Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 1. Band)

  
  
  
—————R 
   
Das Fernrohr. 793 
ihre Linsen selbst. Als Künstler aber, die aus der Herstellung guter Fernrohre 
ein Gewerbe machten, werden namentlich EusrAcHio Divi: in Rom und JoHANN 
WiESSEL in Augsburg genannt). 
Je tadelloser die Linsen waren, deren Herstellung gelang, um so stórender 
mussten die Unvollkommenheiten der von ihnen gelieferten Bilder werden, und 
es war wiederum HuvGEws, welcher zeigte?) dass die sphárische und chroma- 
tische Aberration die Ursache davon war. Wollte man aber, um bessere Bilder 
zu erhalten, Linsen von sehr grosser Brennweite verwenden, so ergab sich der 
Uebelstand allzu langer Rohre. Deshalb schlug HuvcGENS 1662 vor, nur die untere 
Róhrenwand beizubehalten?), wáhrend im folgenden Jahr AuzouT auch diese 
wegliess und Ocular und Objectiv jedes für sich befestigte*), ein Verfahren 
welches HuvcENs?) und später HARTSOEKER®) ebenfalls in Anwendung brachten, 
letzterer allerdings unter Umstánden, welche es als durchaus unnótig erscheinen 
liessen. 
Die Benutzung von Objectiven mit so grossen Brennweiten bot demnach 
solche Unbequemlichkeiten, dass es sich wohl der Mühe verlohnte, nach Mitteln 
zu suchen, die geeignet waren, namentlich die Farbenzerstreuung zu heben. Der 
dazu berufene Forscher war NEwTON”), der die Zerlegbarkeit des weissen Lichtes 
in die Farben des Spectrums entdeckt hatte. Trotzdem erwiesen sich seine 
Arbeiten für die Lósung jener wichtigen Aufgabe nur hinderlich. Wären sie 
wirklich die mustergiltigen, für welche man sie immer noch halten zu müssen 
glaubt, gewesen, so hätten sie doch das verschiedene Dispersionsvermógen der 
Stoffe nachweisen müssen, die er zu seinen Prismen verwendete. Indem er 
diesen Umstand aber übersah, kam er zu dem irrgen Schluss, dass es unmôg- 
lich sei, bei Benutzung zweier heterogener Prismen oder Linsen Strahlen zu 
erhalten, die wohl abgelenkt, aber nicht in ihre Farben zerlegt würden und so 
musste er folgerichtig die Möglichkeit wesentlicher Fortschritte in der Herstellung 
von Fernrohren nur in der Anwendung von Hohlspiegeln an Stelle der Objectiv- 
linsen sehen. 
Geschichte der Reflectoren. Beim Hohlspiegel liegt die Sache ähnlich, wie 
bei der Sammellinse. Auch er entwirft von entfernten Gegenständen ein reelles, 
verkleinertes, umgekehrtes Bild in der Nähe seines Brennpunktes, welches mittelst 
einer Sammellinse vergrössert werden kann, und so wollte bereits 1616 ZUCCHI 
ihn zur Herstellung eines Teleskops benutzen?). Misslich war dabei, dass der Beob- 
achter dem Objecte den Rücken zukehrte und einen grossen Theil der auf den Spiegel 
fallenden Strahlen mit seinem Kopfe zurückhielt. Zwar hatte GREGORY?), um diesen 
Uebelstand zu beseitigen, 1616 in der Axe des Objectivspiegels einen kleinen 
Hohlspiegel angebracht, welcher, indem er jenem seine hohle Fläche zuwandte, 
hinter einer ihn durchsetzenden Durchbohrung das reelle Bild des Gegenstandes 
1) Ebendas. Bd. 1, pag. 412. 
2) HuvcENS, Dioptrica, Opuscula posthuma, pag. 155. 
3) HuYGENS, Oeuvres complétes. Bd. 4, pag. 227. 
4) Ebendas. Bd. 4, pag. 433. : 
5) HUYGENS, Journal des Sgavans 1684. Bd. 12. Amsterdam 1685 und Opera varia Bd. 1, 
pag. 261. 
6) COSTER u. GERLAND, a. a. O., pag. 44. 
7) NEWTON, An Account of a new catadioptrical telescope, invented by him. Philos. 
Trans. 1672. 
8) ZuccHt, Optica philosophica. Lugd. Bat. 1652 — 56. 
9) GaEGORY, Optica promota. Londini 1663. 
    
   
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
     
  
  
   
  
  
  
  
      
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.