Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

       
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
670 Diopter. 
Kreises bedarf. Durch Differentiation der obigen beiden Gleichungen, nachdem 
sie in einander dividirt wurden, kommt, unter Anwendung des parallactischen 
Winkels am Stern 4 
cos 0 cos % sin % cos 0 cos q cos? 6 
cos ¢ PT sin Acose 7 sin À cos @ 
  
Es werden also die Coëfficienten von 77 und Z4 um so kleiner, je mehr À 
sich 90° nähert; in diesem Fall kann der Zähler von Z7, da allgemein 
CoS q £050 — sinq sin z -- co$q cos 3 cos À 
ist, sine sin z cosd geschrieben werden, und man hat 
  
cos à ; ; ; 
oe (cos 3 do + sin zd A — sin © sin zdt). 
Es ergiebt sich daraus, dass die Fehler in 4 und / um so geringer werden, 
je kleiner die Zenithdistanz ist, je mehr sich also die Deklination des Sternes 
der geographischen Breite nähert, sie verschwinden aber überhaupt, soweit bei # 
nicht die zufälligen Beobachtungsfehler in Betracht kommen, aus dem Resultat, 
wenn man den Durchgang des Sternes durch den Ost- und Westvertical beob- 
achtet, da das Azimuth 4 einmal 90°, das andere Mal 970? ist, und szz A daher 
mit entgegengesetztem Zeichen eingeht. Hierbei ist natürlich die Constanz der 
Aufstellung, die Unveründerlichkeit des Azimuths und des Uhrganges in der 
Zwischenzeit, oder die sonstige Ermittelung der Veránderung vorausgesetzt, Ein- 
flüsse, die sich ja aber, wenn auch in anderer Weise, auch bei den Messungs- 
methoden geltend machen. Der wesentliche Vortheil dieser Methode liegt in 
der Einfachheit des benutzten Instrumentes, eines Passageninstrumentes ohne fein 
getheilten Kreis, der grosse Nachtheil indessen in der engen Begrenzung der 
möglichen Anwendbarkeit. 
Da nun die Deklinationsbestimmung nach den verschiedenen Methoden die 
sorgfältige Behandlung und Theorie der betreffenden Instrumente voraussetzt, So 
mögen an dieser Stelle die gemachten Andeutungen genügen, indem für das 
Weitere auf die bezüglichen Artikel (Meridiankreis, Passageninstrument, Vertical- 
kreis) verwiesen wird. VALENTINER. 
di = 
Diopter. Zur sicheren Einstellung auf einen Stern hat schon PTOLEMÄUS 
das Diopter eingeführt. Zwei Blättchen, welche auf irgend einer Unterlage, einem 
Stab oder einer Ebene, längs welcher visirt werden soll, befestigt sind, und 
welche in genau gleicher Hóhe über dieser Unterlage kreisfórmig durchbohrt 
sind, geben in der Verbindungslinie der beiden Oeffnungen die Visirlinie. Das 
eine Blättchen befand sich in der Nähe des Auges, (Oculardiopter), das andere 
gegen das Object hin, (das Objectivdiopter). Diese Einrichtung erhielt sich 
durch das ganze Mittelalter bis zur Erfindung des Fernrohres; selbst als schon 
das Fernrohr ziemlich allgemein an Stelle der Diopter getreten war, behielt man 
die letzteren noch dort bei, wo die Entfernung der zu beobachtenden Objecte 
nicht allzu gross war, also bei terrestrischen Objecten; ja, HEVEL versah noch 
am Ende des 17. Jahrhunderts seine astronomischen Messinstrumente nicht mit 
Fernrohren, weil er die Beobachtungen mit dem freien Auge vorzog. In der 
Feldmesskunst, namentlich bei den Messtischarbeiten, welche sich auf kleinere 
Complexe erstrecken, wurden die Diopter auch noch in unserer Zeit verwendet 
(Diopterlineal) nur wurde dann die Oeffnung in das Objectivdiopter etwas grösser 
geschnitten und mit einem einfachen horizontalen oder verticalen feinen Draht 
oder aber mit einem Fadenkreuz versehen. N. Herz. 
 
	        
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