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Doppelsterne. 673
über etwa 700 Doppel- und mehrfache Sterne; eine sehr schätzbare Zusammen-
stellung dieser Resultate verdankt man J. HERSCHEL‘).
Wie in vielen anderen Gebieten der Astronomie, setzte auch hier der Sohn
die grossartige Thätigkeit des Vaters fort. JoHNn HERSCHFL hat nicht nur den
nördlichen Himmel in dieser Richtung, in der ersten Zeit in Gemeinschaft mit
SOUTH, auf das eifrigste durchforscht, sondern die Gelegenheit, welche ihm sein
so reich gesegneter Aufenthalt am Cap der guten Hoffnung darbot, auch für
die Doppelsterne in der ergiebigsten Weise ausgenutzt. Die verschiedenen von
ihm publicirten Zusammenstellungen beziehen sich auf etwa 6000 Doppelsterne,
von denen etwa 2000 der südlichen Halbkugel angehóren?).
Am meisten und nachdrücklichsten aber wurde nach W. HEnscHEL die Kennt-
niss der Doppelsterne gefórdert durch W. STRUVE. Seine Bemühungen, durch
Aufsuchen,neuer Systeme und Bestimmung ihrer Positionen das Fundament für
eine Astronomie der .vielfachen Sterne zu legen, beginnen bereits um das
Jahr 1813. In der ersten Zeit mit sehr beschränkten Hilfsmitteln arbeitend,
konnte er seine weitreichenden Absichten erst voll ins Werk setzen, als er in
FRAUNHOFER's berühmtem Refractor von 9 Zoll Oeffnung ein ausgezeichnetes,
für die damalige Zeit sogar unvergleichliches Hilfsmittel erhielt. Der Plan,
welcher im Laufe der folgenden Jahre wirklich zur Ausführung kam, erstreckte
sich auf folgende Aufgaben:
1) môglichst alle vielfachen Sterne zwischen dem Nordpole und — 15? De-
klination, deren Distanz kleiner als 32" und deren schwichster Stern nicht
schwácher als von der 9. Grósse ist, aufzusuchen und zu katalogisiren.
2) Die gefundenen Systeme mikrometrisch so genau und so oft als móglich
auszumessen und hierbei Notirungen über das Aussehen der Sterne, namentlich
ihre Farbe zu machen.
3) Die mittleren Orte aller dieser vielfachen Sterne mit dem Meridiankreise
zu bestimmen.
Die zwei ersten Aufgaben hat SrRUVE ganz allein mit grosser Energie durch-
geführt, wie die berühmten Publikationen?) der gewonnenen Resultate zeigen.
Bei der dritten Aufgabe musste er bald, von den beiden ersten vóllig in An-
spruch. genommen, auf die Mitarbeiterschaft von PREUSS, spáter auch DôLLEN
rechnen. Für den vorliegenden Gegenstand bieten selbstverstándlich die »Men-
surae microm.« das grósste Interesse, es wird deshalb wohl angebracht sein, einige
Einzelheiten über dieses Werk, wenn auch nur in grósster Kürze, zu erwühnen.
SrRUVE hat die gefundenen Doppelsterne nach zwei Gesichtspunkten in
Gruppen eingetheilt: erstens nach der Grósse der Distanz, indem er 8 Klassen
in gleich zu erwáhnender Weise unterschied, zweitens nach der Helligkeit der
beiden Componenten. Er nennt die Doppelsterne entweder »/uzedae» oder
»religuae«, je nachdem keiner der beiden Sterne schwächer als 8. Grösse oder
dies wenigstens bei einem der Fall ist. Die Mens. Micr. enthalten nun folgende
Anzahlen von Doppelsternsystemen:
!) A Synopsis of all Sir WILLIAM HERSCHEL’s micrometrical Measurements etc. Memoirs
of the R. Astr. Society London, vol. 35.
2) In vielen Bänden der Memoirs of the R. Astr. Society London. Dann auch in dem
grossen Werke: »Results of Astronomical Observations of the Cape of Good Hope« 1847.
3) Catalogus novus stellarum duplicium etc. Dorpat 1827. Mensurae micrometricae
stellarum etc. St. Petersburg 1837.