Kometen und Meteore. 99
Maassgabe des Anwachsens der Zahl der Kometen immer gewisse ähnliche
Elementensysteme finden, ohne dass desshalb an eine engere Verbindung ge-
dacht zu werden braucht. Bei den neueren Kometen, bei denen in Folge der
guten, hauptsächlich aber zahlreichen, über einen grossen Zeitraum sich erstrecken-
den Beobachtungen eine ziemlich sichere Bahnbestimmung ermöglicht ist, wird
man die Grenzen íür die zulüssigen Unterschiede zwischen den Elementen
ziemlich enge zu ziehen haben; bei den älteren Kometen, namentlich etwa vor
dem Jahre 1700, also für die ersten 50 Kometenbahnen, wird man auch weitere
Grenzen in den Unterschieden für zulässig halten können.
So sind die Elemente der periodischen Kometen (131) und (251), namentlich
die Bahnlage, nicht allzu verschieden; und wenn nur sehr wenig periodische
Kometen bekannt wären, etwa wie im Anfange unseres Jahrhunderts die 4 kleineren
Planeten, so könnte man ganz wohl, sowie ursprünglich bei diesen, an einen
gemeinsamen Ursprung, einen Zusammenhang in historischen Zeiten, denken.
Gemäss der Zahl und Lage der periodischen Kometen wird man wohl aber alle
kurzperiodischen Kometen als eine zusammengehörige Gruppe auffassen können,
ohne zwischen einzelnen derselben einen besonderen tieferen Zusammenhang
zu vermuthen, wenn nicht die Elemente durch aussergewöhnliche Uebereinstimmung
auf einen solchen hinweisen.
Der Komet (94) zeigt eine grosse Aehnlichkeit mit dem Kometen (124) von
74 Jahren Umlaufszeit; seine Elemente sind:
T = 1785 Jan. 27; x = 109*9; § = 264°2; / = 702; g¢ = 1143.
Da jedoch der Komet (124) im Jahre 1812 durch sein Perihel ging, so kann
der Komet (94) mit ihm nicht identisch sein, wohl aber in der Zwischenzeit von
97 Jahren ihm vorangehen. Unter der Annahme einer nahe gleichen Umlaufs-
zeit würde er um 1859 wieder durch sein Perihel gegangen sein; doch ist die
Umlaufszeit kein charakteristisches Element.
Mit den kurzperiodischen Kometen haben folgende 4 Bahnen Aehnlichkeit:
Komet (4): 7 = 568 August 29; = = 317°; & = 294°; 7= 4°; bog q — 9:96
mit dem Kometen (81); allerdings sind hier die Knotenlingen um nahe 180°
verschieden, allein unter der Annahme einer Neigungsünderung von nur 5°
wobei der aufsteigende Knoten zum niedersteigenden würde, würde die Knoten-
änderung nur etwa 17? betragen. Aber der Komet (81) hatte vor 1766 eine ganz
andere Bahn, und wenn die beiden Kometen früher ein System gebildet hätten,
so müsste der Komet (4) sich in der alten Bahn des Kometen (81) bewegen‘).
Weiter:
Komet 39 Z'= 1661 Jan. 27; ==116° = 82°) = 83°; gg =9‘65
mit dem Kometen (171) und
Komet 208 7 = 1857 Aug. 24; * 7= 218; § = 2008; i= 328; log g = 9813
Komet 258 Z = 1874 Juli 18, x= 55; &=2159; i= 341; gg — 0227
mit dem Kometen (322);
die beiden Kometen (208) und (258) sind jedoch als elliptisch erkannt, mit den
grossen Halbaxen 38, bezw. 45, Umlaufszeiten 235 und 306 Jahren, und es ist daher
nicht ausgeschlossen, dass der Komet (322) durch eine bedeutende Stôrung aus
einer ähnlichen Bahn in seine jetzige übergeführt wurde.
1) Es ist dieses ein auffälliges Beispiel, dass man bei der Vergleichung der Bahnen stets
auf die der ersten Vergleichung unzugänglichen näheren Umstände Rücksicht nehmen muss.
77