696 Excentricität.
einander und der Excentricität der relativen Bahn geschieht. Es ist hier nicht
der Ort, auf diese Dinge näher einzugehen.
Zum Schlusse mag noch auf gewisse Betrachtungen hingewiesen werden, die
zuerst von SAVARY angeregt worden sind. Die endliche Fortpflanzungsgeschwindig-
keit des Lichtes bewirkt, sobald nur die wahre Doppelsternbahn nicht zufällig
genau senkrecht auf dem Visionsradius steht, dass die scheinbare gegenseitige
Stellung beider Componenten nicht der wahren zu irgend einer Zeit entspricht,
vielmehr gehórt der beobachtete Ort eines jeden der beiden Sterne einer anderen
Zeit an, die man erhält, wenn man von der Beobachtungszeit die Lichtzeit ab-
zieht. Diese ist aber für beide Sterne verschieden, weil ihre Entfernungen vom
Beobachter ungleich sind. Letztere ándern sich aber periodisch, und wenn die
Grösse dieses hierdurch entstehenden periodischen Einflusses durch die Beob-
achtungen festzustellen möglich wäre, so könnte man die Dimensionen der
Doppelsternbahn in Lichtzeit angeben und hierdurch die Parallaxe des Doppel-
sternes finden, wie auch die Zweideutigkeit in der Knotenlängenbestimmung aus
Positionswinkel und Distanzen heben. Dieser auf den ersten Blick sehr be-
stechende Gedanke kann aber in Wirklichkeit nicht realisirt werden, wie die
Untersuchungen von VILLARCEAU!), BiRKMAJER?) und des Unterzeichneten?) dar-
gethan haben. Savary hat nämlich bei seinem Vorschlage übersehen, dass nicht
der Hauptstern, in Bezug auf welchen die Bewegung des zweiten Sternes ange-
geben wird, sondern der Schwerpunkt des ganzen Systems sich gleichförmig im
Raume bewegt. Hierdurch tritt eine neue Unbekannte, nämlich das Verhältniss
der beiden Massen auf, und die Dimension der Balin kann nicht mehr für sich
bestimmt werden.
Noch mag erwähnt werden, dass man die Môglichkeit erwogen hat, ob nicht
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes von der Helligkeit der Lichtquelle
abhänge. Solche Einflüsse sind, wenn auch nicht gerade besonders wahrschein-
lich, so doch denkbar, allerdings können sie nur in sehr kleinem Maassstabe vor-
kommen, wie besonders zu diesem Zwecke angestellte physikalische Messungen
ergeben haben. In der Bewegung der Doppelsterne würden sich dadurch, dass
die beiden Componenten sehr oft an Helligkeit überaus verschieden sind, sehr
merkwürdige Unregelmássigkeiten bemerkbar machen, welche der Unterzeichnete
a. a. O. nüher untersucht hat. H. SEELIGER.
Excentricität. Der sogen. Excentricitätsfehler entsteht bei der Winkel-
messung mittels getheilter Kreise dadurch, dass der Mittelpunkt der Kreistheilung
nicht zusammenfällt mit dem Punkte, um welchen der Kreis unter der fest-
stehenden Alhidade oder bei beweglicher Alhidade die Alhidade über dem
Kreise gedreht wird. Da auch bei genau justirten Instrumenten eine Abweichung
beider Punkte von einander um einen geringen Betrag kaum zu vermeiden ist,
so ist die Berücksichtigung dieses Fehlers durch Anbringung einer Correction
an die Ablesung oder die Eliminirung desselben durch geeignete Vorkehrungen
stets von Nöthen. Wenn nämlich in Fig. 166 M der geometrische Mittelpunkt
des Kreises ist, welcher sich in Folge fehlerhafter Justirung aber um den Punkt C
drehen móge, ferner O der Anfangspunkt der Záhlung auf dem Kreise, /V der
1) Connaissance des temps für 1878 add.
2) L. BIRKMAJER, Ueber die durch die Fortpflanzung des Lichtes hervorgerufenen Ungleich-
heiten etc. Sitzungsberichte der Wiener Akademie. II. Abth. Bd. 93. 1886.
3) H. SEELIGER, Ueber optische Ungleichheiten in der Bewegung der Doppelsterne.
Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1889, pag. 19 ff.