leben regulirt man die Zeit nach der 
Sonne, indem man die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Culminationen 
der Sonne einen wahren Sonnentag nennt, den man in 24 Stunden wahre 
Zeit eintheilt, die man mit dem Durchgang der Sonne durch den Meridian des 
Ortes zu zählen beginnt. Da nun die Sonne am Himmel täglich um ein kleines 
Stück von Westen nach Osten, also entgegensetzt der täglichen Bewegung der 
VALENTINER, Astronomie, I, 38 
 
	        
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