Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

       
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
102 Kometen und Meteore. 
Gewissheit constatirtt werden kónnte, dass eine Lichtablenkung nicht stattfindet, 
so wire damit noch nichts erwiesen, denn dann ist der nichstliegende Schluss, 
wie auch OrmERs bemerkt, dass der Schweif aus discreten Theilchen besteht: 
bei der enormen Ausdebnung des Schweifes kónnte dann die Masse noch eine 
ganz betrüchtliche sein. Die Kerne selbst scheinen allerdings nicht sonderlich 
gross zu sein; für den Kometen 1811 I war der wahre Durchmesser des Kerns 
nicht über 4000 £m; für den grossen DoNATI'schen Kometen 1858 VI nur 1000 km, 
bei dem grossen Kometen von 1862 nach WINNECKE's Messungen bloss 40—50 Æm. 
Die Messungen dieser kleinen Winkel, unter denen die Kometenkerne erscheinen. 
sind aber dann mehr Schätzungen, mit erheblicher Unsicherheit behaftet. 
Würde man für den Kometen (220) einen Halbmesser von etwa 1000 £m und 
für seine Dichte etwa diejenige der Erde annehmen, so würde % = 2585, und 
seine Wirkung auf die Erde uz der Sonnenwirkung, also 4158 mal stürker als 
die Wirkung des Jupiter. Allein, wenn der Halbmesser nur 4j des früheren, also 
100 £m angenommen wird, so wáre die Wirkung schon 4955 der früheren, also 
35:1gy; und nimmt man für den Kometen etwa die Dichte des Wassers, so wäre 
die Wirkung im Verháültniss 5:5: 1 zu verkleinern, also nur unu der Sonnen- 
wirkung, wäre aber noch beinahe co gross, wie die Wirkung des Jupiter. 
Ob man auch für den Kometenkern, dessen Spectrum jedenfalls dasjenige 
eines festen oder flüssigen Körpers ist, eine Dichte, etwa wie diejenige der 
atmosphärischen Luft annehmen dürfte, bleibt fraglich; über dıe Grösse der 
Kerne befinden wir uns noch ziemlich im Unklaren; viele sind, wie erwähnt, 
selbst im Fernrohre nicht sichtbar (vergl. pag. 54) und verrathen sich nur durch 
das Spektroskop. Auf diese Weise kónnen wir also über die Wirkung der Ko- 
meten kaum Aufschluss erhalten, um so mehr, als eine solche hypothetische 
Annäherung nicht oft statifindet, da die angeführten Proximitätspunkte sich auf 
die Bahnen beziehen, die Körper selbst aber äusserst selten gleichzeitig durch 
diese Punkte gehen werden und man bleibt bei diesen Schlüssen zur Zeit auf 
den Mangel jedes Einflusses des ExckEschen Kometen auf den Planeten Mercur 
angewiesen. Um so werthvoller ist für die Beurtheilung der Kometenmassen daher 
noch die Thatsache, dass im Jahre 1886 der Komet (309) mitten durch das 
Jupitersystem ging, ohne in den Bewegungen der Satelliten auch 
nur die geringste merkliche Stórung hervorzubringen. Der Komet 
näherte sich dem Jupiter bis auf 00098 Erdbahnhalbmesser (vergl. pag. 92) oder 
20:88 Jupiterbalbmesser, wührend die Entfernung des äussersten Jupitersatelliten 
27 Jupiterhalbmesser betrágt. 
Diese Thatsachen beweisen zur Genüge, dass die Kometenmassen nur 
üusserst klein sind, und dass man bei der Berechnung der Stórungen der anderen 
Himmelskórper ihre Massen, wenigstens bei der jetzt angestrebten und erreich- 
baren Genauigkeitsgrenze, und vielleicht noch sehr lange hinaus, in völliger 
Strenge gleich Null setzen kann. Es gilt dieses nicht nur für die grossen Planeten, 
sondern auch für die kleinen Planeten, ja sogar für jeden Stein auf der Erde, 
da die Wirkung nicht von der Masse des beeinflussten (gestörten) Körpers, sondern 
nur von dem Verhàáltniss der Massen des stórenden und des Centralkórpers ab- 
hängt. Man könnte nur noch einwerfen, dass die Wirkung eine wesentlich 
andere sein müsste, wenn die Annáherung bis zur Berührung stattfinden, d. h. 
wenn ein Zusammenstoss statthnden würde. Die Wahrscheinlichkeit dieses Zu- 
sammenstosses ist nun wohl áusserst gering; aber selbst wenn ein solcher 
stattfinden sollte, so würde er nur von verderblichen Folgen für den Kometen, 
 
	        
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