Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
654 Das Chronometer. 
dagegen die Zugfeder ein wenig gespannt, so wird sich ein Zahn des Hemmungs- 
rades mit leichtem Drucke an den Ruhestein legen und eine Bewegung des 
Hemmungsrades wird hierdurch verhindert werden. 
Ist ein Chronometer abgelaufen oder ohne äussere Veranlassung stehen 
geblieben, so setze man es, um ein unnöthiges Stellen der Zeiger zu vermeiden, 
erst dann wieder in Gang, wenn die auf dem Zifferblatte angezeigte Zeit heran- 
gekommen ist. Man fasse, nachdem das Instrument vollständig aufgezogen und 
das Gehäuse durch den Arretirhebel festgestellt worden ist, mit beiden Händen 
den Kasten und gebe ihm eine sanfte horizontale Drehung um etwa 60°—90°. 
Befindet sich das Chronometer in unverletztem Zustande, so wird die Unruhe 
hierdurch wieder in Schwingung kommen. Bleibt ein Chronometer zum 
zweiten Male ohne äussere Veranlassung stehen, so ist es nicht rathsam, ein 
nochmaliges Ingangsetzen vorzunehmen, weil man annehmen muss, dass das 
Instrument reparaturbedürftig ist und weil der Schaden sich in den meisten 
Fällen vergrössert, wenn das Chronometer unter diesen Umständen in Gang er- 
halten wird. Soll ein nicht in gehendem Zustande befindliches Chronometer 
transportirt werden, so ist die Unruhe stets festzustellen. Auch wenn ein 
Chronometer, welches bisher ein gutes Verhalten gezeigt hat, andauernd einen 
stark schwankenden Gang annimmt, wird es aus den oben erwähnten Gründen 
sich empfehlen, das Instrument ablaufen zu lassen und ausser Gebrauch zu 
stellen. Ebenso wird man verfahren, wenn ein zunehmendes starkes Re- 
tardiren beobachtet wird, da dies auf ein Rosten der Spirale deutet und ein 
Zerspringen derselben bei Fortsetzung der schwingenden Bewegung zu be- 
fürchten ist. 
Es wurde oben erwähnt, dass das Stellen der Zeiger möglichst zu vermeiden 
ist. Für den Fall, dass dennoch eine derartige Aenderung aus irgend einem 
Grunde wünschenswerth erscheint, mögen hier die folgenden practischen Rath- 
schläge beigefügt werden. Nachdem man das Gehäuse durch den Arretirhebel 
festgestellt und den Glasdeckel vorsichtig abgeschraubt hat, führe man den 
Minutenzeiger mit Hilfe des auf das Vierkant gesetzten Schlüssels in rechts- 
drehendem Sinne bis zur richtigen Einstellung. Eine Bewegung im entgegen- 
gesetzten Sinne darf uie ausgefiihrt werden, weil hierdurch eine Verletzung der 
Zähne des Hemmungsrades oder gar ein Bruch der Unruh-Axe leicht herbei- 
geführt werden kann. Da es aus ähnlichen Gründen nicht rathsam ist, eine 
Verschiebung des Secundenzeigers vorzunehmen, so ist der Minutenzeiger so 
einzustellen, dass er mit dem Secundenzeiger übereinstimmt, d. h. es muss 
ersterer genau über einem Striche der Theilung stehen, wenn letzterer die 
Secunde Null passirt. Schliesslich überzeuge man sich, ob nach der Einstellung 
der Minutenzeiger frei über den Stundenzeiger hinweggehen kann; im anderen 
Falle würde nämlich sehr bald ein Stillstand des Uhrwerks eintreten. 
Es móge als Regel festgehalten werden, dass das Chronometer etwa alle 
drei Jahre gereinigt und mit frischem Oel versehen werde. Indessen dürfte 
gelegentlich eine weitere Benutzung während eines vierten und fünften Jahres 
keine Bedenken haben, wenn das Instrument sich stets unter günstigen äusseren 
Bedingungen befunden hat. Man wird im Allgemeinen gut thun, die Reinigung 
oder Reparatur dem Verfertiger des Instrumentes zu übertragen; diese Wahl ist 
besonders dann zu empfehlen, wenn das Chronometer mit einer complicirten 
Hilfscompensation versehen ist, deren richtige Einstellung langjährige Erfahrung 
auf einem Sondergebiete der Reglage erfordert. C. STECHERT. 
  
 
	        
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