114 Kometen und Meteore.
seiner »Reise in die Aequinoctialgegenden des neuen Continents!)« folgender.
maassen.
sDie Nacht vom 11. zum 12. November (1799) war kühl und ausnehmend
schon. Gegen Morgen von 24 Uhr an, sah man gegen Ost höchst merkwürdige
Feuermeteore. BONPLAND, der aufgestanden war, um auf der Gallerie der Kühle
zu geniessen, bemerkte sie zuerst. Tausende von Feuerkugeln und Sternschnuppen
fielen hintereinander, vier Stunden lang. Ihre Richtung war sehr regelmässig
von Nord nach Süd; sie füllten ein Stück des Himmels, das vom wahren Ost-
punkte 30? nach Nord und nach Süd reichte. . . Nach BoNPLAND's Aussage
war gleich zu Anfang der Erscheinung kein Stück am Himmel so gross als
drei Monddurchmesser, das nicht jeden Augenblick von Feuerkugeln und Stern-
schnuppen gewimmelt hátte. Der ersteren waren wenigere; da man ihrer aber
von verschiedenen Grössen sah, so war zwischen diesen beiden Klassen von
Erscheinungen unmóglich eine Grenze zu ziehen. Alle Meteore liessen 8 bis 10?
lange Lichtstreifen hinter sich zurück, was zwischen den Wendekreisen háufig
vorkommt. Die Phosphorescenz dieser Lichtstreifen hielt 7 bis 8 Secunden an.
Manche Sternschnuppen hatten einen sehr deutlichen Kern von der Grósse der
Jupiterscheibe, von dem sehr stark leuchtende Lichtfunken ausfuhren. Die
Feuerkugeln schienen wie durch Explosion zu platzen; aber die gróssten, von
1? bis 1? 13' Durchmesser, verschwanden ohne Funkenwerfen, und liessen leuch-
tende, 15—90 Minuten breite Streifen (#rabes) hinter sich. Das Licht der Meteore
war weiss, nicht róthlich, wahrscheinlich, weil die Luft ganz dunstfrei und
sehr durchsichtig war. . . Fast alle Einwohner von Cumana sahen die Er-
scheinung mit an, weil sie vor 4 Uhr aus den Hàáusern gehen, um die Friihmesse
zu hóren. Der Anblick der Feuerkugeln war ihnen keineswegs gleichgültig;
die ältesten erinnerten sich, dass dem grossen Erdbeben des Jahres 1766 ein
ganz ähnliches Phänomen vorausgegangen war. . .« (pag. 51,52).
»Von 4 Uhr an hórte die Erscheinung allmáhlich auf; Feuerkugeln und Stern-
schnuppen wurden seltener, indessen konnte man noch eine Viertelstunde nach
Sonnenaufgang mehrere an ihrem weissen Lichte und dem raschen Hinfahren er-
kennen . . . . .« (pag. 52). »Da bei meinem Abgange von Europa die Physiker
durch CurApNrs Untersuchungen auf Feuerkugeln und Sternschnuppen besonders
aufmerksam geworden waren, so versáumten wir auf unserer Reise von Caracas
nach dem Rio Negro nicht, uns überall zu erkundigen, ob am 12. November
die Meteore geschen worden -seien:… ++ - Der Kapuziner in der Mission San
Fernando de Apure, die mitten in den Savannen der Provinz Varinas liegt, die
Franziskaner an den Fällen des Orinoko und in Maroa am Rio Negro hatten
zahllose Sternschnuppen und Feuerkugeln das Himmelsgewölbe beleuchten sehen.
Maroa liegt 780 £m südwestlich von Cumana. Alle diese Beobachter verglichen
das Phänomen mit einem schönen Feuerwerk, das von 3 bis 6 Uhr morgens
gewährt... ., Am Süd-Ende von spanisch Guyana, im kleinen Fort San Carlos,
traf ich Portugiesen, die von der Mission San Jost dos Maravitanos den Rio Negro
heraufgefahren waren. Sie versicherten mich, in diesem Theile Brasiliens sei
die Erscheinung zum wenigsten bis San Gabriel des Cachoeiras, also bis zum
Aequator sichtbar gewesen.
»Ich wunderte mich sehr über die ungeheure Hóhe, in der die Feuerkugeln
gestanden haben mussten, um zu gleicher Zeit in Cumana und an der Grenze
von Brasilien, auf einer Strecke von 1085 £s gesehen zu werden. Wie staunte
!) Gesammelte Werke, Cotta'sche Ausgabe, Bd. 6.