106 Kometen und Meteore.
gegen 6 Uhr aus einer in einem. grossen Theile von Deutschland sichtbaren
Feuerkugel, die unter heftigem Getöse zersprang, zwei Meteormassen im Gewichte
von 35 £gr und 8 Agr in einer Entfernung von ca. 1500 z von einander zur Erde
fielen. Der. erstere grössere drang ungefáhr 6 s tief in die Erde, wohl die
grösste Tiefe, bis zu welcher das Eindringen der Meteore constatirt wurde.
Eine gewisse Berühmtheit erhielt der grosse Steinregen von Barbotan in der
Gascogne am 24.]uli 1790. Aus einer zwischen 9 und 10 Uhr in verschiedenen
Gegenden gesehenen Feuerkugel mit langem Schweife fielen zwei Minuten nach
ibrem Zerspringen eine Menge Steine zur Erde, die gesammelt, und mit einem
von dem. Maire unteizeichneten Berichte an die Academie geschickt wurden.
Der mit der Untersuchung betraute Gelehrte BERTHOLON erklärte aber diesen
ganzen Bericht als ein dem Volksglauben entsprungenes Märchen!) — vielleicht
die letzte Erklärung dieser Art, welche von einer wissenschaftlichen Körperschaft
gegeben wurde: Für die am 26. April 1803 bei L'Aigle gefallenen Meteoimassen,
von denen die grosste nahe 9 4g» wog und welche ebenfalls der Akademie ein-
gesendet worden waren, gab der Physiker BıoT, wie schon erwähnt, die richtige
Erklärung. Der Fall von L'Aigle gehórt übrigens zu den eigentlichen Steinregen;
auf einer elliptischen Fläche, in der Ausdehnung von 11 £z von S. O. nach N. W.
und 44 zm in der dazu. senkrechten Richtung fiel eine. grosse Menge Steine.
Ein ähnlicher, ‚wenn auch nicht so ausgedehnter Steinfall war der vom 20. Januar
1868 beiPultusk; aus einer, im ganzen östlichen Deutschland, in Polen, Böhmen,
Mähren beobachteten Feuerkugel fielen nach einem unter donnerartigem Getôse
erfolgten Zerplatzen über 3000 Steine, von denen die gróssten ein durchschnittliches
Gewicht.von 14 bis 2 Agr hatten, auf einer Fläche von mehr. als 7°5 &m Länge
und 2 £m Breite.
Ausser den Meteorsteinfällen ist noch der Staubfälle Erwähnung zu thun,
zu. denen. vielleicht aucb, wenigstens theilweise die Erscheinungen des rothen
Schnees, des rothen Regens, Blutregens, Schlammregens u. s. w. zu zählen sind.
CHLADNI zühlt in seiner zweiten Schrift eine grosse Menge auf, welche haupt-
sáchlich aus. dem Grunde Beachtung verdienen, weil die weitaus grósste Mehr-
zahl auf ganz bestimmte Daten fällt. Die wichtigsten mögen deshalb hier an-
geführt werden.
1) 1548 November 6 fiel im Mansfeldischen eine rothe Flüssigkeit, wie
geronnenes Blut, nach einer Feuerkugel (1o. November)?).
2) 1560 December 24 in Lillbonne: Blitz und Krachen bei heiterem Himmel;
Feuer am Himmel. Albi dicitur, pluisse sanguine (December 23).
3) 1618 in der zweiten Hálfte des August. Steinfall, Feuermeteore und
Blutregen in Steiermark.
4) 1623 August 12 Blutregen zu Strassburg (August 15).
5) 1637 December 6. Zwischen 7 Uhr Abends bis den folgenden Tag 2 Uhr
auf einem Schiff im Meerbusen von Volo: zwei Finger hoch Staubfall.
(December 9).
1) Vier Jahre früher war bei Lucé (in Maine) am 13. September 4% Uhr Nachmittags aus
einem dunklen Gewólke nach einem kanonenschussähnlichen Donner ein ca. 34 Æ7 schwerer
Stein zur Erde gefallen, welcher ebenfalls mit noch zwei anderen zur selben Zeit bei Aire in
Artois und bei Coutances in Manche gefallenen der Academie geschickt wurde, von dieser aber
als irdisches Gestein erklärt wurde.
2) Die in () beigesetzten Zahlen geben die Reduction auf eine gemeinsame Epoche (1850)
wie dieselbe von H. À. NEWTON für die Sternschnuppen des BroT’schen Kataloges in SILIMAN
American Journal of Science and Arts, IT Serie, Bd. 36 durchgeführt wurde.