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Das Chronometer.
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Es empfiehlt sich ferner auf einem Transporte, bei welchem das Chrono-
meter getragen wird, sowie auf kürzeren Reisen den gepolsterten Ueberkasten zu
benutzen; es wird hierdurch das Instrument schon wesentlich vor schroffen
Temperaturübergángen, sowie vor dem Zutritte teuchter Luft geschützt sein.
Lässt es sich vermeiden, so benutze man während eines kürzeren Transportes
nicht eine Droschke oder Pferdebahn, sondern trage das Chronometer mit der
Hand an seinen Bestimmungsort, weil erfahrungsgemáss durch die beim Fahren
stattfindenden Erschütterungen häufig Gangveränderungen hervorgebracht worden
sind. Bleibt während einer längeren Reise das Chronometer unter der Obhut
einer zuverlässigen Person, so wird man am besten in folgender Weise verfahren.
Man nehme das Gehäuse vollständig aus der kardanischen Aufhängung heraus
(indem man die vordere, durch den Ring hindurchgehende Schraube löst), um-
hülle dasselbe mit einigen Bogen Seidenpapier und verpacke es dann sorgfältig
in einem kleinen, mit Werg oder Watte gefüllten Korbe; letzteren behalte man
während der Fahrt im Personenwagen. Soll ein Chronometer mit der Post
befördert werden, so empfiehlt es sich, die Unruhe durch einen Uhrmacher fest-
stellen zu lassen. Für den Fall, dass der Beobachter durch die Umstände
gezwungen ist, diese Manipulation selbst auszuführen, mögen hier folgende
praktische Winke gegeben werden. Man lasse, wenn die Zeit es erlaubt, zu-
náchst das Chronometer vollstándig ablaufen, setze das Gehäuse durch den
Arretirhebel fest und schraube das Zifferblattglas ab. Nun lege man die Finger
der linken Hand rund herum auf den Rand des Zifferblattes und kehre das
ganze Instrument mit der rechten Hand um; es wird hierdurch das Werk
meistens schon aus dem Gehäuse heraus in die geöffnete linke Hand gleiten.
Sollte dies nicht eintreten, so löse man wiederum den Arretirhebel, wende das
Gehäuse halb um und drücke das Werk mit Hilfe des auf den Aufziehzapfen
gesetzten Schlüssels vorsichtig ein wenig aus dem Gehäuse heraus. Die linke
Hand bleibt, um ein Herausfallen des Werkes zu verhindern, während der
letzteren Manipulation in der vorhin beschriebenen Stellung. Es ist hierbei
natürlich jede Berührung der Zeiger und des Werkes sorgfältig. zu vermeiden.
Man lege jetzt das herausgenommene Werk in umgekehrter Stellung (Zifferblatt
unten, Platine oben) auf das durch den Arretirhebel festgestellte Gehäuse,
bringe — falls sich das Chronometer noch in Gang befindet — durch ein vor-
sichtig gegen die Unruhe gebaltenes weiches Papier das Instrument zum Stehen
und nehme das Feststellen der Unruhe vermittelst zweier kleiner Korkkeile vor.
Dieselben sind mit einer Pincette ungefihr an denjenigen Stellen unter die
Reifen der Unruhe zu schieben, wo dieselben mit der Speiche zusammenhängen;
niemals darf die Unruhe in der Nähe ihres freien Endes festgestellt werden.
Auch vermeide man, die Korke zu fest unterzuschieben, weil hierdurch leicht
ein Verbiegen der Unruhe oder ein Brechen der Unruh-Axe herbeigeführt werden
kann; die Keile sollen nur so fest haften, um eine schwingende Bewegung der
Unruhe wáhrend des Transportes zu verhindern. Der benutzte Kork muss neu,
trocken und darf nicht brüchig sein. Die Berührung der Correctionsschrauben
an der Unruhe ist stets zu vermeiden. War das Chronometer vollständig ab-
gelaufen, so ist es vortheilhatt, nach dem Feststellen die Schnecke um etwa
eine Viertelumdrehung (nicht mehr) aufzuziehen, um zu verhindern, dass das
Hemmungsrad während des Transportes hin- und hergeschleudert wird und sich
móglicherweise mit der Spitze eines Zahnes genau auf den Rubinzann der Un-
ruhe setzt. Hierdurch kann bei dem spüteren Ingangsetzen eine Verletzung des
Hemmungsrades oder gar ein Bruch der Unruh-Axe herbeigeführt werden. Ist
VALENTINER, Astronomie, I. 4.2