Halls
Kometen und Meteore.
ich aber, als ich bei meiner Riickkehr nach Europa erfuhr, dieselbe Erscheinung
sei auf einem 64 Breiten- und 91 Lingengrade grossen Stück des Erdballes,
unter dem Aequator, in Südamerika, in Labrador und in Deutschland gesehen
worden! . . .« (pag. 53/54).
»Von Weimar an den Rio Negro sind es 3340 #m, vom Rio Negro nach
Herrnhut in Grónland 5850 Zz. Sind an so weit auseinander gelegenen Punkten
dieselben Meteore gesehen worden, so setzt dies für dieselben eine Hóhe von
1850 £s voraus . . . . Ich móchte fast glauben, dass die Chaymas in Cumana
nicht dieselben Feuerkugeln gesehen haben, wie die Portugiesen in Brasilien
und die Missionäre in Labrador .. . . . Die Physiker (BENZENBERG und BRANDES),
welche in neuerer Zeit über die Sternschnuppen und ihre Parallaxen so mühsame
Untersuchungen angestellt haben, betrachten sie als Meteore, die der äussersten
Grenze unseres Luftkreises, dem Raume zwischen der Region des Nordlichtes
und der der leichtesten Wolken angehóren. . .. Welchen Ursprung nun auch
diese Feuermeteore haben mögen, so hält es schwer, sich in einer Region, wo
die Luft verdünnter ist, als im luftleeren Raume unserer Luftpumpen, wo (in
49 £m Hóhe) das Quecksilber im Barometer nicht 0:024 mm hoch stinde, sich
eine plötzliche Entzündung zu denken. .. . Man könnte annehmen, bei den
frühesten Umwálzungen des Erdballes seien Gase, die uns bis jetzt ganz unbekannt
geblieben, in die Luftregion aufgestiegen, in der sich die Sternschnuppen bewegen;
aber aus genauen Versuchen mit Gemischen von Gasen von verschiedenem speci-
fischen Gewichte geht hervor, dass eine oberste, von den unteren Schichten ganz
verschiedene Luftschichte undenkbar ist . Diese Schwierigkeiten würden
grossentheils beseitigt, wenn man die Sternschnuppen nach der Richtung, in der
sie sich bewegen, als Kórper mit festem Kern, als kosmische (dem Himmels-
raume ausserhalb unseres Luftkreises angehórige) nicht als tellurische (nur
unserem Planeten angehórige) Erscheinungen betrachten kónnte.« (pag. 57).
HuMBorpT führt hier in seinem Berufung auf CHLADNI an, dass dieser die
Sternschnuppen als den äussersten Grenzen des Luftkreises dem Raume zwischen
der Region des Nordlichtes und der der leichtesten Wolken angehórig, betrachtet:
dieses kann jedoch nur auf ein Missverstehen der CHLADNI'schen Meinung zurtick-
gefübrt werden. Merkwürdig ist, dass sich in der nächsten Zeit die Meinung
herausbildete, dass die Sternschnuppen, aus dem Weltraume kommend, du:ch die
Anziehung der Erde zu Satelliten derselben werden. LAPLACE sieht dieses als eine
bekannte Thatsache an, er schreibt in der Connaissance des temps fiir 1816
(pag. 213) in einem Aufsatze: »Sur les Comites«: »Les Cométes serraient ainsi re-
lativement au systéme solaire, ce que les aerolithes sont par rapport à la terre, à la-
quelles elles paraissent étrangéres.« Die Erscheinung der Kometen, als aus dem Welt-
raume kommende, dem Sonnensysteme einverleibter Kórper, wird hierbei mit den-
jenigen der in gleicher Weise aus dem Weltraum kommenden, zu Satelliten der Erde
umgewandelten Aerolithen erklärt. Dieselbe Meinung áussert H. Davv in seinen
»Untersuchungen über die Flamme«!). Er sagt: »Die Thatsachen, welche in
dem ersten Abschnitte dargestellt sind, enthalten den Beweis in sich, dass das
Licht der Sternschnuppen und der Meteore nicht von einem Entflammen (in-
flammation) elastischer Flüssigkeiten herrühren kann, sondern dass es auf dem
Glühen (Zemzion) fester Kórper beruhen muss. ... Diese Kórper bewegen sich
auf jeden Fall mit einer ungeheuren Geschwindigkeit, bei der sie fáhig sind, in
der allerverdünntesten Luft eine Verdichtung zu bewirken, welche hinreicht, aus ihr
1) GiLBERT's Annalen der Physik, I. Serie, Bd. 56, pag. 240.