Finsternisse,
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sich beziehenden Grössen mit den für den Planeten geltenden. Bei den
Berührungen des unvollständig erleuchteten Randes, oder der Ränder der ab-
geplatteten Planetenscheiben und des Saturnsringes, berechnet man zunächst den
der Berührungsstelle zugehörigen Radius. Bezüglich dieser Rechnungen ist zu
verweisen auf BEssEL: Ueber die scheinbare Figur einer unvollständig erleuchteten
Planetenscheibe (Astr. Untersuchungen I, pag. 239). Führt man diesen Radius ein,
so ist die Rechnung wieder nach den Sonnenfinsternissformeln auszuführen. Ist
endlich die Bedeckung einer Hörnerspitze der Merkurs- oder Venussichel beob-
achtet, so hat man die Coordinaten dieser Spitze zu berechnen und die Beob-
achtung dann wie eine Sternbedeckung zu behandeln.
Resultate der Beobachtungen álterer Finsternisse.
Die Beobachtungen der Finsternisse, der Sonnenfinsternisse sowohl als auch
der Sternbedeckungen, bieten ein vorzügliches Mittel zur Bestimmung genauer
Mondórter. Zur Verwerthung der neueren Beobachtungen dieser Art dienen die
im vorigen auseinandergesetzten Methoden. Wáhrend diese Beobachtungen in der
Jetztzeit aber nur eine verhältnissmässig untergeordnete Rolle neben den Meridian-
beobachtungen spielen, sind wir für die Controlle unserer Mondtafeln für weiter
zurückliegende Zeiten auf sie allein angewiesen. Die wichtigste Frage, die auf
diesem Wege zu entscheiden ist, ist die nach den säcularen Aenderungen der
Bewegung des Mondes. HALLEY hatte zuerst durch eine Vergleichung neuerer
Mondbeobachtungen mit denen der Araber gefunden, dass eine Vereinigung beider
nur möglich sei durch die Annahme einer Acceleration der mittleren Bewegung
des Mondes. Zu denselben Resultaten haben auch alle späteren Vergleichungen
der auf neueren Beobachtungen ruhenden Mondtafeln mit den alten Beob-
achtungen geführt. Die säculare Acceleration ist angenommen in T. MavEm,
»Tabulae motuum solis et lunae« -9'*007, in Bono, »Tables de la Lune« —10'-5,
in BunckHaRDT, »Tables de la Lune« —9'"0. Alle diese Bestimmungen beruhen
auf Beobachtungen, da es den Bemühungen der Mathematiker nicht gelang, sie
aus der Theorie, die die Constanz der mittleren Bewegung fordert, zu erklären.
Erst LAPLACE entdeckte die Ursache der Erscheinung in der Abnahme der
Excentricitát der Erdbahn, durch die eine vom Quadrat der Zeit abhàángige
Beschleunigung der Mondbewegung entstehen musste. Er bestimmte den
Coëfficienten zu 10":18, und da auch PLANA und DAMOISEAU zu nahe überein-
stimmenden Werthen gelangten, schien die Frage entschieden. Sie wurde aber
von neuem wach, als ADAMS zeigte, dass der LAPLACE’sche theoretische Werth
bei strengerer Durchfübrung der Rechnung auf 5'78 zu verkleinern sei, ein
Werth, mit dem eine Darstellung der alten Finsternissbeobachtungen unmóglich
ist. Die auf anderen abgeánderten Wegen gefundenen theoretischen Resultate
von ApAMs, DELAUNAY und CAYLEY zeigten, dass in der That die Theorie den
kleineren Werth fordert. Das schliessliche Resultat von DELAUNAY (Compt.
rend. 82, pag. 495) ist 6'176.
Die DauoisEAU'schen Mondtafeln sind mit den alten Finsternissbeobachtungen
verglichen durch J. Zrcu (Preisschriften der Fürstlich JABLONOWSKI'schen
Gesellschaft Nr. III u. IV). Die Hansen’schen Tafeln sind in ähnlicher Weise
verglichen durch den Autor selbst in seiner: »Darlegung der theor. Berechnung
der in den Mondtafeln angewandten Störungen«, dann noch durch AIrY (Mem.
of the Royal Astr. Soc. 26, pag. 152) und besonders durch NEWCOMB (Aston.
Papers of the American Ephemeris I). Die Untersuchungen bestätigten“ stets,
dass der kleine theoretische Werth nicht genüge, und dass noch dine "weitere
VALENTINER, Astronomie, I, 52