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Kometen und Meteore.
der Meteorstaub, den zuerst (1872) NORDENSKJOLD auf dem Polareise in Grón-
land, dann in Spitzbergen und auf dem Schnee in Schweden und Finnland
gesammelt hat.
Die zur Erde gefallenen Meteormassen sind im Momente des Fallens in
einem Zustande hoher Erhitzung, von einer sogen. »Schmelzrindec, d. i. von einer
geschmolzenen, erst in Erstarrung begriftenen, dünnen, glatten und dunklen Kruste
umgeben. Aerolithe ohne Rinde führt SCHIAPARELLI!) nur zwei an: den von
Chantonnay, gefallen am 5. August 1812 und von Setif, gefallen 9. Juni 1867.
Versuche über die Schmelzrinde an terrestrischen Körpern gleicher Natur haben
gezeigt, dass das Aussehen und die Constitution der Kruste durch eine plötzliche,
blitzartige Schmelzung erklärt werden können ?).
Ihrer chemischen Constitution nach bestehen die Meteormassen entweder
aus gediegenem, metallischem Eisen oder aus Gesteinen, oder aus Gemengen
beider; in den Steinmeteoren findet man kleine Krystalle eingesprengt, was
ebenfalls auf eine rasche Abkühlung oder heftige Erschütterung während der
Krystallisation hindeutet, da bei Schmelzung und langsamer Abkühlung sich
grosse, ausgesprochene Krystalle bilden.
Unter den vielen Eintheilungen, welche für Meteormassen gegeben wurden,
ist die consequenteste die von DAUBREE®) gegebene; er theilt die Meteor-
massen in:
A. Siderite, welche Eisen enthalten,
B. Asiderite, welche kein Eisen enthalten.
A. Zu den Sideriten gehóren: I. Holosideren, welche nur Eisen enthalten,
oder Gesteinsbeimengungen in so geringen Quantitüten, dass nur die chemiscne
Analyse sie nachzuweisen vermag, sie sind sehr selten, etwa 1% aller Meteorfälle.
Diese nach RosE& vorzugsweise als Meteoreisen benannten Massen bestehen
aus einer Legirung von Eisen mit geringen Quantitäten (bis zu 20%) Nickel. Die
auftretenden nichtmetallischen Bestandtheile sind: phosphorsaures Nickeleisen
(Schreibersit), Spuren von Silicium. An der polirten Oberfläche des Meteoreisens
treten, wenn dieselbe mit Salpetersäure geätzt wird, die sogen. WIDMANNSTATTEN-
schen Figuren, d. s. zarte Linien und Zeichnungen hervor, aus welchen man
erkennen kann, dass die Masse krystallinisch ist, aus diinnen Lagen einzelner,
feiner Krystalle bestehend.
1) »Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppene, pag. 27.
3) Wohl die ersten Versuche dieser Art rühren von ScHREIBERS (1816) her. In neuerer
Zeit wurde von H. REUsCH versucht, diese Schmeizrinde als durch wiederholte oberflàchliche
Schmelzung der Masse beim Durchgange durch das Perihel zu erklüren. Der Widerlegung
dieser Ansicht hat v. NIESSL einen grossen Theil seiner Abhandlung »Ueber die Periheldistanzen
und die Bahnelemente jener Meteoriten, deren Fallerscheinungen mit einiger Sicherheit beobachtet
werden konnten, Brünn 1891« gewidmet. Er untersuchte die Bahnen von 36 Meteoriten und fand,
dass von diesen nur für einen, denjenigen von Tieschitz (gefallen r5. Juli 1878), gleichgiltig ob
man die kosmische Geschwindigkeit gleich 2, V2 oder V 1-5 annimmt, die Periheldistanz kleiner
ist als diejenige des Mercur: und ausserdem noch für 5, resp. 6 kleiner als diejenige der Venus,
und zwar für die Fälle von Toulouse (gefallen 10. April 1812), Hraschina (gefallen 26. Mai 1751),
Villanova (gefallen 29. Februar 1868), Blansko (gefallen 25. November 1833) unter jeder der
drei Annahmen, und für diejenigen von Jova City (gefallen 15. November 1861), für v — y 2
oder 2 oder aber für die beiden von Stannern (gefallen 22. Mai 1808) und Agen (gefallen
5. September 1814) für die Annahme v — J/1'5. An eine Schmelzung in diesen Entfernungen
kann aber bei der bekannten Constitution dieser (zur Erde gefallenen) Meteore nicht gedacht
werden.
3) Compt. rend., Bd. 65, pag. 60.