116 Kometen und Meteore.
hinlänglich viel Wärme zu entbinden, um diese Kôrper zu entzünden. Man wird
daher alle diese Phänomene erklären können, wenn man annimmt, dass die Stern-
schnuppen kleine, feste Körper sind, welche sich um die Erde in sehr excentri-
schen Bahnen bewegen, und sich bloss dann entzünden, wenn sie mit unermess-
licher Geschwindigkeit durch die oberen Theile der Atmosphäre hindurchziehen,
und dass diejenigen dieser Meteore, welche Steine herausschleudern, indem sie
explodiren, ähnliche Körper sind, welche eine verbrennliche oder elastische
Materie enthalten.«.
In seiner zweiten Schrift »Ueber die Feuermeteore und über die mit den-
selben herabgefallenen Massen« beschrünkt sich CHLADNI nicht bloss auf eine
Erweiterung seiner ersten Schrift, sondern er macht auf einige bei den Stern-
schnuppen gemachte Beobachtungen, auf gewisse anomale Bewegungen, auf das
Verhältniss der kosmischen Geschwindigkeiten, mit denen die Meteore in die
Luft eintreten, zu denjenigen, mit denen sie zur Erde gelangen, auf den Ursprung
der Sternschnuppen u. s. w. aufmerksam, wovon spáter an seiner Stelle die
Rede sein wird. Ferner vergleicht er bereits die Zahl der Sternschnuppen nach
den Tages- und Jahreszeiten, wo allerdings mehr die Anregung zu diesen Záhlungen,
als seine aus nur wenigen Beobachtungen gefolgerten, von den spáteren wesent-
lich verschiedenen Resultate, zu erwähnen sind.
BRANDES hatte im Jahre 1823 neuerdings correspondirende Beobachtungen
zur Bestimmung der Hóhe der Sternschnuppen aufgenommen, und einen weit
ausgedehnteren Plan dafür entworfen. Seine Mitarbeiter waren!): ScHorz in
Leipe bei Bolkenhain und OrrAwa in Trebnitz (beides Schüler von BRANDES),
LIEDTKY und Worr in Gleiwitz (Gymnasiallehrer daselbst), PETZOLDT in Neisse
(Gymnasiallehrer daselbst), LOHRMANN und PRESSLER in Dresden, Baron
VON RICHTHOFEN auf Brechelshof bei Jauer; Lieutenant von PrITTWITZ in Berlin,
KRZIZANOWSKY in Krakau, Dr. HEILBRONN in Brieg und BRETTNER, DovE, FELDT,
GEBAUER, NEPILLY, TÜRKHEIM, WEBER und WICHER in Breslau. Für diese Zahl
der Beobachter waren aber die erhaltenen Beobachtungen nicht gerade allzu zahl-
reich: BRANDES erhielt Höhenbestimmungen für 63 Sternschnuppen. Bemerkens-
werth aber ist, dass er bereits das Vorherrschen einer gewissen Bewegungsrichtung
bei den Sternschnuppen constatirte, und dafür auch die richtige Ursache angab.
Um dieselbe Zeit hatte auch QUETELET, ohne von den Untersuchungen
von BRANDES zu wissen, seine Untersuchungen über die Sternschnuppen be-
gonnen?); bald darauf, nach der Wiederkehr des grossen Sternschnuppenphánomens
im Jahre 1833, wurde OrwsrEDT auf die Periodicitát der Erscheinung geführt und
damit waren, um die Worte BEssELs zu gebrauchen, die Sternschnuppen »zu
Gegenständen der Aufmerksamkeit des Astronomen geworden, und forderten
diesen auf, auch ihre nähere Untersuchung, als nicht ausser seinem Kreise
liegend, zu betrachten.« Die erste praktische Aufforderung dieser Art war wohl
diejenige, welche ARAGO in den Instructionen für die Officiere des Schiffes »La
Bonite« bezüglich der astronomischen Beobachtungen der Sternschnuppen giebt.
Die Officiere des Schiffes wurden angewiesen, die Zeit der Erscheinung der Stern-
schnuppen, ihren Ort am Himmel und die Richtung der Bewegung zu notiren?®).
Gegen den kosmischen Ursprung der Meteore schien auch der Umstand zu
sprechen, dass dieselben oft mit heftigen Winden und plötzlicher Abkühlung
auftraten. Dass dieses eine nothwendige Begleiterscheinung der Sternschnuppenfälle
') Vergl. seine »Unterhaltungen für Freunde der Physik u. Astronomie«, Leipzig 1825, pag. 5.
?) »Physique du Globe«, pag. 267.
?) Compt. rend, Bd. I, pag. 393.